Sie hätten sich kennenlernen können: Hitlers Privatsekretärin Traudl Junge und Sophie Scholl. Beide lebten sie in München und waren Anfang 20. Doch ihre Lebenswege kreuzten sich nie, jede ging in eine eigene, radikal andere Richtung. Wie frei ist der Mensch in seinen Entscheidungen – auch im totalitären Regime? Mit dieser Frage rückte das Stück "Traudl & Sophie", am Dienstag uraufgeführt von der Theater-Sparte Junge Hunde im Klassenzimmer des Eggenfeldener Gymnasiums, den Zuschauern sehr dicht auf den Leib.
Ausblenden und anpassen – oder Widerstehen mit tödlicher Konsequenz: Autor Markus Steinwender, bis vor Kurzem Leiter der jungen Sparte am Theater an der Rott, packt diese abstrakten, aber zeitlos wichtigen Fragen sehr klug in die beiden Figuren Traudl und Sophie hinein. Am Anfang tastet sich Traudl (Vanessa Boritzka) mit einer schwarzen Augenbinde in das Klassenzimmer. Dort steht Sophie Scholl (Stefanie Darnesa) zornig und schroff in ihrer Ablehnung, auf der fiktive Bühne steht nur ein Stuhl (Ausstattung Alma Kugic).
Vanessa Boritzka ist die ideale Besetzung für die Rolle der Sophie. Sie ist erschütterbar, aber auch wachsam und beeindruckt mit furchtloser Entschlossenheit. Stefanie Darnesa verleiht ihrer Traudl eine Mischung aus Ängstlichkeit, verletztem Stolz und Gefühligkeit, die sie so menschlich und sehr normal macht. In Markus Steinwenders Stück wird die Historie heruntergebrochen auf aktuelle Fragen, die Menschen jeden Alters betreffen: Wie genau schauen wir hin – oder doch lieber weg? Und wollen wir die Konsequenzen unserer Entscheidungen tragen? Landkreisweit wird es in den nächsten Wochen in vielen Schulen zu sehen sein, und das ist gut so.
•"Traudl & Sophie" tourt im Landkreis Rottal-Inn und in den Nachbarlandkreisen. Reservierung für Schulen noch möglich für den Termin am Donnerstag, 30.4., Info unter 08721/1268980
In einer früheren Fassung waren die Namen der Darstellerinnen vertauscht. Wir bitten für diesen Fehler um Entschuldigung.
Mehr zum Thema lesen Sie am 6. Februar im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.
