Prof. Günter Grzimek, Planer des Kurparks im ländlichen Bad, hätte am diesjährigen Reit- und Springturnier seine helle Freude gehabt. Ein naturnah angelegter Park, in dem viele Menschen flanieren, ohne sich wegen Corona dabei zu nahe zu kommen , und gespannt auf die große Wiese mitten im Kurpark schauen, denn da lief die 45. Ausgabe des großen Turniers.
Es hatte enorm viel zu bieten: Spannung pur, dazu reichlich Emotionen und guten Reitsport, auch wenn die Zahl der Nennungen auch heuer rückläufig war. Mit diesem Problem hadern die so genannten "Grenzlandturniere" seit Jahren. Viele Reiter würden Sandplätze bevorzugen, darüber hinaus ist die Konkurrenz vor allem in Österreich massiv. Experten wie Reiter waren sich allerdings einig: Das Geläuf im Kurpark ist für ein Turnier ideal und hält allen Bedingungen stand.
Zu den Experten zählt Rupert Gruber, Vorstand der Pferdesportgemeinschaft Ostbayern. Ins gleiche Horn stoßen da Sonja Rodner und Wolfgang Kühn. Sonja Rodner hat gerade den Vorsitz des Reit- und Fahrvereins Amsham von Kühn übernommen. Beide betonten die gute Beschaffenheit des Platzes, für Wolfgang Kühn "sogar besser als München Riem".
14-jährige Sarah Hüttinger holt den Großen Preis
Am ersten Turniertag holte sich Marie-Theres Fischer den "Preis der Bürgermeisterin". Rathauschefin Dagmar Feicht wurde an diesem Tag von ihrem Vize Franz Thalhammer vertreten. Es war ein enges Rennen. Fischer ging mit zwei Pferden an den Start und sicherte sich die beiden besten Zeiten. Fancy F war um fünf Hundertstelsekunden schneller als Gina F. Doch auch Lisa-Maria Kreppert von den Pferdefreunden Pertenstein lag mit Cunterbury auf der Lauer und am Ende nur etwas über zwei Sekunden dahinter. Bei guten äußeren Bedingungen ging der erste Wettkampftag zu Ende.
Auch an Tag zwei durften sich die zahlreichen Besucher im weiten Kurpark-Rund zunächst über gute Bedingungen freuen. Sie sahen die wie entfesselt auftretende, erst 14-jährige Sarah Hüttinger vom Rottaler Reit- und Fahrverein. Sie sicherte sich auf sensationelle Weise den Großen Preis des Marktes Bad Birnbach.
Der ausrichtende Reit- und Fahrverein Amsham nutzte den Turniertag, um zwei verdiente Mitstreiter zu ehren. Katharina Maier gehörte zehn Jahre lang der Vorstandschaft an. Waldtraud Knott machte sich in vielerlei Hinsicht im Verein verdient, in ganz besonderer Weise aber über Jahrzehnte hinweg rund um das Reit- und Springturnier in Bad Birnbach.
Es gab noch einen Abschied, und der war nicht minder emotional. Als alle Prüfungen beendet und alle Sieger geehrt waren, kam für Marie-Theres Fischer noch ein bewegender Moment. Die Zuschauer standen, als sie ihr Pferd Coradina F sozusagen in den Ruhestand verabschiedete. Das erfolgreiche Pferd wusste nicht so recht, wie ihm geschah, als Fischer den Sattel ein letztes Mal abnahm. Eine letzte Runde gab es dennoch, ohne Sattel und begleitet von viel Applaus.
Coradina F war das letzte Pferd aus der Zucht von Marie-Theres Fischers Großeltern. Und es war ein überaus erfolgreiches Springpferd. 130 Platzierungen hat es auf dem Konto, davon 56 Siege, 27 zweite Plätze und 13 dritte Plätze. Alleine in M* und M** Prüfungen siegte Coradina F 38 Mal. Auch in Bad Birnbach hat es Turniergeschichte geschrieben, unter anderem den Großen Preis 2016 und 2018 gewonnen. Kein Wunder, dass Marie-Theres Fischer auf die eigens angefertigte Decke "Danke Coradina" schreiben ließ – versehen mit einem dicken Herz.
Viele junge Gesichter im Helferkreis
Die gute Nachricht im Zusammenhang mit den eingangs erwähnten Rückgängen bei den Teilnehmern: Erfreulicherweise waren ausnehmend viele junge Gesichter im Helferkreis des Turniers zu sehen. Nachwuchs ist also da, und der fulminante Ritt von Sarah Hüttinger verleiht hier noch zusätzliche Symbolkraft.
− vg
Freuten sich über beste Voraussetzungen im Kurpark: Sonja Rodner und Rupert Gruber. −Fotos: Gröll/red
Franz Thalhammer übergab mit Margot Stadler den Preis der Bürgermeisterin an Marie-Theres Fischer.
