Bad Birnbach
Feicht: "Er hat die Heimat geprägt, wie kaum einer zuvor"

05.09.2021 | Stand 21.09.2023, 3:09 Uhr
Viktor Gröll

Pater David Gabriel (vorne) und Prälat Erich Baumann (links) zelebrierten den Gottesdienst. −Fotos: Gröll

Bad Birnbach. Das ländliche Bad hat am Wochenende tiefe Trauer getragen. Ehrenbürger Hans Putz wurde unter großer Anteilnahme auf dem Bad Birnbacher Friedhof beigesetzt. Zuvor fand das Requiem in der Pfarrkirche statt.

Natürlich hatte Corona für einen speziellen Ablauf gesorgt. Neben der Familie konnte nur ein Teil der Trauergäste das Requiem in der Kirche mitverfolgen. Dank Außenübertragung nahmen aber viele vor der Kirche Platz. Zelebranten waren Pater David Gabriel und Prälat Erich Baumann, die von Pastoralreferentin Teresa Aigner unterstützt wurden.

Pater David erinnerte an den 1939 geborenen Hans Putz als "echten" Birnbacher. Der frühe Verlust der Mutter habe ihn und seinen Bruder Josef geprägt. Pater David zeichnete den beruflichen Werdegang nach und hob insbesondere die Tätigkeiten in der Pfarrei und in der Kommunalpolitik hervor. Hans Putz sei der Architekt des modernen Birnbachs geworden, sagte er. 1965 führte Putz seine Christl vor den Traualtar. Aus der Ehe entstammen drei Kinder. Groß sei die Freude über sechs Enkelkinder gewesen. "Es war ihm ein Herzensanliegen, dass die Familie bis zum Schluss bei ihm war. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt", sagte er.

Nach dem Gottesdienst erklang die Johannes-Glocke minutenlang und begleitete die Trauergäste zum Friedhof. Diese Glocke wurde übrigens 2013 von der Familie Putz-Egginger gestiftet.

Den Nachruf für die Marktgemeinde und die Pfarrei zu halten, sei ihr traurige Pflicht, aber auch persönliches Anliegen, betonte Bürgermeisterin Dagmar Feicht, die zugleich Pfarrgemeinderatsvorsitzende ist. Putz habe Ort, Pfarrei und Heimat über Jahrzehnte geprägt wie kaum einer zuvor, sagte sie. Dagmar Feicht erinnerte an den Aufbruch der "jungen Wilden" mit Hans Putz an der Spitze, an die Vision, mit dem "heißen Wasser" Arbeitsplätze und Qualifizierungsmöglichkeiten zu schaffen. Und sie sprach seine enormen Leistungen bei der Gebietsreform an. "Vom Erfolg profitieren wir bis heute", meinte die Rathauschefin und wies auf die Philosophie vom "ländlichen Bad" hin.

Die Bürgermeisterin würdigte das große Vermächtnis des Verstorbenen im heimatkundlichen Bereich. Sein Glaube sei tragende Säule im Leben gewesen. "So lange er konnte, besuchte er den Gottesdienst." Unter anderem war er 18 Jahre Kirchenpfleger. 2004 erhielt er die Stephanusplakette. "Hans Putz war ein Mensch, zu dem ich aufschaute. Ich glaube, es ging vielen so", sagte Feicht.

Wagle: Guter Freund, Vermittler und Kämpfer für seine Ideen

MdL und CSU-Kreisvorsitzender Martin Wagle unterstrich: "Hans Putz wollte seine Heimat voranbringen. Er hat seine Ziele in verschiedenen Funkionen erreicht." Die CSU, welcher der Verstorbene 56 Jahre lang angehörte, verliere ein prägendes Mitglied. Wagle bezeichnet Putz als verlässlichen, guten Freund, als Vermittler, aber auch als Kämpfer für seine Ideen.

Landrat Michael Fahmüller sprach das Wirken von Hans Putz auf Kreisebene an. "Es waren turbulente Jahre dabei", sagte er und spielte auf die Zeit nach der Amtsenthebung von Ludwig Mayer an, als es darum ging, entstandene Gräben wieder zuzuschütten. "Er war einer, auf dessen Handschlag man sich verlassen konnte." Putz gehörte dem Kreistag von der Gründung bis 2002 an. Fast 30 Jahre lang war er auch Mitglied im Zweckverband Thermalbad Birnbach und über Jahrzehnte im Verwaltungsrat der Sparkasse. Zusammen mit Ludwig Mayer sei er der Vater des ländlichen Bades, das bis heute die "bekannteste Visitenkarte im ganzen Landkreis" sei, so Fahmüller.

Auch das Handwerk ist tief betroffen vom Verlust. Das machten Geschäftsführer Alexander Stahl von der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz, Präsident Konrad Steininger vom Schreinerfachverband Bayern und Hans-Peter Entholzner, der Hans Putz als Schreinerobermeister ins Amt folgte, in ihren Ansprachen deutlich. Aus den sehr persönlichen Worten Entholzners ging hervor, wie groß die Rolle der Firma Putz für die ganze Branche war. "Zusammen mit Josef Putz hat er die Einbauküche salonfähig gemacht", erinnerte er. Sein Fazit: "Das Schreinerhandwerk erlebte eine Blütezeit."

Im Namen aller acht Feuerwehren des Marktes richtete Kreisbrandinspektor Anton Eichlseder. Worte an die Trauergemeinde. In der Amtszeit von Hans Putz wurden neue und zusätzliche Fahrzeuge beschafft, Atemschutz, Rettungsspreizer sowie die stille Alarmierung eingeführt. Die größte Maßnahme war der Bau des neuen Feuerwehrhauses im Ortszentrum. Putz war Schirmherr bei vielen Jubiläen, darunter bei der 125-Jahr-Feier der Stützpunktwehr, aber auch der aktive Dienst sei Putz wichtig gewesen. 1957 trat er mit 18 Jahren der Wehr bei und fungierte auch als Schriftführer. Als wertvolles zeitgeschichtliches Dokument bezeichnete Eichlseder die Chronik, die Hans Putz für die 1865 gegründete Feuerwehr schrieb.

Mentor und Förderer der Vereinswelt

Für alle Vereine sprach Vorstand Ludwig Ruf von der KSRK, die zu den ältesten Vereinen in der Region gehört. Was verbinde, sei die Geschichte, sagte Ruf. Putz gehörte der KSRK 57 Jahre an. "Es eint uns, dass Hans Putz Zeit seines Lebens als Mahner für den Frieden aufgetreten ist. Was geschehen ist, hat er bei vielen Gelegenheiten, zum Beispiel in der historischen Ausstellung im Alten Kloster, dokumentiert – als Mahnung gegen das Vergessen und für eine friedvolle Zukunft", so Ruf.

Der Verstorbene sei Jahrzehnte Mentor und Förderer der Vereinswelt gewesen. "Er hat erkannt, dass mit einer vielfältigen Vereinswelt die Jugend geführt, gefördert und letztlich auch gefordert werden kann, dass Vereine Generationen verbinden können. Und er hat nach all diesen Grundsätzen gelebt und gehandelt", sagte Ruf.

Auf sein Kommando senkten sich die Fahnen zum Gebet. Nach dem "Guten Kameraden" erklang die Bayernhymne. Für die musikalische Umrahmung sorgten Barbara Haslinger und Prof. Hannelore Putz an der Orgel, der Kirchenchor und die Blaskapelle Gerleigner. Der Mesnerdienst oblag Maria Lindinger.

Viele Details der Trauerfeier gingen auf den Verstorbenen zurück, so auch das Mitwirken von Pastoralreferentin Teresa Aigner. Frauen im Altardienst erachtete Hans Putz als wichtig, ebenso das Zusammenwirken der beiden Konfessionen in einer funktionierende Ökumene – den Hinweis darauf gab das Lied "Von guten Mächten treu und still umgeben" nach dem Gedicht des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Da war er also wieder, der meinungsstarke "junge Wilde", der mit letzten Fingerzeigen noch große Aufgaben für die Zukunft mit auf den Weg gab.

Ganz sicher gefallen hätte ihm, der im Zweifel immer Lösungen suchte und fand, was nach der Beisetzung auf dem Programm stand. Ins Wirtshaus mit einer so großen Gesellschaft – das war praktisch ausgeschlossen. So kamen Wasner-Wirtin Hansi Weber und ihr Team kurzerhand auf den Kirchplatz und sorgten unter freiem Himmel dafür, dass es den Gästen an nichts fehlte. Denn auch die Möglichkeit zum Austausch nach der Beerdigung war ein großer Wunsch des Verstorbenen.

Unter den Trauergästen waren auch MdB Max Straubinger, Altlandrätin Bruni Mayer, der ehemalige Bürgermeister und Kreisrat Josef Hasenberger, Vorstandsvorsitzender Martin Ruhland von der Sparkasse, aus Bayerbach Bürgermeister Günter Baumgartner und Ehrenbürger Franz Hager, die ehemaligen Abgeordneten Annemarie Hecker, Reserl Sem und Dr. Herbert Kempfler, der ehemalige Bezirksrat Günther Bugl und stv. Landrätin Edeltraud Plattner.