Ehrungen und Jahresbericht
Jagdschutzverein: Gemeinsam für die Heimat

Hegeschau für den Altlandkreis und die Stadt Passau – Punktlandung bei den vorgegebenen Abschusszahlen

22.04.2024 | Stand 22.04.2024, 5:00 Uhr
Anna Kelbel

Nehmen den Naturschutz auch nach jahrzehntelanger Mitgliedschaft ins Visier: Stv. Landrat Hans Koller (l.) sowie der 2. Vorsitzender des Jagdschutzvereins Andreas Wollinger (6. v. r.) verliehen goldene und silberne Nadeln (v.l.) an Robert Beinbauer, Sepp Müller, Martin Buchinger, Arthur Bauer, Walter Buchinger, Alfred Dorfmeister, Franz Biereder, Manfred Schmeling, Ewald Niggl und Josef Krautloher. − Fotos: Lindmeier

Von Anna Kelbel

Zur Hegeschau hat der Jagdschutzverein Passau und Umgebung in die Berufsschule an der Innstraße eingeladen. Wo sonst junge Landwirte ausgebildet werden, trafen sich am Samstagabend alte Hasen: Erfahrene Waidkameraden wollten wissen, wie der Hase rund um die Themen Jagd und Naturschutz läuft.
„Die Hegeschau zu veranstalten, also einen Überblick über unsere jagdlichen Aktivitäten zu geben, ist gesetzlich vorgeschrieben“, berichtet Andreas Wollinger, 2. Vorsitzender des Vereins. Er leitete routiniert die Veranstaltung, da Ernst Gerauer - mittlerweile Ehrenvorsitzender (PNP berichtete) − sein Amt als Vorsitzender aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann.
Nach fast dreißig Jahren unter den Fittichen Gerauers bleiben die Mitgliederzahlen zufriedenstellend: „Unser Verein zählt 420 Jägerinnen und Jäger, das veränderte sich in den letzen Jahren kaum“, erzählt Wollinger. Dass er nun vermehrt auch von Jägerinnen sprechen kann, freut ihn ganz besonders: „Der Frauenanteil steigt. Wir gehen auf die 30 Prozent Jägerinnen im Verein zu.“
Wollinger ist zudem aktiv in der Jagdhornbläsergruppe des Jagdschutzvereins, die den Abend stimmungsvoll einleitete. Anschließend richteten drei Ehrengäste aus der Politik Worte an die Jägerschaft, die die große Aula der Landwirtschaftsschule komplett füllte.
Der stv. Landrat Hans Koller (CSU) merkte an: „Jäger zu sein ist nicht nur ein Vergnügen, sondern eine große Leistung.“ Auch MdL Stefan Meyer (CSU) schwärmt von dem Herzblut der Jägerinnen und Jäger für ihr Metier. FW-Landtagsabgeordneter Christian Lindinger erhielt Applaus, als er verkündete, seit März selbst mit dem Jagdschein begonnen zu haben.
Wie es um die Waldverjüngung steht, referierte Forstdirektor Josef Kiefl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Passau (AELF). Er hob hervor, dass Passau, was die Verbissbelastung der Bäume in den insgesamt 26 Hegegemeinschaften angehe, erfreulicherweise deutlich besser als der bayerische Schnitt da stehe.
Die Frage, wie Jäger sich nach einem Unfall mit Wildtieren verhalten sollten, beantwortete Christoph Fenzl von der Unteren Jagdbehörde mit seinem Vortrag: Die Waidkameraden dürften das verletzte Tier nicht einfach erschießen, sondern müssen den Vorfall stets der Polizei sowie den zuständigen Behörden melden.
Für die Jungjägerausbildung ist Reinhold Aigner zuständig. Wie er

Derzeit nur neun Jung-Jäger in Ausbildung

berichtete, wollten 17 Junganwärter 2022/23 ihren Jagdschein erwerben, 14 haben die Prüfung bereits erfolgreich abgelegt. Der aktuelle Kurs zähle – sehr zum Bedauern Aigners – lediglich neun Teilnehmer. Doch der Ausbilder ist unermüdlich und nimmt sich fest vor, für das neue Ausbildungsjahr ab Oktober mit vollem Elan zahlreiche Jungjäger anzuwerben.
Großen Applaus erntete Landwirt Stefan Ponigl, der über die Wildlebensraumverbesserung referierte. Er warb für das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP), bei dem der Staat den Bauern Geld zuschießt, wenn sie gewisse Umweltschutzmaßnahmen einhalten. Für den Naturschutz setzt sich der Referent mit Herzblut ein. Mit Erfolg: Auf seinem Grundstück tauchen mittlerweile vermehrt Rebhühner auf. „Für meine Kinder sind Rebhühner auf den Feldern etwas völlig Normales. Ich habe als Kind nie welche gesehen“, freut sich der Landwirt über die Entwicklung.

Dass sich die Jagd im Wandel befindet, wurde spätestens nach dem Vortrag von Mario Schneider klar: Er ist Mitgründer des seit 2021 bestehenden Vereins Kitzrettung Dreiburgenland. Er betreibt Kitzrettung auf dem neuesten Stand der Technik, nämlich mit Drohnen. Ein solches Flugobjekt könne ganz schön ins Geld gehen, doch zum Glück schießt der Staat auch hier dazu. Der Tittlinger, der eigens einen Drohnenfühererschein absolvierte, kann sich mittlerweile vor hilfesuchenden Anrufen kaum retten.

Als Jagdberater des nördlichen Landkreises war es die Aufgabe von Dr. Josef Weig, über den Verlauf des vergangenen Jagdjahres zu informieren. Ein Abschussplan wird immer für einen Zeitraum von drei Jahren erstellt – 2023 war das zweite Jahr der Periode 22/24. Top vorbereitet lieferte er Zahlen, die sich sehen lassen: „Zwei Drittel der Abschussperiode ist vergangen und wir können eine Abschussquote von 66 Prozent vorweisen. Quasi eine Punktlandung.“

Zwischen 2022 und 2024 beträgt der Sollabschuss für Böcke in der Stadt Passau 247, bereits 165 Tiere wurden erlegt. „Auf zwei geschossene Rehböcke müssen

110 Tiere sterben jährlich auf der Straße

rund drei Rehe folgen“, erklärte Weig die aktuellen Vorgaben. In den letzten beiden Jahren schossen die Jäger in der Stadt Passau bereits 262 weibliche Tiere. Bei den Rehkitzen ist eine Quote von 69 Prozent erfüllt (185 von 268 zu erschießenden Kitzen).

Besonders glücklich ist der Jagdberater über die Steigerung der Abschussvorgaben: Seit 2016 steigerte sich die Sollzahl um 26 Prozent. Wichtig ist Josef Weig: „Wir sind keine schießwütigen Jäger, die rausgehen und einfach alles erlegen.“ Gerade beim Aspekt des Naturschutzes leisteten die Jäger sehr viel.

Doch auch eine „betrübliche Folie“ hatte Weig mitgebracht: Zwar gehe die Zahl des (Un-)Fallwilds zurück, doch in der Stadt Passau sterben immer noch 110 Tiere jährlich, zum größten Teil durch Unfälle.
Schließlich erfolgte noch die Anerkennung für die in der Aula der Berufsschule vorgezeigten Gehörne, die mit Medaillen prämiert wurden. Der ehemalige Jagdregierungsberater Hans Parhofer betonte: „Es handelt sich hierbei lediglich um eine Anerkennung und keinesfalls um eine Trophäe.“
Die darauffolgende Jahreshauptversammlung wurde zum Anlass genommen, um langjährige Mitglieder auszuzeichnen. Nach 25 Jahren Vereinstreue konnten sich Sepp Müller, Erich Lenz, Gerhard Wagner, Arthur Bauer, Günther Hölzl, Sepp Graf, Walter Buchinger, Martin Buchinger und Manfred Schmeling über eine silberne Treuenadel des Landesjagdverbandes freuen. Robert Beinbauer und Josef Krautloher – mittlerweile seit 40 Jahren beim Jagdschutzverein – erhielten eine Goldene Treuenadel. Seit 50 Jahren nennen sich Walter Andorfer, Franz Biereder, Alfred Dorfmeister, Ewald Niggl, Johann Paulik, Günther Wagner und Ernst Wensauer Waidkameraden. Auch sie wurden mit einer Goldenen Nadel prämiert. Den Vogel schoss jedoch Walter Schlager ab, der seit nunmehr 60 Jahren Mitglied des Jagdschutzvereins ist.

Für die langjährige Zugehörigkeit zur Jagdhornbläsergruppe im Bayerischen Jagdverband wurden Reinhard Schreiner, Anja Ziegler, Herbert Steringer, Gabi Steringer, Alfred Dorfmeister und Erwin Zöls ausgezeichnet.
Doch wohl am häufigsten von allen Versammlungsteilnehmern hat der ehemalige Landwirtschaftsdirektor Robert Schnellhammer das Schulgebäude von innen gesehen. Wer mit ihm spricht, merkt sofort: Das Jägerdasein ist keineswegs nur ein Hobby, sondern vielmehr eine Berufung. „Man stirbt als Jäger, man hört nie damit auf.“