Pfarrkirchen
Flugstunden im heimischen Garten

26.05.2021 | Stand 21.09.2023, 1:19 Uhr

Der Blick durchs engmaschige Sicherheitsnetz verrät es: Tobias Schramm vom Reichenberg beherrscht tollkühne Saltos.

Springen Tobias Schramm und Tobias Nöbauer (beide 12) auf dem Trampolin, scheinen sie der Schwerkraft zu trotzen. Der Heimatzeitung erzählten die Sechstklässler von geglückten und gewagten Sprüngen und davon, wer sich das wilde Treiben gar nicht ansehen mag.

Drei Meter Durchmesser, Abdeckung über den seitlich angebrachten Metallfedern: So sieht das kreisrunde Sprungtuch samt fast zwei Meter hohem Sicherheitsnetz aus, auf dem uns die Klassenkameraden zeigen, wie hoch sie hinaus wollen. Während beim Hüpfen das Sportgerät leicht zu ächzen scheint, kracht es richtig, wenn sich die beiden bewusst mit dem ganzen Körper hineinfallen lassen.

So fing es an: Im Garten von Tobias Nöbauer in der Au springen die beiden besten Freunde zum ersten Mal zusammen auf einem Trampolin. "Mein Freund hat mir einen coolen Salto beigebracht", erinnert sich Tobias Schramm vom Reichenberg. Und genau diese Figur reift Schritt für Schritt zu seiner Domäne heran. Mittlerweile schafft er sogar einen doppelten Salto vorwärts.

Lässt es das Wetter zu, nutzen die langjährigen "Spezln" ihre jeweiligen Trampoline praktisch jeden Tag, derzeit sowieso. "Ich springe sogar in der großen Pause", so der Gymnasiast aus der Au zum Online-Unterricht in Lockdown-Zeiten. Spätestens nach gut einer Viertelstunde legt Tobias Nöbauer eine Verschnaufpause ein. Das Springen kostet nämlich Kraft. Trifft er sich mit seinem gleichnamigen Klassenkameraden, spornen sie sich gegenseitig weiter an. Die nötige Kondition bringen die Buben vom Fußballspielen und Mountainbiken mit.

Die Oma kann nicht hinsehen

Fliegen die beiden förmlich durch den Garten, reizen sie bisweilen ihre Grenzen aus. Etwa einmal am Reichenberg, als Tobias Schramm vom erhöhten Eingang vor dem Wohnhaus seiner Familie aufs Trampolin sprang. "Da bin ich zur Seite weg und gerade noch auf dem Tuch gelandet." Oder ein anderes Mal in der Au, als die Buben das Fangnetz nicht richtig zumachten. "Da bin ich rausgeflogen, am Rücken gelandet, und mir ist die Luft weggeblieben", erinnert sich Tobias Schramm. Ein kleines Stück eines Zahns musste beim Sturz auch daran glauben, und zwar ausgerechnet ein bleibender. Seiner Freude am Trampolinspringen tat das aber keinen Abbruch. Sein Fazit: "I mog ois, außa hifoin."

Um auf Nummer sicher zu gehen, sehen sich die Buben vor dem Einüben neuer Sprünge im Internet seriöse Tutorials an. Und natürlich werden sie auch von ihren Eltern ermahnt, es nicht zu übertreiben. Übermut tut selten gut. Dennoch kann Tobias Schramms Oma Luise die Filme seiner gewagten Kunststücke gar nicht anschauen. "Was ich ihr gesendet habe, hat sie richtig geschockt", verrät der junge Rottaler. Was Tobias Nöbauer betrifft: Er steht auf Bauch- und Rückenplattscher. Bei einem ganzen Vorwärts-Salto plus Vierteldrehung trumpft er groß auf. Dabei landet der Bub gewollt auf dem Bauch. "Um mir nicht weh zu tun, muss ich den Nacken anspannen", erklärt der sportliche Rottaler. Und: "Wenn ich ganz hoch springe, fühlt es sich an, als ob ich fliege." Obendrein haben die Jungs einen Trick auf Lager, um sich gegenseitig hoch zu katapultieren.

Neben ihren eigenen Trampolinen nutzen die Schulkameraden in der Region gerne auch die Sprungtücher in der Erlebniswelt Voglsam bei Schönau. Außerdem liebäugeln sie damit, bei guter Gelegenheit einen Trampolinpark in München aufzusuchen. Das AirHop oder die MaxxArena haben sie dabei im Sinn. Einstweilen nimmt sich Tobias Schramm vor, einen doppelten Rückwärtssalto hinzubekommen. Sein "Spezl" will sich zunächst mit einer einfachen Version begnügen.

Jederzeit stehen die Trampoline bei den zwei Rottalern hoch im Kurs. Balgen sie sich darauf, wird das Sprungtuch zu einer Art Ringermatte. Oder sie übernachten darauf mit Schlafsack. Als Unterlage nutzen sie einfach die Polster der Gartenmöbel. "Letzten Sommer haben wir mitten in der Nacht sogar Sternschnuppen gesehen", erzählt Tobias Nöbauer. Was sie sich daraufhin wünschten, bleibt ihr Geheimnis. Schließlich heißt es ja, dass nur ungeteilte Wünsche in Erfüllung gehen.