Freyung-Grafenau/München
Bayerischer Verdienstorden für Heinrich Vierlinger

Der Freyunger (79) ist ein Brückenbauer zwischen Bayern und Böhmen – Markus Söder verlieh Auszeichnung in München

08.07.2021 | Stand 08.07.2021, 15:39 Uhr

In der Welt zuhause, im Bayerischen Wald daheim: Jetzt ist Heinrich Vierlinger (79) mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet worden. −Foto: ptivat

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat heute Vormittag bei einer Feierstunde im Antiquarium der Münchner Residenz 51 Persönlichkeiten mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Darunter war auch Heinrich Vierlinger aus Freyung.
Heinrich Vierlinger ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Brückenbauer zwischen Bayern und Böhmen, zwischen Deutschland und Tschechien. Jahrzehntelang setzt sich der 79-Jährige in unermüdlicher Arbeit dafür ein, dass sich die beiden Nachbarn hüben und drüben der Grenze gut verstehen.
Vom Gegeneinander zum Miteinander: Das ist das große Anliegen des neuen Ordensträgers, wenn es um die Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern geht. Bei ihm ist nichts aufgesetzt. Mit jeder Phase seines Herzens ist spürbar, dass er den böhmischen Nachbarn auf Augenhöhe begegnet. "Mit dem Reden kommen die Leute zusammen", heißt es im Volksmund. Das mag hierzulande mit deutscher Sprache leicht gehen, aber in Tschechien? Um diese Hürde zu überwinden, hat Heinrich Vierlinger die tschechische Sprache gelernt; er beherrscht sie fließend.

Die Menschen beiderseits der Grenze gewonnen

Mit leutseligem Wesen und umfassender Bildung gewinnt Heinrich Vierlinger die Menschen beiderseits der Grenze – und zwar mit den Themen Natur, Kultur und Glaube. So gesehen nimmt er das Erbe des heiligen Gunther von Niederalteich auf, der vor 1000 Jahren auf diesen Feldern schon die Menschen in Bayern und Böhmen zusammenbrachte.
Heinrich Vierlinger ist ein Botschafter des Bayerischen Waldes. Von der ersten Stunde an ist er Befürworter des Nationalparks Bayerischer Wald, der 1970 gegründet wurde. "Diese Einrichtung ist eine außergewöhnliche Chance – sowohl für den Tourismus als auch für die Natur", war Heinrich Vierlinger schon damals bewusst. Und: "Wir müssen uns auf unserer Erde – und natürlich auch in Deutschland – vom Menschen unbeeinflusste Wälder leisten können", macht er deutlich. Als ausgebildeter Waldführer fungiert er als wichtiges Sprachrohr des Bayerischen Waldes; er ist engagiertes Mitglied des Vereins "Pro Nationalpark Freyung-Grafenau e.V".

Es gehört zu den schwierigsten Übungen, Himmel und Erde zusammen zu bringen. Heinrich Vierlinger kann das. Wer je mit ihm zu Fuß vom Bayerischen Wald aus hinein ins Böhmische auf den Heiligen Berg gepilgert ist, wird das bestätigen. Als Pilgerführer hat er die Gabe, die gut 140 Kilometer lange Strecke zum böhmischen Marienheiligtum in Pribram zu einer Tankstelle für Leib und Seele werden zu lassen. Doch nicht nur zu Fuß erschließt er Interessierten die Glaubenswelt im benachbarten Böhmen. So organisiert er Busfahrten zu den tschechischen Nachbarn, um dort Kirchen, Klöster und heilige Orte aufzusuchen.

Er kann Himmel und Erde zusammen bringen

Sein jüngstes Projekt ist das Bemühen, den tschechischen Teil des Europäischen Pilgerweges VIA NOVA wieder mit mehr Leben zu erfüllen. Motor dieser Initiative ist der Freyunger Pilgerleiter – mit Unterstützung des Kulturkreises Freyung-Grafenau und der Agentur für Regionalentwicklung in Stachy/CZ.

Beruflich war Heinrich Vierlinger Oberstabsfeldwebel am Bundeswehrstandort in Freyung. In dieser Funktion engagierte er sich als Christ im Militär-Pfarrgemeinderat und auch als Vorsitzender der "Gemeinschaft Katholischer Soldaten".

"Der Außenminister des Bayerischen Waldes"

Öffentliche Anerkennungen blieben nicht aus. So wurde Heinrich Vierlinger mit der deutsch-tschechischen Auszeichnung "Preis der Hoffnung und Verständigung" (2015), dem Kulturpreis des Kulturkreises Freyung-Grafenau (2017) und der Stephanus-Plakette der Diözese Passau (2018) geehrt. Als er die bischöfliche Würdigung erhielt, bezeichnete ihn Landrat Sebastian Gruber in seiner Laudatio als den "Außenminister des Bayerischen Waldes".

Jetzt verlieh Ministerpräsident Markus Söder an Heinrich Vierlinger den Bayerischen Verdienstorden. Dieser wird "als Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk" verliehen. Laut Gesetz ist die Zahl der lebenden Ordensträger auf 2000 Personen begrenzt. Bei dem Ehrentermin gestern wurden u.a. auch Größen aus Sport. Wirtschaft, Politik und Kultur mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt – u.a. Fußball-Weltmeister Philipp Lahm, Biathletin Laura Dahlmeier, Skifahrerin Michaela Gerg, die Schauspieler Günther Maria Halmer und Eva Mattes, Ex-Siemens-Chef Josef (Joe) Kaeser, Buch-Autorin Tanja Kinkel, Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker oder Münchens OB Dieter Reiter.

− pnp