Ausstellung "Raum für Zeit und Ewigkeit"
Leben, Sterben und Weiterleben im Waldmuseum Zwiesel

03.12.2021 | Stand 25.10.2023, 10:42 Uhr

Dieser Trauerkranz in Weiß ist für eine unverheiratete Frau im 19. Jahrhundert geschaffen worden (Stadtmuseum Schwandorf).

Es geht ums Ganze in der Sonderschau "Raum für Zeit und Ewigkeit" im Waldmuseum in Zwiesel im Landkreis Regen. Seit 3. Dezember ist es aufgrund der gesunkenen Corona-Inzidenz wieder offen. Rund 500 Objekte aus namhaften Museen und Privatbesitz befassen sich mit Tod, Scheintod und möglichem Weiterleben. Ein reich mit Bildern versehener Ausstellungskatalog liefert eine fundierte Erklärung zu den Ausstellungstücken.

Die Sonderschau erzählt über absonderliche Totenbräuche und erschütternde Einzelschicksale. Der Umgang mit dem Tod hat sich sehr verändert: Totenbretter, Grabschmuck, Votivbilder, Versehgarnituren und Gemälde berichten aus der Vergangenheit. Die Ausstellung veranschaulicht den Wandel der Kultur.

Im Zentrum stehen seltene Exponate aus mehreren Jahrhunderten. Ein Herzstück ist ein Totenkranz, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus weißen Rosenkranzperlen hergestellt wurde. Die Perlen stammen aus bayerischen Glashütten. In Klöstern wurden sie zu Kränzen zusammengefügt. Weiße Perlen fanden bei unverheirateten Frauen Verwendung. Das Ausstellungsstück war wahrscheinlich für eine Ordensschwester gefertigt worden.

Glaskünstler Künstler Axel T Schmidt hat einen Totentanz der besonderen Art als Aktion durchgeführt und fotografisch dokumentiert. Zahlreiche in Wachs nachgebildete Maschinengewehre, sogenannte Uzis, ließ er wie Kerzen niederbrennen.

Durch Hungersnöte, Seuchen und vor allem durch die Pest kam die Angst vor dem Tod und seine Ablehnung zum Tragen. Im Gegensatz zu heute machte der Mensch jedoch den Tod überall präsent – mit Memento-Särglein oder Hinterglasbildern. Die Menschen nahmen Schluckbildchen mit Gnadenbildern zu sich, verspeisten Erde aus Gräbern Heiliger und riefen Sterbepatrone an, um sich vor Unheil zu bewahren.

Auch Zerstörung, Hass, Gewalt und Allgegenwart des Todes in den Weltkriegen und der Blick nach Böhmen sind Thema der Ausstellung. Mittelalterliche Darstellungen von Totentänzen verdeutlichen: Der Tod ist das Schicksal der Menschheit, egal ob arm oder reich. Die Frage ist allgegenwärtig: Bedeutet er das Ende oder ist er die Pforte zu einem neuen Leben?

Marita Haller

•Bis 20. Juni 2022, Do.–Mo 10 bis 16 Uhr, in den Ferien täglich, Info: www.waldmuseum.zwiesel.de.
•Zutritt nur für Covid-19-genesene oder geimpfte Besucher