Vergleichsstudie
Städte-Ranking zeigt: Bei den Radl-Strafen ist Passau ein günstiges Pflaster

Telefonieren beim Radfahren kostet 55 Euro, in Madrid 200 Euro

18.03.2024 | Stand 25.03.2024, 20:18 Uhr

Einmal mit, einmal ohne: In der Dämmerung folgt ein Radfahrer ohne Licht einem anderen mit vorschriftsgemäßem Fahrlicht. Diese Ordnungswidrigkeit kostet in Passau im Normalfall (ohne Gefährdung) 20 Euro; in Brüssel wären zehnmal soviel fällig, wenn man dabei erwischt wird. − Foto: dpa

Der Frühling kommt, raus mit dem Fahrrad und rein damit in den Verkehr: Im Sattel hat man zwar weit mehr Freiheiten als hinterm Lenkrad – so gilt eine Promillegrenze von 1,6 statt 0,5 Promille –, einen rechtsfreien Raum betritt man per pedales aber nicht. Grundsätzlich müssen sich ja Radfahrer genauso an die Verkehrsregeln halten wie alle Verkehrsteilnehmer.



Die Crux dabei bringt Passaus Rathaussprecher Michael Schmitt auf den Punkt: kein Nummernschild. „Bei Autos, Motorrädern, Kleinkrafträdern und Rollern gestaltet sich bei Verwarnungen eine Halterermittlung meist unproblematisch“, antwortet Schmitt auf eine Anfrage der Mediengruppe Bayern. Bei Fahrrädern aber sei dies schwierig: „Verwarnungen können bei unsachgemäßem Parken meist nur dann ausgesprochen werden, wenn der Radfahrer direkt angetroffen wird, da für Fahrräder keine Kennzeichnungspflicht besteht.“

Das heißt, Strafen können in der Regel nur ausgesprochen werden, wenn man den Übeltäter in flagranti erwischt und an Ort und Stelle dingfest machen kann. Knöllchen gibt‘s nur unterm Scheibenwischer, nicht am Lenker.

Bußgeldkatalog regelt



Doch was droht dann, sollte wirklich ein Verstoß durchgesetzt werden können? Das regelt der Bußgeldkatalog. In Passau steht „Fahren ohne Licht“ weit oben auf der Liste. 20 Euro kostet die „normale Version“, mit Gefährdung sind‘s dann 25 Euro und wenn es zum Unfall oder Sachbeschädigung kommt, dann 35 Euro.

Teuer? Belgier können darüber nur milde lächeln, denn in Brüssel kostet der Tatbestand „defektes, bzw. kein Licht“ satte 200 Euro. In Kopenhagen und Amsterdam werden 95 Euro fällig und in Oslo immer noch stolze 80. Das weist ein Ranking von „buycicle“ aus, das die Geldstrafen verschiedener Verstöße mit dem Rad auflistet.

Die höchste Strafe wird demnach in Athen fällig, wo Radfahrer 700 Euro zahlen müssen, wenn sie bei Rot über die Ampel fahren. Als Schnäppchen gibt‘s dieses Vergehen in Deutschland, wo „Fahren über eine rote Ampel“ mit 60 Euro bewehrt ist, „...mit Gefährdung“ mit 100 Euro und wenn es dadurch ein Unfall oder eine Sachbeschädigung verursacht wird, dann 120 Euro. Höher werden diese Sätze, sollte die Ampel schon länger als eine Sekunde Rot gezeigt haben. Ein Punkt in Flensburg ist aber in jedem Fall sicher.

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Mit dem Handy telefonieren unterm Fahrradfahren schlägt hierzulande mit 55 Euro zu Buche, in Madrid wären es 200 Euro. Dahinter rangieren Rom (161 Euro) und Luxemburg (145 Euro).

Madrid führt Ranking an



Überhaupt führt Madrid in der Gesamtbetrachtung das Ranking an, „hier werden Verstöße mit dem Rad insgesamt mit den höchsten Strafgebühren belegt“, fassen die Macher der Vergleichsstudie zusammen. Wer beim Fahren abseits ausgewiesener Radwege erwischt wird, darf gleich mal einen Hunderter rausrücken.

Auch hier ist man in Städten wie Passau vergleichsweise billig dran, denn in der Rubrik „beschilderten Radweg nicht benutzt (blaues Schild)“ stehen Strafen von 20 Euro im Katalog, mit Behinderung 25 Euro, mit Gefährdung 30 Euro und bei bei Unfall oder Sachbeschädigung 35 Euro. So steht‘s auf dem Papier. Ob dann aus der Theorie auch die Praxis wird, das ist in den allermeisten Fällen die Frage, denn: Wo kein Kennzeichen, da kein Richter.

− dan