Rinchnach
Künstler Mark Angus zu Gast im Klassenzimmer

29.11.2021 | Stand 29.11.2021, 15:17 Uhr

Ausgehend von den drei Grundfarben zaubert Mark Angus auf nassem Papier einen Blumenstrauß und ein Landschaftsbild. Fasziniert und interessiert schauen die Kinder zu. −Foto: Listl

Dem Aufruf "Künstler in die Grundschule" ist der international agierende Künstler Mark Angus an die Grund- und Mittelschule Rinchnach gefolgt. Er wies die Kinder nach dem Motto "Let it bleed – wenn Farben ineinanderfließen" in die Technik der Aquarellmalerei ein.

"Künstler in der Grundschule" ist ein durch die bayerische Staatsregierung gefördertes Projekt, bei dem Schülern Kunst von einem "echten" Künstler nahegebracht wird. Bereits zum fünften Mal zählte die Rinchnacher Grundschule zu den von der Regierung berücksichtigten Schulen.

Mit Mark Angus, einem gebürtigen Engländer, der mittlerweile in Graz und Frauenau wohnt, konnte nun ein bedeutender zeitgenössischer Künstler für die Projektwoche gewonnen werden. An drei Vormittagen kam er an die St.-Gunther-Schule, ehe ein Gegenbesuch stattfand.

Am ersten Tag stand das gegenseitige Kennenlernen im Mittelpunkt. Berührungsängste gab es keine. Angus staunte, als auf seine Frage "Und wer von euch möchte einmal Künstler werden?" die ganze Klasse wie auf Kommando die Finger hob. Für die Kinder war es sehr interessant, mit Angus über den Beruf des Künstlers nachzudenken. So reflektierten sie nicht nur die Professionalität des Berufs und die Bedeutung von Künstlern für die Gesellschaft, sondern sie machten sich auch die Rolle von Kunstwerken in ihrem persönlichen Umfeld bewusst.

Spannend war es für die "Klousterer Kinder", in den originalen Skizzenbüchern Mark Angus zu blättern. Es standen Bücher mit Landschaftsdarstellungen oder menschlichen Figuren zur Auswahl. In Kleingruppen wählten die Kinder Lieblingsseiten aus, die im Klassenverband betrachtet und besprochen wurden.

Die Buben und Mädchen stellten Vermutungen zu den Motiven und der Farbauswahl des Künstlers an, bevor Mark Angus seine Gedanken zu diesen Bildern erklärte.

Ehe praktische Versuche der Kinder folgten, zauberte Angus ausgehend von den drei Grundfarben auf nassem Papier einen Blumenstrauß und ein Landschaftsbild. Besonderes Augenmerk wurde auf die herrlichen Farbverläufe gelegt, die beim Ineinanderfließen der Farben entstehen. Während einerseits der Malprozess vom Künstler gesteuert wird, gilt es hier laut Angus, auch den "lucky accident" zu erkennen und anzunehmen, das heißt, den "glücklichen Zufall" der Farbverläufe für das Weiterarbeiten bewusst zu nutzen. Dies lässt sich insbesondere in einer zweiten Phase verwirklichen, in der Angus die mittlerweile getrockneten Werke mit weichem Bleistift und Wasserfarben fertig gestaltete.

Sofort waren die Kinder begeistert von der neuen Technik und schufen unter Anleitung des Künstlers zahlreiche fantasievolle Werke. In einer abschließenden Runde stellten die Schüler stolz ihre Ergebnisse vor und erhielten vom Künstler wohlwollende, motivierende Kritiken.

Schnell hatten alle Kinder den älteren Herrn mit dem etwas holprigen Deutsch in ihr Herz geschlossen, und so war die Neugierde groß, den Künstler in Frauenau in einer seiner Wirkungsstätten, der "Tom‘s Hall" des Bildwerk Frauenau zu besuchen. Hier bot Angus den Kindern der Klassen 1/2b und 4a, sowie ihren Lehrkräften Thomas Listl und Sabrina Botschafter, eine ausgiebige Führung durch die zahlreichen Werkstätten an. Im Atelier für klassische Malerei konnten die Schüler gar in kleinen Gruppen mit realen Gegenständen eigene Stillleben aufbauen.

Bei einem Spaziergang durch die Gläsernen Gärten sollte Angus‘ künstlerische Ausdrucksweise wiedergefunden werden. Und tatsächlich, es fiel den Kindern leicht in den "Two diving figures" seinen Stil und somit seinen Beitrag für den Museumsgarten zu erkennen. Besondere Freude bereitete Angus der Schule mit der Schenkung eines seiner typischen Kunstwerke, das zur Erinnerung an die Projektwoche das Rinchnacher Schulhaus zieren wird. Am Ende fiel es allen Kindern sichtlich schwer, "ihrem Mark" bye, bye zu sagen, und die Hoffnung auf ein Wiedersehen wurde laut.

− bb