Landshut
Corona-Hysterie: Tumultartige Szenen bei der Landshuter Screening-Stelle

16.03.2020 | Stand 19.09.2023, 21:42 Uhr
Alexander Schmid

Nach nicht mal einen Tag wurde das Angebot wieder eingestellt. −Foto: Schmid

Der BMW 5er hat noch den Skiträger auf dem Dach, als er bei der alten Rettungswache auf der Grieserwiese vorfährt. Der Fahrer will sich testen lassen, wissen, ob er sich mit dem Corona-Virus infiziert hat. Wo Landshut sonst seine Volksfeste feiert, befand sich am Montag direkt neben der Wittstraße das "Screening-Center". Allerdings nur für wenige Stunden. Nach nicht mal einen Tag wurde das Angebot wieder eingestellt. Es kam laut der Sprecherin des Landratsamtes Landshut, Carina Weinzierl, zu "tumultartigen Szenen".

Männer und Frauen in blauen Schutzanzügen, mit Mund- und Nasenschutzmasken, beugten sich zu den Fahrzeugfenstern und nahmen mit Wattestäbchen Abstriche aus dem Rachenraum der Fahrzeuginsassen. Im Minutentakt fuhren die Autos vor, schon nach kurzer Zeit hatte sich eine Schlange mit mehreren Fahrzeugen vor dem Häuschen aus roten Ziegeln gebildet. Was zunächst noch nach geordnetem Betrieb aussah sollte sich schnell ändern und im Chaos enden.

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"Die zentrale Screening-Stelle von Stadt und Landkreis Landshut, die am Vormittag auf der Grieserwiese ihren Betrieb aufgenommen hatte, wurde vorerst geschlossen", meldete Weinzierl wenige Stunden nach der Eröffnung.

Was eigentlich als Ergänzung und zur Entlastung der mobilen Testteams, die mutmaßlich Erkrankte zu Hause besuchen, und der Hausärzte gedacht war, sah sich mit einem nicht zu bewältigenden Andrang. Der Hauptgrund: "Einige Hausärzte leiteten viel zu viele Anrufer ohne die eigentlich erforderliche, gründliche telefonische Anamnese pauschal weiter, obwohl die betreffenden Personen nicht ansatzweise einen konkreten Verdachtsfall einer Infektion mit dem Corona-Virus darstellten", so Weinzierl.. Die Folge: Binnen drei Stunden gingen mehr als 130 Testanforderungen bei der Station ein. Zudem fuhren zahlreiche Bürger aus eigener Initiative zur Screening-Station. Diese mussten - wie angekündigt - ausnahmslos abgewiesen werden.

"Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten einen solchen Andrang nicht mehr stemmen", sagten Landrat Peter Dreier und Oberbürgermeister Alexander Putz. Mehr als 70 Abstriche wurden an diesem Vormittag gemacht, mehr war trotz der zahllosen, in den meisten Fällen unbegründeten Anforderungen nicht möglich. "Wenn unsere freiwillige Hilfeleistung so missbräuchlich ausgenutzt wird, können und werden wir diesen Service einfach nicht mehr anbieten. Wir sind in dieser Krise alle gefordert: Insbesondere Mediziner können sich nicht einfach aus der Verantwortung nehmen und unliebsame Aufgaben auf andere abschieben." Aus diesem Grund wird zunächst auch ein zunächst eingerichtetes Bürgertelefon nicht mehr weitergeführt.