Pfarrkirchen
Polizeiinspektionen beteiligen sich an Gedenkminute

04.02.2022 | Stand 21.09.2023, 2:18 Uhr

Wie in vielen Dienststellen in ganz Deutschland haben sich die Mitarbeiter der Pfarrkirchner Polizeiinspektion gestern Vormittag im Gedenken an die ermordeten Kollegen versammelt. −Foto: Schneider

Der Doppelmord an zwei jungen Polizeibeamten nahe der Kreisstadt Kusel in Rheinland-Pfalz hat am Montag ganz Deutschland erschüttert. Bei einer vermeintlichen Routinekontrolle eröffnen zwei Männer das Feuer, wohl um ihre Wilderei zu vertuschen. Beide Polizisten sterben durch Kopfschüsse. Die kaltblütige Tat beschäftigt natürlich auch die Polizeibeamten der Region.

Aus Solidarität und als Zeichen des Zusammenhalts haben sie sich gestern um Punkt 10 Uhr – wie in vielen Inspektionen im ganzen Land – zu einer Gedenkminute vor den Dienststellen versammelt. Die Heimatzeitung hat nachgefragt, was eine solche Tat bei ihnen auslöst und ob Lehren daraus gezogen werden können.

"Hätte auch bei uns passieren können"

Der Pfarrkirchner Polizeichef Josef Frei zeigt sich zutiefst betroffen. "Insbesondere, weil man es sofort auf seinen eigenen Dienstbereich überträgt. Die Tat geschah in einem ländlichen Raum, wie dem unseren. Da ist es gewissermaßen näher, als wenn es sich in einer Großstadt ereignet, und es wird einem bewusst, dass es bei uns genau so hätte passieren können." Und das laut Frei auch, wenn die Beamten alles richtig machen. "So etwas kann nicht ausgeschlossen werden. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, und das wurde uns wieder deutlich vor Augen geführt."

Besonders schmerzhaft ist für Frei, dass es so junge Kollegen getroffen hat. Eine 24-jährige Polizeianwärterin und einen 29-jährigen Oberkommissar. "Auch wir haben immer wieder Praktikanten und Studenten bei uns. Da war die Betroffenheit auf der gesamten Dienststelle sehr groß." Er ist sich sicher, dass dieser Fall seine Kollegen aufs Neue sensibilisiert. "Das schreckt nicht nur auf, sondern da ruft man sich noch mal jedes Einsatzverhalten exakt in Erinnerung."

Ähnlich erging es dem stellvertretende Dienststellenleiter aus Eggenfelden, Christian Biedermann. Er beschreibt es als "blankes Entsetzen und Fassungslosigkeit", was er empfand, als er die tragische Nachricht erhalten hat. "Wenn man hört, dass zwei Kollegen bei einer Verkehrskontrolle auf offener Straße kaltblütig erschossen werden, dann ist man erst mal geschockt und es stellt sich tiefe Betroffenheit ein." Der Polizeidienst dort, nahe Kusel, sei bestimmt nicht viel anders als im Landkreis Rottal-Inn. "Ähnliche Kontrollsituationen ergeben sich bei uns immer wieder. Dass Menschen zu so etwas fähig sind, lässt einen schon nachdenklich werden." Noch sei es zu früh und noch zu wenig über den Tathergang bekannt, als dass Lehren daraus gezogen werden könnten. Verkehrskontrollen sind freilich Standard-Übungen, die auch im Einsatztraining immer wieder geschult werden, doch es bleibe auch immer ein Restrisiko. "Man kann sich taktisch klug verhalten und gute Ausrüstung haben, doch ein Rest an Eigengefährdung ist immer vorhanden."

Ohne diese Angriffe verharmlosen zu wollen, sagt Biedermann, dass Beleidigungen, Bedrohungen und körperliche Attacken auch seine Kolleginnen und Kollegen belasten. "Was zunehmend verloren geht, ist der Respekt vor unserem Beruf und unserer Arbeit." Mit Blick auf die schreckliche Tat bei Kusel betont er: "Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind jetzt vor allem bei den Familien der Opfer."

Auch Simbachs Inspektionsleiter Stephan Goblirsch war schockiert. "Gott sei Dank ist das in Deutschland nicht an der Tagesordnung. Und natürlich hofft jeder Beamte, nie in eine Situation zu kommen, in der Schusswaffen gegen ihn eingesetzt werden." Speziell im Grenzbereich und auch in der Nacht könne nun schon ein mulmiges Gefühl eintreten, wenn "jemand an einer dunklen Örtlichkeit kontrolliert werden muss". Vor dem Hintergrund, eine verhältnismäßig banale Tat wie die Jagdwilderei vertuschen zu wollen, erscheint der Fall für Goblirsch noch unfassbarer. Doch er stellt auch klar: "Die Kontrollen müssen und werden weitergehen." Nun werde umso mehr darauf geachtet, "der Eigensicherung größtmöglichen Wert zuzumessen".