Zwiesel
Tourismus hat nach Zwischenhoch weiter zu kämpfen

30.09.2022 | Stand 30.09.2022, 16:26 Uhr

Mitglieder des IHK-Tourismusausschusses und weitere Teilnehmer der Sitzung waren zu Gast bei der Zwiesel Kristallglas AG. −F.: IHK

Die Hotels und Gaststätten, Freizeitparks und anderen touristische Dienstleister in Niederbayern schauen nach Corona zwar auf einen halbwegs erfolgreichen Sommer zurück, sehen sich aber durch die Energiekrise schon wieder vor neue, enorme Herausforderungen gestellt. Das hat die Sitzung des IHK-Fachausschusses Tourismus bei der Zwiesel Kristallglas AG deutlich gezeigt.

Die stellvertretende Ausschussvorsitzende Michaela Baumgartner leitete die Sitzung, in der Unternehmer aus unterschiedlichen Teilbranchen von der aktuellen Lage in ihren Betrieben berichteten. "Viele Entscheidungen der Politik – und dann oft noch von heute auf morgen – sind nicht nachvollziehbar", war aus dem Kreis der Betriebsverantwortlichen zu hören. So hätten etwa die fünf niederbayerischen Thermen die Bereiche Sauna und Dampfbad kurzfristig schließen müssen. Die Buchungslage der benachbarten Betriebe habe sich danach massiv verschlechtert und leidtragend seien nicht nur Hotellerie und Gastronomie, sondern in der Folge auch der Einzelhandel, Lebensmittelbetriebe und auch die kleinen Dienstleister oder Handwerker. "Solche nicht nachvollziehbaren politischen Entscheidungen lassen häufig nicht einmal mehr kurzfristige Planungen zu", sagte ein Gastwirt. "Wir müssen jetzt zusammenhalten", war das Fazit eines Ausschussmitglieds auch beim Thema Personal. Synergien schaffen, Abhängigkeiten reduzieren lautete hier die Devise.

Ein Ende all dieser Entwicklungen sei derzeit nicht abzusehen, sagte Klaus Jaschke, Mitglied der Geschäftsführung der IHK. Die Unternehmer würden jedoch nicht alleine gelassen und könnten sich bei der IHK Unterstützung holen. So stehe mit Martin Nätscher ein neuer IHK-Energieberater für Gespräche zur Verfügung, zusätzliche Fachkräfteberater für Bildung und Fachkräfte würden direkt in den Betrieben tätig und es gebe neue Kampagnen und Workshops zu den brennenden Themen.

Aus einer Geschäftsreise in den USA live zugeschaltet war im Ausschuss Zwiesel Kristallglas-Chef Prof. Andreas Buske. Gemeinsam mit dem dortigen Geschäftspartner Scott Hamberger, CEO der Fortessa Tableware, einer führenden Geschirrmarke in der gehobenen Hotellerie und Gastronomie in den USA, berichtete er über die aktuelle Lage im amerikanischen Tourismus. Inflation, Mitarbeitermangel, massiver Rückgang bei Geschäftsreisen und verändertes Verbraucherverhalten – diese Themen sind auch dort allgegenwärtig. Entscheidend für alle Unternehmer in der Branche ist laut Hamberger neben einem Top-Sortiment und Service vor allem, ein guter Arbeitgeber und fairer Geschäftspartner zu sein. Hamberger empfahl zudem, trotz der harten Rahmenbedingungen dem Hotelgast ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten und die sich durch die Digitalisierung ergebenden Möglichkeiten der Verknüpfung geschäftlicher und privater Reisen zu nutzen.

Bei einer Führung durch die Zwiesel Kristallglas-Hallen wurde den Ausschussmitgliedern schnell klar, warum die Glasbranche so energieintensiv und damit vom aktuellen Gasproblem extrem betroffen ist.

− jk