Plattling
Tierisch gute Zuhörer: Warum Kinder Katzen im Tierheim vorlesen

28.10.2019 | Stand 18.09.2023, 4:05 Uhr

Die Vorleserin: Denise Sabou (8) trägt die Geschichte vom "Grüffelo" im Tierheim konzentriert vor, ihre Schwestern Joana (r.) und Antonia hören wie Tierpflegerin Dominika Dietrich und insgesamt sechs Kätzchen aufmerksam zu. −Fotos: Schweighofer

Kinder lesen für Katzen - was sich zunächst sehr ungewöhnlich anhört, entpuppt sich als innovatives Konzept, von dem sowohl die Kinder als auch die Tiere profitieren sollen. Auch im Tierheim Plattling (Landkreis Deggendorf) wird das Projekt angeboten.

Denise Sabou lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Jetzt zieht die Achtjährige das mit dem "Grüffelo", den ihre beiden jüngeren Schwestern Joana (6) und Antonia (3) unbedingt von ihr hören wollten, auch durch. Kein Problem, dass um sie herum ein ziemliches Tohuwabohu herrscht. Ihre Geschwister spielen und schmusen mit großer Begeisterung mit zwei der Kätzchen, die vier restlichen Stubentiger schauen neugierig, was sich in ihrem Zimmer des Plattlinger Tierheims so tut. Mit lauter Stimme und ohne groß zu Stocken liest Denise derweil ihre Geschichte.

"Hier ist sie wie ausgewechselt"

"Zu Hause liest sie gar nicht gerne", erzählt Katja Sabou über ihre Tochter. "Aber hier ist sie wie ausgewechselt. Das letzte Mal hat sie eine halbe Stunde durchgelesen." Zum bereits dritten Mal ist die Mutter mit ihren drei Mädels von Osterhofen ins Plattlinger Tierheim gefahren, um Teil eines besonderen Projekts zu werden. Der Name: "Kinder lesen Katzen vor".

"Wir haben von anderen Tierheimen erfahren, die das schon länger anbieten", erzählt Tierpflegerin Dominika Dietrich. "Seit Anfang Oktober gibt es das Projekt jetzt bei uns und es läuft sehr gut." Die Idee dahinter ist so einfach wie genial: Auf der einen Seite gibt es im Plattlinger Tierheim ein riesige Anzahl an Katzen. Viele dieser Kätzchen, die ihre ersten Lebensmonate auf solch großen Höfen verbracht haben, müssen sich erst an die Nähe und die Stimmen der Menschen gewöhnen – sie sind sehr scheu und ängstlich. "Mit viel Ruhe und gut dosierter Zuwendung klappt es aber immer", sagt Tierheimleiterin Steffi Berger.

"Ganz viele Erstleser trauen sich nicht, laut zu lesen"

Und hier kommen die Kinder ins Spiel. "Ganz viele Erstleser trauen sich nicht, laut zu lesen. Die Angst, ausgelacht oder ständig korrigiert zu werden ist einfach zu groß", erklärt Berger. Warum also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Vor allem Erst- und Zweitklässler sollen durch die tierischen Zuhörer die Scheu vorm lauten Vorlesen verlieren, die Kätzchen wiederum durch die stimmliche Zuwendung und die Scheu vor den Menschen.
Die ganze Geschichte lesen Sie kostenlos mit PNP Plus und am Montag, 28. Oktober, in der Passauer Neuen Presse (Ausgabe Plattling).