Passau
Ihnen reicht es: Das stört Landwirte im Passauer Land an der Agrarpolitik

12.11.2019 | Stand 20.09.2023, 22:04 Uhr

Mit Strohmanderln wie hier bei Fürstenzell zeigen die Landwirte im Passauer Land ihren Unmut über die Agrarpolitik. −Foto: Niedermaier

Deutschlandweit protestieren Landwirte gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung. In der Diskussion um mehr Umweltschutz fühlen sie sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Auch die Bauern aus dem Passauer Land. Einige von ihnen sind Ende Oktober nach München gefahren. Und sie zeigen ihren Protest auf der grünen Wiese - stellen grüne Kreuze auf oder Strohmanderl.

"Wir lassen uns nicht mehr alles in die Schuhe schieben." Das sagt Alois Penninger, 28 Jahre alt, Landwirt aus Fürstenzell. 2000 Mastschweine stehen bei ihm im Stall. Er hat einen modernen Ökobetrieb, sich weitere Standbeine aufgebaut wie Solarmodule, betreutes Wohnen - und ist für sein Unternehmertum 2018 als Landwirt des Jahres ausgezeichnet worden. Mit Kollegen vom Ringer junger Landwirte Fürstenzell hat er vier Strohmanderl aus Pressballen aufgebaut. Sie stehen in Fürstenzell neben der Straße und halten ihre Mistgabeln in den Himmel, mit dem Slogan "Ohne Bauern - keine Zukunft". "Ich ärgere mich über Gesetze, die über die Köpfe der Landwirtschaft hinweg beschlossen werden," sagt er.

Beispiel Schweinestall. Gebaut haben den seine Eltern im Jahr 2009 mit Auslauf und Buchten nach den damaligen Ökokriterien. "Kaum war er gebaut, änderten sich die Richtlinien - zack, musste ein Drittel der Fläche plötzlich unter freiem Himmel sein." Ein Problem für die Landwirte, denn: "Wenn man viel Geld in den Stallbau investiert, ist das ja ein hohes Risiko, da braucht man auch Sicherheit", sagt er. Penninger findet: "Die Leute halten ein idyllisches Bild von der Landwirtschaft hoch und übersehen dabei, dass wir auch Unternehmer sein müssen."

"Der Druck steigt"

"Agrarpolitik ist nicht mehr faktenbasiert, sondern ideologisch." Das kritisiert Fritz Seiler, der einen Ackerbaubetrieb mit Schweinemast bei Rotthalmünster bewirtschaftet. Zudem betreibt er ein Transportunternehmen mit dem Schwerpunkt organischer Düngung. "Ich bin Landwirt mit Leib und Seele", sagt Seiler, der sich nächtelang in Studien und Verordnungen einliest. "Der Druck steigt", sagt er. Weil ihn das neue Agrarpaket geärgert hat, ist er Ende Oktober mit seiner Lkw-Zugmaschine zu den Protesten nach München gefahren. "Respect the Farmers", hat er auf sein Plakat geschrieben. Nitratrichtlinie, Düngeverordnung, neue Regeln zu Pflanzenschutzmitteln - das alles ärgert ihn. "Die Einträge von Nitrat stammen nicht nur aus der Landwirtschaft. 50 Prozent kommen aus Kläranlagen, die mit Mischwasserkanälen betrieben werden", greift Seiler heraus. Auch wie Nitrat im Boden gemessen wird, kritisiert er. "Die Messpunkte liegen zwei bis drei Meter in der Tiefe. Da ist aber noch der Nährstoffraum für die Pflanze, es wäre eine größere Tiefe erforderlich. Andere europäische Länder haben zudem ein flächenabdeckendes System der Messstellen. Wir hingegen konzentrieren uns nur auf belastete Gebiete, deshalb haben wir auch höhere Werte. Das ist eine Sauerei."

Mehr zu diesem Thema - was diese zwei Landwirte noch mehr zu sagen haben und was zwei weitere Landwirte bemängeln - lesen Sie in Ihrer Ausgabe der Passauer Neuen Presse vom 12. November im Lokalteil Passau (Online-Kiosk) oder kostenlos mit PNP Plus:
- Georg Mayerhofer
- Michael Löw
- Alois Penninger
- Fritz Seiler