Mitglieder der Niederbayerischen Philharmonie
„Wenn ich keine Frau wäre ...“ – Heftiger Applaus für Kammerkonzert in Passau

04.03.2024 | Stand 25.03.2024, 21:05 Uhr
Carola Baumann-Moritz

Famoses Team: Sonja Maderer, Margret Schlooz, Jochen Löflath, Kyung A Jung, Chung-Ning Tung, Yushan Li, Alexander Larin. − F.: Baumann-Moritz

„Wenn ich keine Frau wäre, ich’s leichter hätte“, klagte einst Clara Schumann als Mutter, Frau eines kranken Mannes und als Komponistin. Mitglieder der Niederbayerischen Philharmonie haben in Eigenregie eine bemerkenswerte Kammermusikreihe ins Leben gerufen und präsentierten am Sonntag im Passauer Stadttheater einen Abend mit Kompositionen von Frauen. „She composed“ ist eine Hommage an Komponistinnen, die es wahrlich verdient haben, wahrgenommen zu werden.

Sonja Maderer begrüßt die Gäste im voll besetzten Parkett mit dem dringenden Appell, die Frauen in den Fokus zu stellen. Eröffnet wird das Konzert mit einem Trio für Flöte, Oboe und Klavier von der Britin Madeleine Dring (1923-1977). Dieses witzige Stück in drei Sätzen wird höchst professionell von Sonja Maderer, Flöte, Margret Schlooz, Oboe, und Kyung A Jung, Klavier, interpretiert. Flöte und Oboe harmonieren gut miteinander, haben Raum für ausgiebige Solopartien und werden durch das so einfühlsame Spiel des Klaviers getragen. Selbstbewusst und technisch perfekt erobern sie die Bühne mit dem anspruchsvollen Trio.

Auch Rebecca Clarke (1886-1979) kommt aus England und ist als Bratschistin sehr erfolgreich. Ihre „Two pieces for Viola and Cello“ werden leidenschaftlich von Yushan Li (Viola) und Alexander Larin am Violoncello vorgetragen. Die Komposition ist witzig und rhythmisch vertrackt und setzt die Bratsche wirkungsvoll in Szene.

Die einzig noch lebende Komponistin ist Elisenda Fábregas (1955), lässt mit ihrem Trio „Voces de mi tierra“ für Flöte, Violoncello und Klavier technisch höchst anspruchsvolle spanisch-amerikanische Melodien erklingen. Die drei Musiker sind hier gleichberechtigte Partner und können souverän diese eigenwillige Komposition musizieren.

Clara Schumanns Klaviertrio g-Moll ist der niveauvolle Höhepunkt des Abends mit Klavier, Violoncello und Violine (Chung-Ning Tung). Kyung A Jung begeistert mit ihrem engagierten und charismatischen Spiel und nimmt Violine und Cello mit in die hoch romantische Atmosphäre. In den vier sehr abwechslungsreichen Sätzen mit wunderbar gespielten Melodien der Geige und dem berührenden Ton des Cellos glänzt das Trio im fugenartigen Finale und zeigt, welch hohes Niveau in dieser Philharmonie vorhanden ist. Das letzte Stück, von Johanna Senfter (1879-1961), ein Sextett für Flöte, Oboe, Horn (Jochen Löflath, sehr sauber gespielt), Violine, Viola und Violoncello, ging erst 100 Jahre nach der Uraufführung im Frühjahr in Druck. Heftiger Applaus beschließt den Abend. Der Erfolg macht Hoffnung auf viele weitere Kammerkonzerte!

Carola Baumann-Moritz