Bodenmais
Franziska Wanninger "furchtlos glücklich" auf dem Harlachberg

10.04.2019 | Stand 10.04.2019, 17:15 Uhr


Den Leuten aufs Maul und ins Herz schauen können – das ist nicht nur Kabarett, sondern künstlerische Empathie! In ihrem dritten Soloprogramm "furchtlos glücklich" singt Franziska Wanninger von den (Un)tiefen des Lebens und der Liebe, erschafft kuriose Figuren und zeigt, dass Mut am Ende immer belohnt wird. Nach der umjubelten Schlachthof-Premiere war die gebürtige Oberbayerin am Sonntagabend auch auf der GutsAlm Harlachberg in Bodenmais zu sehen.

Ein Schelm, wer gerade bei ihrer Angstseminar-Persiflage böse lachte, ist die GutsAlm doch als Refugium für Yogafreunde und Selbstfinder bekannt. Der Workshop "furchtlos glücklich", gehalten von Prototyp-Esoterikerin "Melissa Schneeberger", jedenfalls bildet den Rahmen für Wanningers Programm. Unter den 47 Teilnehmern befinden sich der Münchner "Herbert", dem Bange wird, wenn Fahrgäste die S-Bahn zur "Ess-Bahn" umfunktionieren, "Hans", der Enzian-geschwängert von Verlustangst spricht, während seine Frau nur fürchtet, das Heizöl werde ausgehen. Und "Brigitte": Sie schafft es als komplett angstfreie Wiesn-Bedienung, dass alle Gäste seit zehn Jahren ein Hendl zu ihrer Mass bestellen.

Doch auch Franziska Wanninger – oder ein Alter Ego, das ihr stark ähnelt – besucht das Wochenendseminar. Sie leidet unter "Philophobie", der Angst zu lieben. Und das ist ganz fatal, denn mit 35 Jahren, wo schon fraglich wird, ob der Mann fürs Leben noch kommt, hat die Germanistin bei einer Wurzelbehandlung in zwölf Sitzungen Zahnarzt "Andi" kennen und lieben gelernt.

Gut aussehend, witzig, zuvorkommend, mit weißen Zähnen und weißem Kittel – diesen Mann will sie natürlich nicht von der Stimme in ihrem Kopf vergraulen lassen, die immer wieder nörgelt: "Als Single bist du doch auch ganz glücklich." Diesen inneren Kritiker gilt es möglichst schnell zum Schweigen bringen denn: Unter den Seminarteilehmern befindet sich auch ein Herr, der die Angst vor der Farbe Weiß vorschützt.

Franziskas Weg zu sich selbst, der maßgeblich nicht von esoterischen Phrasen, sondern von WG-Putzfrau "Lady Gaga" begleitet wird, gibt der jungen Frau den Mut, ihre Gefühle zu offenbaren. Sie erinnert sich an die Helden ihrer Kindheit und ergründet, was es denn eigentlich heißt, "furchtlos glücklich" zu sein. Man darf bereits verraten: Nach Umwegen über ein missglücktes Geständnis am kalten Buffet, den fälschlich adressierten Liebesbrief und einen abgebrochenen Schneidezahn kommt doch noch das Happy End!

Am 5. Mai geht es weiter in der Reihe "Kunst und Kultur auf dem Harlachberg". Ab 19 Uhr liest Wolf Schreiner aus seinem Bayerwaldkrimi "Lammfromm".

− Miriam Lange