Untergriesbach
Pumpspeicherkraftwerk Riedl: Ein umstrittenes Projekt bleibt im Fluss

19.10.2019 | Stand 21.09.2023, 21:50 Uhr

Diese Darstellung des Betreibers Verbund beschreibt die Pläne für die Bauwerke und Schächte beim Projekt Energiespeicher Riedl, sowohl unten im Donaustauraum in Jochenstein als auch im Bereich des Speichersees zwischen Riedl und Gottsdorf. Zu erkennen ist auch der Verlauf der Fischwanderhilfe in und um Jochenstein. Diese wird auf jeden Fall gebaut, unabhängig vom Speicherprojekt. −Grafik/Foto: Verbund

Das Projekt des Pumpspeichers Riedl im Landkreis Passau ist seit Jahren umstritten. Doch es wird vom Betreiber fortgesetzt.

Er ist wieder da. Dabei war er nie weg gewesen. So lässt sich der Stand der Dinge am besten beschreiben beim Projekt Pumpspeicher Riedl oberhalb des Donaukraftwerks Jochenstein (Markt Untergriesbach/Landkreis Passau). "Wir betreiben das Projekt Energiespeicher Riedl nach wie vor mit voller Kraft", berichtet jetzt Projektleiter Dr. Dominik Mayr von der österreichischen Verbund auf Nachfrage der PNP. Sobald man den Bescheid der Planfeststellung habe, könne und würde man sofort loslegen, meint Mayr. Die Planfeststellung liegt nach wie vor beim dafür zuständigen Landratsamt Passau.

Vier Jahre Bauzeit

Etwa im Jahr 2022 könnte die Planfeststellung abgeschlossen sein, schätzt er vorsichtig. Dann würden sie anfangen. Vier Jahre Bauzeit wären eingeplant, alles inbegriffen, Becken und Schächte. Ganz so wird es nicht kommen. Sowohl Anwohner als auch Naturschutzverbände haben Klagen gegen die Bescheide angekündigt. Das Verfahren zur Planfeststellung läuft schon seit dem Jahr 2012. Das hatte in der Öffentlichkeit den Eindruck erzeugt, das Projekt schlummere sanft vor sich hin – oder sei ganz entschlafen. Den Eindruck verstärkt hatten Nachrichten über Pumpspeicher und Speicherprojekte im deutschen Raum, die auf Halde liegen oder ganz begraben wurden.

Geschäftsmodell der Pumpspeicher funktioniert nicht mehr

Das alte Geschäftsmodell der Pumpspeicher ist zerstört: Strom erzeugen, wenn er knapp und teuer ist, ihn nutzen, um Wasser ins Becken zu pumpen, wenn der Strom – etwa nachts – besonders billig ist. Die Lage jetzt: Pumpspeicherkraftwerke werden zwar weiter im Winter und an verregneten Sommertagen gebraucht, die Zahl der Tage, an denen sie Geld verdienen können, ist deutlich geschrumpft. Was Experten Sorgen macht: Fallen diese Wasserkraftwerke künftig aus, fällt auch ihre Speicher- und Reserveleistung weg. Fachleute und Politiker beklagen ein Paradox: Die Speicher würden für die Energiewende dringend gebraucht, das Geschäftsmodell lohne sich aber aktuell kaum noch. Gegner der Pumpspeicher bestreiten diese Zusammenhänge und die Notwendigkeiten vehement.

Gegner beklagen vor allem den Flächenverbrauch

Die Gegner beklagen vor allem den hohen Flächenverbrauch. Tatsächlich werden für das Oberbecken 24 Hektar Wiese und Acker benötigt, in einer Senke zwischen den Orten Gottsdorf und Riedl. Mayr verweist auf 50 Hektar "hochwertige Ausgleichsflächen", die das Unternehmen anlegen werde oder schon angelegt habe. Dazu gehörten Vogelschutzwiesen, Amphibienteiche sowie unter anderem eine neue große Wasserlandschaft an der Donau, eine Art Altwasserarm oberhalb des Ortes Erlau.

Projektleiter: "Gehe davon aus, dass wir uns einigen können"

Ein weiteres strittiges Thema: Von den 24 Hektar Fläche für den Speichersee gehören der Verbund nach eigenen Angaben derzeit rund 80 Prozent. Einige Grundbesitzer haben angekündigt, auf keinen Fall ihre Flächen herzugeben. Mayr glaubt nicht, dass das Projekt daran scheitert. "Ich gehe davon aus, dass wir uns mit den Grundbesitzern einigen können."

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