Trauer um Manfred Kuhnt
Licht und Schatten so nah beieinander

17.03.2024 | Stand 25.03.2024, 20:20 Uhr
Simone Kuhnt

Helfen zusammen (v.r.): Florian und Heidi Barnerssoi vom Gasthaus Öller, Sabine Simmeth und Josef Schicho (AKB/Leukämiehilfe Passau), der am 23. März einen übergeordneten Helferverband für gegenseitigen Austausch gründet. Demnächst wird die Website www.heva-bayern.de mit näheren Infos gefüllt.  − Fotos: Kuhnt

Es war ein Auf und Ab, ein Hoffen und Bangen. Im November kam der leukämiekranke Koch Manfred Kuhnt ins Klinikum Passau. Um eine Chance im Kampf gegen den Blutkrebs zu haben, brauchte er dringend eine Blutstammzellenspende.

Im Dezember stellte das Gasthaus Öller-Team für ihn eine große Typisierungsaktion auf die Beine. 150 Menschen ließen sich mit ihren Gewebeproben in der weltweiten Spenderdatenbank für Blutstammzellen registrieren. Kurz danach die gute Nachricht: In der weltweiten Datenbank wurde ein passender Spender für „Mane“ gefunden. Er wurde ins Uniklinikum Regensburg verlegt, wo er im Februar die Spende erhielt. Sein Körper nahm die neuen Stammzellen an. Doch sein Allgemeinzustand war seit Wochen sehr kritisch. Am Dienstagmorgen, 12. März, ist Manfred Kuhnt friedlich eingeschlafen. Am vergangenen Sonntag wäre er 63 Jahre alt geworden, im Sommer wollte er heiraten.

Monatelang hatten ihn alle begleitet



Seine Lebensgefährtin Sabine Simmeth, seine elf älteren Geschwister, die Nichten und Neffen, der Freundeskreis und das ganze Gasthaus Öller-Team verlieren einen geschätzten und geliebten Partner, Bruder, Freund und Kollegen. Monatelang hatten sie ihn mit guten Wünschen, Besuchen und Sprachnachrichten begleitet, ihm immer wieder Mut gemacht. Bei der Typisierungsaktion hatten sie, befreundete Musiker, Rallye-Legende Walter Röhrl und weitere Unterstützer zusammengeholfen, um möglichst viele potenzielle Gewebespender zu mobilisieren und Geldspenden zu sammeln. „Midanand und ned aloa“ lautete das Motto. 11250 Euro kamen zusammen.
Das Geld wird nun gespendet an die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) und die Leukämiehilfe Passau e.V., welche die Typisierungen durchführten. Vor einigen Tagen, da lebte Manfred Kuhnt noch, haben Heidi und Florian Barnerssoi, die Wirtsleut vom Gasthaus Öller, an Josef Schicho zwei symbolische Schecks überreicht. Josef Schicho ist bei der AKB Außendienstmitarbeiter für Niederbayern und zugleich Mitglied bei der Leukämiehilfe Passau. „Mit den Spendengeldern können wir 322 Typisierungen finanzieren“, sagte er erfreut. Bei den Typisierungen spüre man immer einen starken Zusammenhalt, berichtete er, das sei auch beim Gasthaus Öller so gewesen. Ihren Beitrag leisteten auch die Lieferanten, die Getränke, Würstl, Semmeln spendeten, sowie der Zahnärztliche Förderkreis (ZÄF) Region Passau e.V.: Unter Federführung von Dr. Alexander Hartmann konnte man in mehreren Praxen Geld in die roten AKB-Sparschweine werfen und Gewebeproben von der Mundschleimhaut abgeben.
Das Sparschwein aus der Praxis Eichinger, Lorenz & Kollegen brachte Manfred Kuhnts Lebensgefährtin und Zahnarzthelferin Sabine Simmeth zur Spendenübergabe mit. Sie dankte allen Unterstützern für ihren beherzten Einsatz – und hoffte für ihren Mane weiter. Vergeblich.

Seine Organe waren bereits zu schwach

Manfred Kuhnts Organe waren schon zu schwach, um sich noch erholen zu können. Alle, die ihn kannten, werden ihn und seine unkomplizierte Herzlichkeit vermissen. Und sie sind sich einig: Nichts war umsonst. Die weltweite Spenderdatenbank hat durch die Typisierungsaktion beim Öller 150 potenzielle Lebensretter mehr auf der Liste, vielleicht sogar eine tatsächliche Lebensretterin: Am Tag nach Manfred Kuhnts Tod hat Sabine Simmeth von einer Kollegin erfahren, dass deren Nichte Elisa Bredl (24), die sich beim Öller typisieren ließ, kürzlich angeschrieben wurde, weil sie für einen Patienten/eine Patientin als Spenderin in Frage kommt. Elisa Bredl wohnt in Schalding l. d. Donau gleich in der Nähe vom Gasthaus Öller. Bis Ende Mai ist sie nun für den Patienten/die Patientin „reserviert“. Sobald deren/dessen gesundheitlicher Zustand es erlaubt, beginnt bei Empfänger/in und Spenderin die medizinische Vorbereitung. „Als Krankenschwester auf einer Krebsstation bin ich täglich nah dran an den Betroffenen. Es würde mich sehr freuen, wenn ich dazu beitragen könnte, jemandem eine Chance für ein zweites Leben zu geben“, sagt Elisa Bledl.

− kus