Traunstein
Handwerker helfen Handwerkern

Solidaritätsaktion für die Friseur-Innung – Beiträge von 29 000 Euro erlassen

25.03.2021 | Stand 19.09.2023, 21:24 Uhr
Andreas Wittenzellner

Die Initiatoren der Solidaritätsaktion aus der Schreiner-Innung, Traunsteins Obermeister Andreas Weinzierl (links) und Kilian Pfohl (rechts), freuten sich, der Obermeisterin der Friseur-Innung, Evelyn de Marco-Maier (Zweite von links) wichtige finanzielle Unterstützungen für die Innungsbetriebe zukommen zu lassen. Kreishandwerksmeister Gerhard Kotter (Mitte) und Geschäftsstellenleiterin Manuela Deneri zeigten sich begeistert über die Aktion. −Foto: Wittenzellner

Die Corona-Pandemie kennt neben den gesundheitlichen Folgen auch wirtschaftlich schwere Schicksale, die nicht nur so manchen Betroffenen die eine oder andere schlaflose Nacht bereiten, sondern auch die Bevölkerung bewegen – wie der lange Zeitraum, in dem die Friseure in Deutschland im zweiten Lockdown von Dezember bis Anfang März schließen mussten. Für sie hat die heimische Handwerkerschaft eine bemerkenswerte Unterstützungsaktion auf die Beine gestellt.

Nach und nach hatten Politik und Bürger im Januar und Februar realisiert, dass sich die Schließung der Friseure nicht durchhalten lassen würde. Nicht nur die sich langsam aber stetig in Richtung der 1968er Jahre entwickelnden Haarlängen waren ein Grund dafür, dass sich unter den Menschen mehr und mehr die Forderung nach Öffnung der Friseurgeschäfte durchsetzte. Auch das konsequente Umsetzen von Hygienekonzepten und die nachweislich geringe Zahl von Corona-Fällen durch den Besuch von Friseuren wurde dabei honoriert. Dennoch entwickelte sich der Lockdown für so manchen Betrieb zur akuten Existenzgefährdung. Staatliche Hilfen hin oder her – viele Betriebe standen und stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Das immer lautere Alarmschlagen und die Hinweise auf wirtschaftliche und existenzielle Nöte hat nun zu einer bundesweit wohl einzigartigen Solidaritätsaktion unter den heimischen Handwerkern geführt, ganz nach dem Motto "Handwerk hilft Handwerkern": Die Schreinermeister und Innungskollegen in der Schreinerinnung Traunstein, Kilian Pfohl und Obermeister Andreas Weinzierl, hatten sich in einem Gespräch Gedanken über die Notlage der Friseurbetriebe in der Region gemacht. Im Zentrum stand die Frage: "Wie können wir Handwerker, denen es wirtschaftlich gut geht, denen helfen, die pandemiebedingt große Probleme haben?", so Pfohl. "Selbstständige Friseure, die ihre Miete nicht mehr bezahlen können – das waren Nachrichten und Bilder, die mich traurig gemacht haben." So sei er auf die Idee gekommen, dass jeder Innungsschreiner einen Tag solidarisch für die Friseure arbeitet. "Praktisch helfen und Zusammenstehen im Handwerk", war die Devise, die es zu verwirklichen galt.

Im Dialog mit Kollegen entwickelte sich schnell die konkrete Umsetzung. Weinzierl trug den Gedanken in die Vorstandschaft der Kreishandwerkerschaft Traunstein und Berchtesgadener Land, die sich mit der Schreiner-Initiative anfreunden konnte. "Natürlich werden wir damit nicht die Welt retten", so Weinzierl, der neben der praktischen Kollegen-Hilfe auch ein Zeichen in Sachen Solidarität und Menschlichkeit setzen und gute Nachrichten in der Zeit einer Inflationierung von schlechten Nachrichten verbreiten wollte.

Die Solidaritätsaktion fand auch bei Kreishandwerksmeister Gerhard Kotter vollste Zustimmung: "Die lokalen Handwerker halten zusammen und helfen einander." Für die Kreishandwerkerschaft sei das selbstverständlich. Und so beschlossen der Kreishandwerksmeister, seine Stellvertreter und die Obermeister der jeweiligen Innungen in einer Onlinekonferenz, den 95 Betrieben der Friseur-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land für das laufende Jahr den kompletten Innungsbetrag zu erlassen, was sich auf die stolze Summe von 29000 Euro addiert. Die Innungen sorgen mit der Übernahme der Beiträge für die Friseurbetriebe für wirtschaftlich dringend erforderliche Unterstützung und verhindern dadurch letztlich auch eine zu befürchtende massive Austrittswelle der vielen wirtschaftlich gebeutelten Gewerbetreibenden.

Hoch erfreut zeigte sich die Obermeisterin der Friseur-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land, Evelyn de Marco-Maier, über die Solidaritätsaktion: "Das ist in der momentan äußerst schwierigen Zeit ein starkes Zeichen nach außen. Für unsere Innungsmitglieder ist es ein Lichtblick nach einer so langen Zeit geschlossener Salons und eine finanzielle Entlastung, was von allen Mitgliedsbetrieben äußerst positiv aufgenommen wurde und auch die Zusammengehörigkeit in der Innung signalisiert." Sie hoffe darauf, dass zukünftig noch mehr Betriebe der Innung beitreten werden.