"Lene und die Geister des Waldes"
Der Bayerische Wald ist gar nicht so schlimm! – Kinofilm wirbt für die Region

23.11.2021 | Stand 21.09.2023, 2:36 Uhr
Reinhard Kleber

Das Mädchen aus der Stadt ist wenig begeistert von der Idee, Sommerferien im Bayerischen Wald Urlaub zu machen. Aber nach und nach lernt Lene (Lene Frahm) den Wald, seine Geheimnisse, die Gegend und die Menschen dort schätzen. −Foto: Basthorster Filmmanufaktur

Die siebenjährige Lene und ihre ältere Schwester Lynn fahren mit ihrem Vater in den Sommerferien in den Bayerischen Wald. Lene wäre viel lieber an die Ostsee gereist, doch ihr Vater will unbedingt in der freien Natur um eine idyllisch gelegene Pension herum zeichnen und malen. Auf einen Urlaub im Wald hat das Mädchen wenig Lust – da erwarten es ja nur Bäume, Berge und Kinder, die eine seltsame Sprache sprechen.



Doch dann zeigen die Dorfkinder den Mädchen aus Mecklenburg-Vorpommern den Wald und erzählen von geheimnisvollen Gestalten wie Nationalparkwächter Günter, dem die Kinder den Spitznamen "Wald-Obelix" verpasst haben. Und sie hören das Märchen vom Waldpeter, der als Bub aus dem Dorf verschwand, in einer "Grotte der schlafenden Seelen" gefangen sein soll und zu einem Geist wurde, der erst freikommen kann, wenn die Kinder in den Wald zurückkehren, um dessen Geheimnisse und Schönheit zu entdecken.

Die Gastgeberin, Oma Henriette, zeigt den Schwestern ein verwunschenes Haus und erzählt von der "Wald-Ursel", die hier einst wohnte und ein "gigantisches Wissen" über Pflanzen hatte, bevor sie ins ewige Grün verschwand. Auf einem Erkundungsgang mit der coolen jungen Rangerin Christin beginnt Lene, den Wald mit anderen Augen zu sehen und ihre neuen Freunde besser zu verstehen: Vinzenz kann wie ein Eichhörnchen auf Bäume klettern, Johannes dressiert Wachteln und organisiert Schildkrötenrennen, der etwas ältere Ludwig fährt Bulldog und kann Baumhäuser bauen. Außerdem darf Lene einen Esel streicheln und lernt bayerische Rap-Musik kennen. Am Ende des abenteuerlichen Aufenthalts ist sie fasziniert vom Wald.

Mit Lene Frahm hat der Dokumentar-Filmer Dieter Schumann eine sympathische Hauptfigur etabliert. Fast immer gut gelaunt hüpft sie durch Wald und Wiesen, während sie aus dem Off erläuternde Kommentare abgibt. Der Drehbuchautor und Regisseur ergänzt die Aufnahmen der Natur und der Erlebnisse der Kinder um ästhetisch überhöhte Traumsequenzen und mythologische Erzählungen wie die vom Waldpeter oder dem Teufel, der den Lusen mit Steinen bedeckt hat, um einen Schatz zu verstecken. Und er lässt Ursula Sauer als wiedergeborene Wald-Ursel durch die Natur streifen, Bäume umarmen und ihre Weisheiten verkünden: "Der Wald ist nicht für die Menschen da, er hat ein Lebensrecht an sich."

Die oft idyllisch geprägte Atmosphäre der Streifzüge der Kinder wird angemessen untermalt von meist sanften Musikstücken oder eingängigen Liedern. Auch Rustikales und Romantisches hat Platz, wenn die einheimischen Kinder und die jungen Gäste sich um ein Lagerfeuer versammeln oder zusammen mit Leuchten am Kopf eine Nachtwanderung unternehmen. Allerdings wundert man sich, dass alle Heranwachsenden in diesem formidablen Sommer kreuzbrav sind und jeden Konflikt vermeiden. Beiläufig lernen die Stadtkinder einiges über Fauna und Flora. So zeigt ihnen der "Wald-Obelix" ein Leuchtmoos, das nur in dunklen Höhlen zu finden ist, und Christin erklärt, welche Heidelbeeren frei vom Fuchsbandwurm sind und verzehrt werden können.

Reinhard Kleber



D 2019, Regie: Dieter Schumann, 99 Minuten, frei ab 0 Jahren, Trailer auf pnp.de/kultur