Freyung-Grafenau
Ich kann es nicht mehr hören! – Unwort des Jahres-Umfrage

Freyung-Grafenauer stellen ihre persönlichen Unwörter des Jahres 2021 vor

10.01.2022 | Stand 22.09.2023, 0:25 Uhr

Karl-Heinz Reimeier, Pädagoge, Volks- und Heimatkundler sowie Heimatpfleger in FRG: Sein Unwort des Jahres ist die Kombination "Spazieren gehen". −Foto: Archiv PNP

Jedes Jahr werden wir mit neuen Wörtern und Begriffen konfrontiert. Doch obwohl die deutsche Sprache so vielfältig ist, gibt es doch immer wieder Wörter, die uns jeden Tag begegnen und die wir irgendwann einfach nicht mehr hören können – sogenannte Unwörter. Der Frankfurter Sprachwissenschaftler Horst Dieter Schlosser hat 1991 die Aktion "Unwort des Jahres" ins Leben gerufen. Seit 30 Jahren werden immer neue Wörter gekürt. Wir haben im Landkreis nachgefragt, welche Wörter ein paar Freyung-Grafenauer nicht mehr hören können.

"Spazieren gehen"

Der Pädagoge, Volks- und Heimatkundler sowie Heimatpfleger Karl-Heinz Reimeier aus Grafenau hat "Spazieren gehen" als sein persönliches Unwort nominiert. Für ihn habe es mit der eigentlichen Sache nix mehr zu tun. Weg von der Befreiung von Alltagssorgen und dem Bewegen des Körpers, werde der Begriff ab- und umgeleitet zu einem Begriff, der gegen etwas geht. "Es geht um das Spazieren mit Hintergedanken, dass man sich gegen etwas auflehnt".

"Gendern"

Ein Wort, das 2021 des Öfteren diskutiert wurde, ist "Gendern". Es ist das persönliche Unwort für Dr. Silvia Deigentesch. Warum? "Ich kann es einfach nicht mehr hören!", sagt sie genervt. Sie ist der Meinung, wenn eine Frau eine Leistung erbringt, müsse das Geschlecht nicht noch besonders betont werden. "Gendern ist eine Verfälschung der deutschen Sprache", findet die Grafenauerin außerdem. Weil sie sich auch als Bergretterin engagiert, hat sie bezüglich des Genderns bei ihren Kolleginnen von der Bergwacht nachgefragt. Auf die Frage, ob es sie stören würde, wenn sie von Kameraden spreche, anstatt von Kameraden und Kameradinnen, erhielt sie ein einstimmiges "Nein". Dabei würde sich keine der Frauen ausgeschlossen fühlen. "Jeder soll seinen Mann stehen, wo er steht. Der Mensch und seine Tat stehen im Vordergrund!"

"Homeschooling"

Für die elfjährige Lena Maihorn ist das Wort "Homeschooling" ihr persönliches Unwort des Jahres. "Bei Homeschooling da lernt man schon ebbs, aber man lernt nicht so richtig gut, nicht so viel wie in der Schule. Außerdem mag ich nicht zu Hause bleiben, ich gehe gern in die Schule. Corona ist einfach blöd. Es ist schöner, wenn man die anderen Freunde in der Schule sieht, wenn man mit denen zusammen lernt und wenn man weiß, dass es denen auch gut geht. Wenn man nicht ganz allein zu Hause sitzen muss."

"Corona"

Tamara Kubitscheck und Katrin Seibold, zwei Modeberaterinnen aus dem Freyunger Bekleidungsgeschäft "Trendline", sind sich einig. Ihr Unwort des Jahres ist definitiv Corona. Sei es im Privaten oder im Geschäft, das Wort ist ihr täglicher Begleiter. Selbst bei den Kaffeekränzchen mit Verwandten scheint es kaum ein anderes Thema mehr zu geben. Überall werden sie mit dem Wort konfrontiert, sei es im Radio, im Fernsehen oder in der Zeitung – überall kommt Corona vor. Um es mit den Worten von Tamara Kubitscheck auszudrücken: "Es nervt übelst!"

"Der Pool ist positiv"

Nicht nur ein Wort, sondern gleich einen ganzen Satz, hat Dr. Carolin Pecho zu ihrem Unwort des Jahres gekürt. "Der Pool ist positiv – das war immer die Meldung, wenn ein Test in der Schule positiv war", erinnert sich die Bürgermeisterin von Ringelei. "Ich hab den Satz so ungern gehört und bevor Corona angefangen hat, konnte niemand etwas damit assoziieren. Es ist ein unnötiger Satz, der mit Corona gerne wieder verschwinden darf!"

"Querdenker"

Für den Vorsitzenden des Fotoclubs Waldkirchen Ludwig Brunner ist "Querdenker" das Unwort des vergangenen Jahres. "Früher hatte das Wort ein positives Image, im Sinne von jemand bringt andere Ideen ein." Durch die Corona-Demonstrationen hat der Begriff für den Waldkirchener allerdings eine negative Konnotation erhalten. "Wir haben zwar die Demonstrationsfreiheit, was ja auch gut ist, aber oft enden diese Corona-Demonstrationen in Gewalt, weshalb der Begriff für mich inzwischen negativ besetzt ist."

"Inzidenzwert"

Jürgen Schano, Bürgermeister der Gemeinde Grainet, hat auch ein Wort, das er nicht mehr hören kann. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie kürt er "Inzidenzwert" als sein persönliches Unwort. "Das ganze Jahr über haben sie an diesem Wort herumgedoktert. Begonnen hat es mit der Krankenhausampel, dann ging es über zur 3G-Regelung und danach endete es im politischen Streit, wie die Inzidenz zu bewerten ist", begründet der Bürgermeister seine Wahl. Bezogen darauf ist er zudem der Meinung, dass Deutschland der Weltmeister im Auswerten der Daten sei. Deshalb vertritt er nicht die Ansicht, dass viele Statistiken nicht erfasst werden, sondern alles vollständig ausgewertet werde.