Regensburg/Landshut
"Brew Berrymore": Die Band, die sich selbst nicht ganz ernst nimmt

12.06.2020 | Stand 12.10.2023, 10:24 Uhr

Die fünf Musiker aus Regensburg und Landshut nehmen sich selbst nicht ganz ernst und das macht den Charme der Band "Brew Berrymore" aus. −Foto: Alexey Testov

Kürzlich erst durften die fünf Jungs der oberpfälzer Band "Brew Berrymore" noch ihre Lieder im Vorprogramm von "Django 3000" zum Besten geben. Jetzt musste die Band, wie viele andere Musiker auch, Live-Auftritte absagen. Die fünf Musiker aus Regensburg und Landshut haben sich seit 2017 zu ihrer Band zusammengefunden, aber sie nehmen sich selbst nicht ganz ernst und das macht den Charme der Band "Brew Berrymore" aus.

Max suchte Moritz, fand ihn und gründete eine Band. Zu profan? Stimmt. Deshalb streute die oberpfälzer Band "Brew Berrymore" dann auch in den Sozialen Netzwerken einen anderen "Gründungsmythos". Die "gutaussehenden, selbstironischen Jungs" haben sich auf "Tinder" kennengelernt. Hoppla, das geht ja noch einmal in eine andere Richtung. Denn zum "Musikmachen" verabredet man sich im Normalfall nicht bei dem Dating-Dienst. Benedikt Wagensonner, der Sänger der Band, muss schmunzeln. Man merkt: Es macht ihm Spaß, dass die Leute an diesem Punkt der "langen" Bandgeschichte die Augenbrauen heben oder schief gucken. "Das stimmt natürlich nicht", gibt er grinsend zu. Aber die Fans und Facebook-Nutzer lesen solche Storys einfach lieber als die schlichte Wahrheit.

Daher zurück zu den Ursprüngen in das weit entfernt liegende Jahr 2017. Damals entschieden sich Max Artinger und sein Musikerkumpel Daniel Brandhuber, eine Band zu gründen, denn Musik einfach zum Spaß zu machen, war den beiden jungen Männern nicht genug. Als sich Bassist Moritz Petschko dazu gesellte, stand dem Traum fast nichts mehr im Weg. Hinzu gesellten sich noch Gitarrist Ludwig Baumann – mittlerweile hat Robert Rauchenecker dessen Platz eingenommen – und zum Schluss der jüngste der Truppe: Bene Wagensonner, der das Texten und den gesanglichen Part übernahm.

Kaum gegründet, konnte die junge Band den Wettbewerb "Rock in der Villa 2017" in Landshut auf Anhieb für sich entscheiden. Und der Preis war sogleich ein erstes Startkapital für "Brew Berrymore": Ein professionelles Fotoshooting, Aufnahmen in einem Tonstudio und ein Coaching – was kann man sich als junge Band schon mehr wünschen?

Foto-Shooting auf der Alpaka-FarmWährend andere Bands jetzt vielleicht eine abbruchreife Fabrik, einen Schrottplatz oder eine Luxusvilla – je nach Musikrichtung, versteht sich – als Background für ein Shooting wählen, entschieden sich "Brew Berrymore" für ein Shooting auf einer Alpaka-Farm in der Nähe von Landshut. Alpakas? "Ja, das war auch wieder so eine Schnapsidee von uns", lacht Bene. Es entstand die Idee zu "Alpakalypse now" – Endzeitstimmung mit Selbstironie.

Die Jungs können auch ernst: Seenotrettung als Thema

Doch die Jungs können auch ernst, wie sie in dem Videoclip zu ihrem Song "Arrogance" beweisen. Sequenzen mit "fressenden Großkopferter" stellen sie Ausschnitte von der Seenotrettung und Menschen auf der Flucht gegenüber. "Wir möchten einen Diskurs anfachen und nicht nur einfach unsere Meinung unkommentiert und unhinterfragt von der Bühne schreien", erklärt Bene. Die Seenotrettung ist dabei nicht ganz unwillkürlich zum Thema geworden. Benes Bruder ist der Initiator der Hilfsorganisation "Sea-Eye" und somit beschäftigen sich auch die fünf Jungs mit dem Thema.

Ohnehin greifen die Texte stets auf ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse zurück. Und da kommt viel zusammen, denn die Band besteht aus einem angehenden Wirtschaftsinformatiker, einem Kinderintensivpfleger, einem Kriminalpsychologen, einem Dolmetscher und einem Studenten für Soziale Arbeit. Noch Fragen? Dennoch übernehmen die Lyrics zumeist nicht den Hauptpart, wie Bene zugibt, der die Texte übrigens bislang ausschließlich auf Englisch verfasst hat. "Bei uns steht die Melodie, die Musik im Vordergrund, nicht der Text." Und so sind auch die meisten "abgespaceten" Videoclips der Band zu verstehen: Auffällige Outfits, viel Gold, viel Glitter, einen Hauch von 80er-Kult und "Geblödel" mit Yedi-Lichtschwertern, fliegenden Pizzen oder Sockentheater bekommen Zuschauer auf Youtube präsentiert.

Der Sound mit ganz viel Synthesizer- und Indie-Einflüssen trägt die Stimmung und man kann nicht umhin, mitzutanzen, sich frei zu bewegen und bei einem Konzert der fünf Musiker einfach "eine gute Zeit zu haben". Das haben die fünf Freunde auf jeden Fall mindestens einmal pro Woche, wenn sie sich zum Proben treffen – zumindest war das vor Corona so. Kürzlich erst durften die fünf Jungs noch ihre Lieder im Vorprogramm von "Django 3000" zum Besten geben. Jetzt musste die Band, wie viele andere Musiker auch, Live-Auftritte absagen. Aufgrund der Corona-Krise bleiben dadurch Einnahmen aus. Eine Crowdfunding-Kampagne wurde gestartet. Mehr zur Band unter www.brewberrymore.de.