Haus i. Wald
Zum Abschied sangen die Stare für Egon M.Binder

Eine große Trauergemeinde begleitete den langjährigen Leiter des <K>Grafenauer Anzeiger </K>auf seinem letzten Weg

26.02.2022 | Stand 21.09.2023, 0:33 Uhr

Eine große Trauergemeinde nahm am Hausinger Friedhof Abschied von Egon M. Binder, dem langjährigen Leiter des Grafenauer Anzeiger. −Foto: Nigl

Eine große Trauergemeinde begleitete am Donnerstagnachmittag (24. Februar) Egon Maximilian Binder auf seinem letzten Weg. Der langjährige Leiter des Grafenauer Anzeiger war am Montag im Alter von 74 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben (GA berichtete). Stadtpfarrer Kajetan Steinbeißer und PNP-Chefredakteur Ernst Fuchs würdigten ihn als "Teamplayer" und "journalistisches Aushängeschild der PNP".

Beim Wortgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche erinnerte Stadtpfarrer Kajetan Steinbeißer an das Leben des Verstorbenen und verwies dabei auch auf den Nekrolog, der am Dienstag im Grafenauer Anzeiger erschienen war. "Egon Binder war Gemeinschaft sehr wichtig. Begonnen mit seiner Familie, wollte er immer Menschen um sich haben. Er war kein Singleplayer, sondern immer in Teamplayer."

"Leben und leben lassen" war seine Devise gewesen. Sein journalistisches Ethos war es, nie alles zu schreiben, war er vielleicht gewusst hätte, und nie jemanden fertig zu machen.

"Alle Begabungen des Menschen kommen von Gott", so Steinbeißer weiter. "Diese Vielfältigkeit, die Egon Binder zu teil wurde, war ein Gottesgeschenk, an der er gerne andere teilhaben ließ."

So verwundere es nicht, dass für ihn bei seiner Krankheit die Isolation das Schlimmste gewesen sei. "Die Hilflosigkeit und die fehlende Gemeinschaft bewirkten, dass er keine Freude mehr am Leben hatte. Dabei war er immer der Macher. Zumindest wurde ihm die Gnade zu teil, dass er seinen Kreuzweg schmerzfrei und ruhig zu Ende gehen konnte", sagte der Geistliche.

Egon Binders Frau Tina sprach Steinbeißer ein herzliches Vergelt’s Gott dafür aus, dass sie ihm bis zum Schluss eine starke Begleiterin gewesen sei, ihm Beistand und Hilfe geleistet habe.

"Der Verstorbene hatte ein erfülltes, buntes Leben. Möge ihm Gott die ewige Gemeinschaft, das ewige Mahl und eine neue, große Weite schenken, die gleichzeitig Heimat ist", bat der Stadtpfarrer zum Schluss. Untermalt wurde der Gedenkgottesdienst von Akkordeonmusik, die Ernst Graßl seinem langjährigen Freund und Begleiter auf Weinreisen widmete, und vom Gemeindegesang, den Anneliese Stöger an der Orgel begleitete.

Als sich die Trauergemeinde rund um das Familiengrab der Binders postiert hatte, sangen Stare am Baum, als wollten sie mit Abschied nehmen. Die Vögel hatten für den Verstorbenen immer eine besondere Bedeutung. Wenn er die schwarzen Gesellen in seinem Garten erblickte, wusste er, dass seine Lieblingsjahreszeit, der Frühling, naht.

Am Grab sprach PNP-Chefredakteur Ernst Fuchs: "Trösten ist eine Kunst des Herzens. Sie besteht oft nur darin, liebevoll zu schweigen und schweigend mitzutrauern. Denn bei allem Reichtum der Sprache gibt es für tiefes Leid keine Ausdrucksmöglichkeit. Gleichwohl ist jeder Abschied auch eine Mobilmachung für die Erinnerung.

Deshalb will ich es versuchen, einem Mann, einem Kollegen, einem Freund gerecht zu werden, den wir stets in bester Erinnerung behalten werden.

Für gewöhnlich beginne ich eine Trauerrede gern mit einem Ausflug in die Philosophie. Den muss ich mir heute schenken, weil ich zu Egon M. Binder keinen Spruch parat habe, der hundertprozentig zu ihm passt. Das ist kein Wunder, weil unser Freund einzigartig war, urwüchsig und erdverwachsen wie eine wind- und wetterfeste Nationalpark-Eiche, auch wenn oder trotzdem sich Egon die ganze Welt angeschaut hat.

In der Welt zu Hause, aber in Furth und in Grafenau daheim - das war Egon M. Binder. Er erzählte gern und viel, am liebsten aber von seinem Wald, vom schweinernen Bratl, vom Brauchtum und den Traditionen, von den Menschen und Originalen, wie er selbst eines war.

Seine Personalakte ist nicht sehr ergiebig, sagt eigentlich aber doch sehr vieles: Schon ab 1963 für den Grafenauer Anzeiger in vielerlei Funktionen, u. a. als Industriekaufmann tätig, absolvierte Egon 1971 ein Volontariat und übernahm 1972 die Redaktion Waldkirchen und ab 1978 die Redaktion Grafenau, die er bis zu seinem Ruhestand 27 Jahre lang leitete. Er schrieb mehrere Bücher und gestaltete und verantwortete bis Mitte letzten Jahres, bis ihn die Krankheit dann richtig packte, allmonatlich die Seite "Essen und Trinken", die sich großer Beliebtheit erfreute.

Der Heimatbegriff erlebt seit ein paar Jahren eine Renaissance. In einer Welt, in der man per Internet in ihrem entlegensten Winkel sein kann, sind die eigenen Wurzeln offenbar besonders wichtig - Heimat eben. Dabei geht es nicht nur um Infrastruktur, sondern um Zusammenhalt, Identität und Solidarität – Gefühle eben.

Wer genauer wissen will, wer alles Heimat ist und sein kann, dem lege ich das journalistische Schaffen von Egon M. Binder ans Herz: Es ist hintersinnig und erdverbunden und zugleich weltoffen. Da schrieb einer, der Land und Leute kennt, wie seine eigene Familie.

Egon M. Binder war über Jahrzehnte hinweg ein Gesicht der Passauer Neue Presse, vor allem im Landkreis Freyung-Grafenau und im gesamten Bayerischen Wald. Eine Institution, wie man so sagt, ein Lokalredakteur der guten alten Schule, mit Herzblut, Leidenschaft und hoher Reputation und Glaubwürdigkeit, der auch in kleiner Redaktionsbesetzung das Beste für unsere Zeitung und ihre Leser herausholte.

Jede Zeitung kann sich glücklich schätzen, wenn sie Journalisten wie Egon in ihren Reihen hat, die - authentisch und unverwechselbar - ihr Medium durch ihre Persönlichkeit prägen. Egon M. Binder war in diesem Sinn ein stark beachtetes Sprachrohr vor allem für die Anliegen der sogenannten kleinen Leute.

Die Passauer Neue Presse verliert mit ihm eines ihrer journalistischen Aushängeschilder – und wir, seine Kollegen, einen hoch geschätzten Freund, Weggefährten und Kameraden.

Die Zeit ist zwar, so sagt man, eine geräuschlose Feile. Aber für uns, deine Kollegen, kann ich, lieber Egon, feststellen: Sie schafft es nicht, dich aus unserem Gedächtnis, unserer besten Erinnerung, kurz aus unserer Mitte, zu feilen.

Lieber Egon, ruhe in Frieden, du wirst uns fehlen."

Im Namen der Redaktionskolleginnen und -kollegen legte er an Binders Sarg einen Kranz nieder.