Haslach
Die Dorfwehr wird heuer 100 Jahre alt

22.04.2021 | Stand 19.09.2023, 21:47 Uhr

Das Feuerwehrgebäude in Haslach. −F.: Wehr

Es wäre heuer ein schönes Jubiläumsfest geworden, die Vorfreude war groß. Doch bereits im vergangenen Jahr machte sich bei den Festplanern eine gewisse Skepsis breit, ob die große Feier überhaupt stattfinden kann. Die Pandemie lässt den Machern keine Wahl, das Fest zum 100-Jährigen muss verschoben werden. "Wir sind guter Dinge, dass wir eine schöne Jubiläumsfeier ausrichten werden, irgendwann", ist sich Vorstand Franz Köhl sicher. "Das sind wir unseren Gründungsvätern einfach schuldig."

Eben diese Gründungsväter erkannten vor 100 Jahren die Notwendigkeit einer eigenen Feuerwehr in Haslach. Was genau der Anlass zur Gründung der Feuerwehr in Haslach war, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Eine Rolle spielte sicherlich die enge Bebauung im Ortskern, wo ein Brand fatale Folgen gehabt hätte. Am 24. April 1921 rief der Ortsführer Paulus Simmet alle wehrfähigen Männer und Burschen in die große Paulusstube und legte damit den Grundstein für eine eigene Feuerwehr, losgelöst von der Oswalder Wehr. Zum Vorstand wurde Paulus Simmet, an seiner Seite Johann Stockbauer als 1. Kommandant.

Gemeinsam zimmerte man in der Dorfmitte das erste Feuerwehr-Häusl aus Holz. Trotz zunehmender Inflation konnte 1922 die erste Handdruckspritze angeschafft und beim heutigen Glascontainer-Platz ein Löschweiher angelegt werden. Für die Zusammengehörigkeit und den Gemeinschaftssinn durfte eine Fahne nicht fehlen. Zahlreiche Spenden der Haslacher Bevölkerung machten 1924 die Anschaffung einer eigenen Fahne möglich, sie wurde 1926 feierlich geweiht.

Während des 2. Weltkriegs übernahmen die Haslacher Frauen den Brandschutz. Lange Zeit diente ein Bulldog mit Anhänger als Einsatzfahrzeug.

Mit einer "Deutschen Einheitsspritze", welche Kommandant Alois Denk in München organisierte, hielt 1946 die motorische Spritzenkraft Einzug. 20 Jahre später zählt dann eine gebrauchte Motorspritze TS 8/8 sowie ein Tragkraftspritzen-Anhänger zur bescheidenen Ausstattung. Erst 1979 durften die Haslacher Wehrler eine neue TS 8/8 ihr Eigen nennen, aber ein neues Löschfahrzeug ist immer noch in weiter Ferne. Damit man den Anschluss an eine gut ausgestattete Wehr nicht ganz verpasste, kaufte man aus eigener Tasche alte Fahrzeuge und baute diese in unzähligen Stunden in Eigenleitung zu Löschfahrzeugen um.

"Ein neues Fahrzeug für Haslach ist ein Gebot der Gerechtigkeit!" Mit diesen Worten gab es für Vorstand Georg Klinger und Kommandant Paul Breit kein Halten mehr. Nachdem die Feuerwehren Höhenbrunn und Guglöd von der Gemeinde mit blitzneuen Fahrzeugen ausgestattet wurden, appellierten die beiden beim Gemeinderat mit unmissverständlichem Mahnen an die Gerechtigkeit. Ihr langer Atem hatte Erfolg. Und so wurde Anfang September 1992 das neue Tragkraftspritzenfahrzeug in einer feierlichen Zeremonie an die FFW Haslach übergeben. An den Beschaffungskosten musste sie sich mit 10000 DM beteiligen, viel Geld für eine so kleine Feuerwehr. Auch heute noch, mit knapp 30 Jahren fast schon ein Oldtimer, verrichtet das TSF immer noch treu und zuverlässig seinen Dienst.

Manchmal bedarf es "höherer Gewalt" um Entscheidungen herbeizuführen. Mitte der Siebziger Jahre drängte der Grundstückbesitzer auf die Entfernung des ohnehin schon etwas baufälligen Gerätehäusl, was eine Missstimmung ins Dorf brachte. Über einen Neubau wurde nachgedacht, aber die Standortfrage war strittig. Die Entscheidungshilfe kam in Form eines jungen Burschen, welcher heimlich das Auto seines Bekannten ausprobierte, dabei krachte er in das alte, baufällige Feuerwehrhäusl und beschädigte es so erheblich, dass nichts mehr zu retten war.

Dies war sprichwörtlich der Anstoß für einen Neubau. Noch vor der Zustimmung des Gemeinderats wurde unter der Regie von Vorstand Oswald Mies sen. und Kommandant Paul Denk mit den Arbeiten begonnen. Mit vereinten Kräften erfolgte die Fertigstellung 1977. Zahlreiche Baumaßnahmen in letzter Zeit brachten das Gerätehaus energetisch auf den neusten Stand. Im Sommer 2018 erfolgte der Spatenstich für einen Anbau, ein lang gehegter Wunsch, da im Gerätehaus nicht einmal Toiletten vorhanden waren. Mit viel eigener Manpower entstand in knapp eineinhalb Jahren ein moderner, zweckmäßiger Schulungsraum für derzeit 29 Aktive unter Kommandant Gerhard Thamm. Die FFW Haslach ist ein unverzichtbarer Teil des gemeindlichen Lebens. Heute wie damals zur Zeit ihrer Gründung, getreu ihrem Motto "Hosla aktiv".

− eb