Wegen undichten Ventils
94.000 Liter Ethanol mussten am Passauer Bahnhof umgepumpt werden

04.03.2024 | Stand 25.03.2024, 21:06 Uhr

Gesichert von Feuerwehrleuten pumpen Gefahrgut-Experten den Kesselwaggon mit dem undichten Ventil um in Lastzüge. − Foto: Dittlmann

Am Sonntagabend hat ausgelaufenes Gefahrgut für einen Großeinsatz am Passauer Hauptbahnhof gesorgt. Auch am Montag liefen die Arbeiten weiter. 94.000 Liter Ethanol mussten umgepumpt werden.



Zum Nachlesen im Blog: Ausgelaufenes Gefahrgut sorgt für einen Großeinsatz in Passau

Glück hatten am Montag die Passauer Autofahrer: Es drohte die Komplettsperre von Regensburger Straße und Haitzinger Brücke zur besten Berufsverkehr-Zeit. Der Grund: Aus einem Bahn-Kesselwaggon war durch ein undichtes Ventil Ethanol ausgetreten. Die 94000 Liter Inhalt des Waggons mussten umgepumpt werden, weil sich das Ventil nicht mehr schließen ließ und damit Explosionsgefahr bestand.

„Da vorgeschriebene Sicherheitsabstände beim Umfüllen einzuhalten sind“, müsse total abgesperrt werden, informierte die Stadt gegen 15.30 Uhr in einer Pressemitteilung. Der Bauhof stapelte schon Absperr-Baken.

Doch dann stand der Wind günstig und die Vorsichtsmaßnahme wurde unnötig, atmete auch Stadtbrandrat Andreas Dittlmann auf: „Bei Westwind treibt das flüchtige Ethanol in die richtige Richtung und wir müssen nicht sperren. Wir haben Messgeräte aufgebaut im Umkreis des Waggons und solange die nicht anschlagen, solange kommen wir um eine Sperre herum. Wir wollen ja den Verkehr so wenig wie möglich beeinträchtigen.“

Entwarnung gegen 19 Uhr



Petrus blieb den Passauern hold, der Wind stabil. Das Ethanol wurde ungestört am Bahngelände in mehrere Lkw-Lastzüge umgepumpt. Um 19 Uhr gab Dittlmann Entwarnung: „Der Wind dreht sich Gott sei Dank nicht. Die Pumpe schafft 400 Liter pro Minute, es wird schon noch eine gute Stunde dauern, bis alles fertig ist – aber es schaut gut aus. Glück gehabt!“

Vorausgegangen war ein Mammut-Einsatz, sowohl an Zeit als auch an Personal. Los ging‘s am Sonntagabend um 22.15 Uhr: Die Deutsche Bahn informiert, dass am Güterbahnhof aus einem Kesselwaggon Ethanol austritt. Bei einer Routinekontrolle war ein undichtes Ventil entdeckt worden, es wird der Polizei gemeldet, die die Rettungskette in Gang setzt. Neben Polizei und drei Rettungsfahrzeugen sind unter anderem die Gefahrgut-Spezialisten des Löschzugs Hauptwache und der Werkfeuerwehr der ZF im Einsatz. Die Regensburger Straße wird bis Montag 0.30 Uhr Richtung Bahnhof für den Verkehr gesperrt, dort parken die Fahrzeuge der Einsatzkräfte. Auch der Zugverkehr wird zunächst komplett eingestellt.

Laut DB-Streckenagent endeten die Regionalzüge aus Richtung Landshut vorzeitig in Vilshofen. In der Nacht richtet die DB einen Schienenersatzverkehr ein. Gegen 0 Uhr kann der Zugverkehr laut einem Sprecher der Feuerwehr wieder auf zwei Gleisen freigegeben werden. Gegen 1.45 Uhr läuft der Zugverkehr wieder planmäßig.
Neben Rettungsdienst, Bundes- und Landespolizei waren am Sonntagabend etwa 50 Einsatzkräfte der Feuerwehr Passau im Einsatz.

Wie ein Sprecher der Bundespolizei Passau am Montagmorgen berichtet, ist der Güterwaggon in der Nacht abseits abgestellt worden auf dem Gleisgelände. Eine minimale Menge an Ethanol war ausgelaufen, insgesamt rund 40 Milliliter.

Und deshalb gibt es Großalarm mit Verspätungen im Zugverkehr? Ja, verteidigt Stadtbrandrat Andreas Dittlmann das Vorgehen: „Wir reden über 94000 Liter Ethanol, die durch die ausgetretene Menge bei Funkenflug in die Luft gehen könnten.“ Unbeteiligte waren laut Bundespolizei zu keiner Zeit gefährdet.

Letztlich doch keine Straßensperre



Dittlmann spricht von einem aufwendigen Einsatz, weil das Ethanol umgepumpt werden musste wegen des undichten Ventils, das sich nicht schließen ließ. Die Deutsche Bahn hatte keinen entsprechenden leeren Waggon, also mussten Lkw-Tankzüge gesucht werden, die leer und sauber sind oder davor Ethanol gefahren hatten. Unterstützt wurde die Einsatzleitung vor Ort von TUIS, dem „Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem“ der Chemischen Industrie. Aus Burgkirchen rückte am Nachmittag die Werkfeuerwehr des Chemieparks Gendorf an. Der Krisenstab beantragt bei der Stadt die Straßensperre, die dann glücklicherweise nicht aktiviert werden muss. Am späten Abend heißt es endlich: alles fertig, abrücken und heim ins Bett.