Grainet
Gemeinderat diskutiert über Baugebiet Vorderfreundorf

12.09.2021 | Stand 19.09.2023, 21:43 Uhr

Für das Gewerbegebiet Fürholz-Nord war im Rahmen der frühzeitigen Bürger- und Fachstellenbeteiligung ein Vorentwurf ausgelegt bzw. eingereicht worden. Weil vonseiten der Öffentlichkeit gar keine und seitens der angefragten Fachstellen keine gravierenden Einwände vorgebracht wurden, wurde die reguläre Bürger- und Fachstellenbeteiligung einstimmig beschlossen.

Anders sieht es beim geplanten neuen Baugebiet in Vorderfreundorf aus. Hier gab es erhebliche Einsprüche durch zwei Bürger. Einer von ihnen befürchtet im Winter Ablagerungen auf seinem benachbarten Grundstück durch die gemeindliche Schneeräumung, außerdem vermehrten Hundekot, eine spätere Erweiterung des neuen Baugebietes in östlicher Richtung sowie starken Zuzug von auswärtigen Neubürgern.

Letzteres Argument ist auch in einem umfangreichen Schreiben eines weiteren Bürgers angeführt. Hohe Grundstücks- und Baukosten würden es, so seine Meinung, jungen Familien aus dem heimischen Umfeld unmöglich machen hier zu bauen. Stattdessen kämen "betuchte Oberbayern" zum Zug, die sich hier einen Alterswohnsitz errichten möchten. Dazu erklärte Bauamtsleiter Hans Reichenberger, dass sich zum einen ein Flächennutzungsplan überhaupt noch nicht mit Baukosten befasse. Zum anderen werde die Gemeinde entsprechende Steuerungsmöglichkeiten ergreifen, um eine "Zweitwohnsitzsiedlung" zu vermeiden.

Zurückgewiesen wurde von Reichenberger auch die Behauptung, dass sich auf dem geplanten Bauland-Areal eine frühere wilde Mülldeponie mit vergrabenem Hausmüll und einem Autowrack befinde.

Auch älteren Vorderfreundorfer Bewohnern sei davon nichts bekannt. Und auch amtliche Luftbildaufnahmen des Vermessungsamtes aus den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ließen nichts Derartiges erkennen.

Weiters wendet der Bürger ein, dass eine neue Siedlung für die umliegenden Grundstücke eine Wertminderung bedeute. Außerdem würden zwei Biotope zerstört.

Die vorhandenen Biotopstrukturen und die dort vorkommenden schützenswerten Pflanzen und Tiere sowie der erhebliche Umfang der Baugebietsausweisung veranlassten den Bund Naturschutz, Kreisgruppe Freyung, zur Ablehnung der vorgelegten Planung. Dagegen fordert die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt nur den Erhalt einiger vorhandener Hecken beziehungsweise eine Neupflanzung. Dann könne auch eine Zusage zur Herausnahme der Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet in Aussicht gestellt werden, so die Begründung.

Weitere angefragte Behörden brachten keine gravierenden Einwände vor. Allerdings entspann sich im Gemeinderat selbst eine Diskussion, weil Thomas Kern (SPD) erhebliche Bedenken gegen die Größenordnung der Baugebietsausweisung (rund 18000 Quadratmeter Bruttofläche, d. Red.) erhob. Er befürchtet eine große finanzielle Belastung für die Gemeinde, die dann die Kosten auf die Bauherren umlegen müsste. Als mögliche Alternative schlug Kern eine Erweiterung des Baugebietes Erlwies in Richtung Kurzsäge vor.

Bürgermeister Jürgen Schano verwies zum wiederholten Mal auf den enormen Anfragedruck von bauwilligen Personen – derzeit seien es rund dreißig, davon die Hälfte aus der eigenen Gemeinde. Diesen vielen Bauwünschen könne man ohne Ausweisung eines größeren Baugebietes nicht entsprechen.

Mit den drei Gegenstimmen aus der SPD-Fraktion (ein SPD’ler war nicht anwesend) beschloss der Gemeinderat, die Planungen entsprechend den Vorgaben der Behörden anzupassen und dann die Bürger- und Fachstellenbeteiligung durchzuführen.

− fd