Zenting
Eine Zentinger Zeitreise

12.12.2021 | Stand 12.12.2021, 13:05 Uhr

Ortsansicht von Zenting auf einer 1902 verschickten Postkarte.

Am 21. Dezember erscheint eine 600 Seiten starke Chronik Zentings zur Ortsgeschichte vom Frühmittelalter bis heute. Mitautor Rudi Himpsl beschreibt, was hinter dem Projekt steckt.

Im Jahr 1151 schenkte der Vornbacher Graf Ekbert III. von Neuburg am Inn neben anderen Gütern einen großen Gutshof in "Cetting" an das Kloster Osterhofen. Auskunft über diesen Rechtsakt gibt heute die Kopie einer Urkunde. Dies ist der erste Nachweis für die Existenz des Ortes Zenting. Gleichwohl müssen Menschen bereits in den Jahrhunderten vor dieser Schenkung im dortigen Talkessel gesiedelt haben, auch wenn hierzu schriftliche Belege fehlen. Die Geschichte der Menschen in Zenting vom Frühmittelalter – also der Zeit vor dem Jahr 1050 – bis zur Gegenwart erzählt nun eine Ortschronik, die Toni Schuberl und ich verfasst haben und die am 21. Dezember erscheint.
Anlass für diese Arbeit bot die Zentinger Dorferneuerung. Sie schuf einen idealen Rahmen, um sich der eigenen historischen Wurzeln zu vergewissern. Gemeinsam haben wir seit 2017 unzählige Akten, Zeitungsartikel und wissenschaftliche Literatur in Archiven und Bibliotheken in München, Landshut und Passau gewälzt und zudem das Zentinger Gemeindearchiv ausgewertet. Die Gemeinde, v. a. die beiden Bürgermeister Leopold Ritzinger und Dirk Rohowski, haben diese Arbeit auf vielfältige Weise unterstützt. Besonders dankbar sind wir zudem den Bürgerinnen und Bürgern, die uns Zugang zu ihren privaten (Foto-)Archiven gewährt haben. Herausgekommen ist am Ende ein 600 Seiten starkes Buch mit 84 Kapiteln und vielen Bildern. Damit wurde die Chronik deutlich umfangreicher, als wir Autoren es am Anfang erwartet hatten.
Mit dem Buch hoffen wir den Interessen verschiedener Leser gerecht zu werden. So legen wir großen Wert auf wissenschaftliche Standards – rund 1390 Fußnoten stehen hierfür nicht nur symbolisch. Dies soll jedoch nicht auf Kosten der Lesbarkeit geschehen. Die Chronik ist sowohl ein Lesebuch und Nachschlagewerk für alle Interessierten als auch an Historiker gerichtet, indem wir Neues zur Regionalgeschichte erarbeitet haben. Die Themen sind vielfältig: So schildert Toni Schuberl u. a., auf welchen Pfaden vermutlich die ersten Menschen im Frühmittelalter in das Zentinger Tal eingewandert sind, wie die Bewohner unter Kriegen und Katastrophen litten oder wie sie für die Gründung einer eigenen Pfarrei kämpften, bis dies schließlich 1896 gelang. Ungewohnte Blicke auf das Aussehen der Kirche St. Jakobus ermöglichen erstmals veröffentlichte, seiner Zeit verworfene Baupläne für die Errichtung eines steinernen Kirchturms ab 1897.
Immer wieder veranschaulichen wir, wie Ereignisse der vermeintlich "großen" Geschichte den Alltag der Menschen beeinflussten. Ausführlich widmen wir uns dabei etwa der Zeit des Nationalsozialismus in Zenting, zu der eben auch Nachstellungen und die Verfolgung der in der Pfarrei tätigen Seelsorger gehörte. Illustriert mit vielen historischen Bildern beschreiben wir außerdem den vielfältigen Wandel, den das Dorf seit dem Zweiten Weltkrieg erfahren hat. Sein Aussehen hatte sich bereits bis 1960 stark verändert, wie der Grafenauer Anzeiger damals schrieb: "uralte Häuser, zum Teil noch ganz aus Holz gebaut, wurden abgerissen und durch stattliche Neubauten ersetzt".
Mit dem gesellschaftlichen Wandel zurechtzukommen, die Sorge um das eigene Auskommen oder die Anpassung der dörflichen Infrastruktur an neue Begebenheiten waren und bleiben Herausforderungen, die sich allen Generationen an Zentingern stell(t)en. Für die Vergangenheit haben Toni Schuberl und ich dies in der Chronik darzulegen versucht, bei der es sich um eine "Ortsgeschichte" im eigentlichen Wortsinne handelt: Nicht die Pfarrei oder die politische Gemeinde stehen in ihrem Mittelpunkt, auch wenn deren Entwicklungen immer wieder beleuchtet werden, sondern das Dorf Zenting und die Menschen, die dort leben. Das Buch ist damit in gewisser Weise Band 2 einer Gemeindechronik, bei der Toni Schuberl die Geschichte Daxsteins bereits in einem eigenen, 2015 erschienen Band geschildert hat. Für Ranfels als drittem Hauptort der heutigen Gemeinde wäre eine weitere umfangreiche historische Darstellung sehr zu wünschen.
Hier ist das Buch ab dem 21.12. für 25 Euro erhältlich: Rathaus Zenting (Mo-Fr: 8-12 Uhr), Rathaus Thurmansbang (Mo-Do: 7.30-12 Uhr und 13-17 Uhr; Fr: 7.30-12.30 Uhr) und Supermarkt Vollath in Zenting (Mo-Fr: 7-12.30 Uhr und 14-18 Uhr; Sa: 7-12.30 Uhr). Bestellung außerdem per Mail: info@zenting.de oder Tel.: 08504-9122-24 möglich.