Plattling
Halt in Straubing statt in Plattling: Neue ICE-Strecke sorgt für Protest

11.07.2018 | Stand 18.09.2023, 2:56 Uhr

Ab 2019 plant die Deutsche Bahn eine umsteigefreie ICE-Verbindung von Wien über Nürnberg nach Berlin. Der einzige Halt in Niederbayern soll dabei in Straubing sein und nicht am bewährten Eisenbahnknotenpunkt Plattling. Dagegen regt sich nun in der lokalen und regionalen Politik Widerstand. − Foto: dpa

Die neue, besonders schnelle und umsteigefreie ICE-Verbindung von Wien über Nürnberg nach Berlin sorgt bei der lokalen und regionalen Politik für reichlich Aufregung und Ärger. Bei der ab 2019 geplanten Verbindung plant die Deutsche Bahn Straubing als weiteren Halt in Ostbayern ein, nicht aber den bewährten ICE-Knotenpunkt Plattling mit der gesamten Region des Bayerischen Waldes als Einzugsgebiet. In der Stadtratssitzung am Montagabend, 9. Juli, regte sich deshalb Widerstand gegen die Entscheidung der DB, auch drei Landräte aus der Region setzen sich in einem offenen Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer für Plattling ein.

Mehr dazu:
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"Wir haben über Jahre bewiesen, dass wir als Eisenbahnknotenpunkt funktionieren", sagte Bürgermeister Erich Schmid zu den Stadträten. Die Zahlen würden steigen, der Park-and-Ride-Parkplatz funktioniere großartig. Dass man nun von der Deutschen Bahn für die schnelle Verbindung nach Wien und Berlin übergangen werde, sei weder verständlich noch akzeptabel, so Schmid. Natürlich könne man der Stadt Straubing keinen Vorwurf machen, sich um einen eigenen ICE-Halt zu bewerben. Aber: "Man versucht hier künstlich einen neuen Knotenpunkt aufzubauen." Wie schon der Kultusminister und Plattlinger Stadtrat Bernd Sibler hat deshalb auch Bürgermeister Schmid einen Protestbrief an den Bahn-Konzernbevollmächtigten Klaus-Dieter Josel geschickt. Zusätzlich forderte er die Fraktionen im Stadtrat auf, mit eigenen Briefen zusätzlich Druck auf die Bahn auszuüben.

Auch Christian Bernreiter, Heinrich Trapp und Rita Röhrl, die Landräte aus den Landkreisen Deggendorf, Dingolfing-Landau sowie Regen, haben am Dienstag in einem gemeinsamen offenen Brief an den Passauer Bundesverkehrminister Andreas Scheuer und den DB-Konzernbevollbemächtigten Klaus-Dieter Josel ihr Unverständnis über die Entscheidung ausgedrückt: "Nicht nachvollziehbar ist aus unserer Sicht, dass diese zusätzliche Anbindung nicht über den bestehenden ICE-Haltepunkt Plattling führen soll. Der Knotenpunkt Plattling vernetzt die regionalen Verbindungen mit den ICE-Zügen auf dem kürzesten und schnellsten Weg sowohl aus dem Bayerischen Wald mit der Waldbahn wie auch aus Landshut und Dingolfing kommend."

Hier lesen Sie den offenen Brief der drei Landräte im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bundesminister,
wir möchten uns heute mit einem für die unterzeichnenden Landkreise sehr wichtigen Anliegen an Sie wenden:
Die Deutsche Bahn plant eine neue ICE-Verbindung zwischen Berlin und Wien, die den ostbayerischen Raum einmal täglich nicht nur mit Nürnberg, Frankfurt und Hamburg, sondern auf schnellem Weg auch mit der Hauptstadt Berlin sowie Halle und Erfurt verbindet. Wir begrüßen dies natürlich im Grundsatz im Interesse der gesamten Region, gegen einen zusätzlichen Halt in Straubing ist u. E. nichts einzuwenden.
Nicht nachvollziehbar ist aber aus unserer Sicht, dass diese zusätzliche Anbindung nicht über den bestehenden ICE-Haltepunkt Plattling führen soll. Der Knotenpunkt Plattling vernetzt die regionalen Verbindungen mit den ICE-Zügen auf dem kürzesten und schnellsten Weg sowohl aus dem Bayerischen Wald mit der Waldbahn wie auch aus Landshut und Dingolfing kommend.

Es ist nachvollziehbar und verständlich, dass die Stadt Straubing ein hohes Interesse an einem ICE-Halt geltend macht, jedoch darf dies nicht auf Kosten der bestehenden Haltepunkte gehen. Aus Sicht der Bahnnutzer ist es nicht darstellbar, dass es für einzelne ICE-Züge andere Haltepunkte gibt und diese dann für die Nutzer und Ziele in der Region Anschlussfahrten und weitere Umstiege erfordern. Das Angebot an Fernreisezügen muss sich transparent und nachvollziehbar gestalten, wenn es mehr Fahrgäste auf die Schiene bringen soll.

Es sollte Ziel aller Verantwortlichen sein, dass die beste Verbindung gewählt wird, wenn in diesem Streckenabschnitt tatsächlich ein zweiter Halt nicht umgesetzt werden kann.

Laut Mitteilung der Bahn ist im Testbetrieb zu klären, ob das vorgegebene Ziel (40 Personen pro Halt und Tag) bei einem Haltepunkt erreicht wird. Nicht ins Auge gefasst wird dabei ein Vergleich zwischen den beiden Haltepunkten, was die Fahrgastnutzerzahlen angeht.
Die Testphase bis 2021 für das neue ICE-Fahrtenpaar soll ab Dezember starten, ein Testbetrieb mit dem Haltepunkt Straubing ist aber erst ab September 2019 möglich, wenn dort mit der Bahnsteigerhöhung auch die technischen Voraussetzungen vorliegen.

Der Zeitraum von Dezember 2018 bis September 2019 bietet also die Möglichkeit, sowohl den Testbetrieb mit dem Haltepunkt Plattling als auch dann später mit einem Haltepunkt Straubing durchzuführen.
Was unseres Erachtens bei den Planungen ebenfalls nicht berücksichtigt wird, sind die Planungen im Großraum Regensburg, wodurch eine bessere Vernetzung und engere Taktung aus den umliegenden Landkreisen und Zentren angestrebt wird, u. a. auch mit Straubing. Damit rückt Straubing bahntechnisch noch näher an Regensburg und würde mit einer Verdichtung der Fahrten zwischen Straubing und Regensburg nicht nur mit einem ICE-Fahrtenpaar auf der ICE-Strecke erreicht werden, sondern könnte das gesamte ICE-Angebot auf dieser Strecke wesentlich besser nutzen.

Wir bitten Sie, im Gespräch mit der Deutschen Bahn und dem Konzernbevollmächtigten, der ebenfalls unsere Stellungnahme erhält, das Vorhaben nochmals zu überprüfen und mit einer Testphase für beide Haltepunkte die Voraussetzungen für einen unabhängigen Vergleich zu schaffen.

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