„Straubing liegt an der Jammer“
Finanzminister Füracker eröffnet Gäubodenfest und moniert die vielen Wünsche der Stadt

13.08.2022 | Stand 13.08.2022, 19:58 Uhr

„Das Gäubodenfest 2022 ist eröffnet“ - mit dieser magischen Formel gab Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU, l.) den offiziellen Startschuss zur fünften Jahreszelt in Straubing im Wenisch-Festzelt. −Foto: Bäumel-Schachtner

Von Melanie Bäumel-Schachtner

„Das Gäubodenfest 2022 ist eröffnet“ - mit dieser magischen Formel gab Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) den offiziellen Startschuss zur fünften Jahreszelt in Straubing im Wenisch-Festzelt.



Über die Oberpfälzer Herkunft des Staatsministers frotzelte OB Markus Pannermayr (CSU) gewohnt eloquent und ein wenig bissig, um dann einerseits ein paar deftige Bemerkungen des Eröffnungsredners zu kassieren. Letztlich waren aber alle zufrieden: Die Besucher, dass nun bis 22. August Volksfestfröhlichkeit herrscht. Und OB Pannermayr, dass Füracker zumindest einen seiner Wünsche erfüllen konnte.

Zweimal musste das Straubinger Gäubodenfest wegen Corona abgesagt werden. Deshalb ist der traditionelle Wunschzettel heuer länger geworden und es gab drei Wünsche - nicht an die gute Fee, sondern wie immer an den Eröffnungsredner.

Für das Karmelitenkloster erhoffte sich Pannermayr einen Planungsauftrag. Dieser stellt sicher, dass das vom Freistaat erworbene Gebäude für einen zweistelligen Millionenbetrag nun auch wirklich als Hochschulgebäude umgebaut werden kann. Das geplante Polizeitrainingszentrum braucht ebenfalls einen Planungstitel im Staatshaushalt. Und für die Mehrzweckdemonstrationsanlage im Hafen muss nachgebessert werden: Zusätzliche Baukosten ebenfalls im Millionenbereich seinen notwendig, forderte Pannermayr charmant, aber nachdrücklich.
So devot wie seine Vorgänger bei der Volksfesteröffnung - darunter Ministerpräsident Markus Söder, der ehemalige Kultusminister Ludwig Spaenle und MdEP Manfred Weber (alle CSU) - reagierte der bayerische Finanzminister aber nicht auf den Forderungskatalog.

Straubing habe ohnehin schon alles

Erstens werden keine Geschenke aus Steuergeldern verteilt, machte er ziemlich gestreng deutlich. Und Straubing habe ja ohnehin schon alles. „Wenn ich nach Straubing blicke, dann glaube ich, dass Straubing nicht an der Donau liegt, sondern an der Jammer“, schoss er in Richtung OB. „Und wenn meine Heimatstadt Neumarkt erfährt, was es in Straubing alles gibt, dann sagen sie, der dümmste aller Finanzminister kommt ausgerechnet aus ihrer Stadt, weil sie das alles nicht hat.“

Überhaupt, witzelte der Oberpfälzer, sei der Finanzminister im Kabinett immer die Spaßbremse. Was die Mehrzweckdemonstrationsanlage betrifft, nahm er Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) in die Pflicht: „Was man verspricht, muss man auch halten.“ Tatsächlich saß dieser ohnehin mit kurzem Draht an seinem Biertisch. Und in Sachen Polizeitrainingszentrum sei Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gefragt, „den ich heute noch anrufen werde.“

Die Gesichter der Straubinger Stadtverantwortlichen wurden da schon etwas länger, doch dann ließ sich Füracker doch noch festnageln: „Der Planungsauftrag für das Karmelitenkloster wird unterschrieben“, sicherte er zu. Dieser fällt in sein Ressort. Der Jubel im Bierzelt war enorm. Und auch der Geldsack füllte sich. Diesen hatte ihm OB Pannermayr als Geschenk überreicht, und er war leer. Das änderte der Finanzminister, schmiss einen Euro in den Beutel, forderte den Oberbürgermeister ein, einen 50-Euro-Schein zu geben und wollte dann pro Volksfestbesucher eine weitere Münze darin sehen. Das Karmelitenkloster kann mit dem Erlös nicht bezahlt werden. Aber die Besucher bei der Volksfesteröffnung hatten großen Spaß daran.