Eichendorf
Weiß der Entenfütterer nicht, dass es verboten ist?

Falsch verstandene Tierliebe oder illegale Abfallentsorgung? Brotreste in der Vils ziehen jedenfalls Ratten an

28.07.2022 | Stand 28.07.2022, 18:00 Uhr

An der Vilsbrücke in Adldorf soll ein Unbekannter nachts Lebensmittelreste entsorgen. Will er damit die Enten füttern oder illegal Abfall entsorgen? −Foto: Rothhammer

Meinen es manche Bürger in Adldorf nur gut mit den Wildenten, wenn sie ihnen Brotreste vorwerfen, oder entsorgen sie auf diesen Weg illegal Bioabfälle in der Vils? Diese Frage beschäftigte am Mittwochabend auch die Markträte. In der Sitzung standen zwei der vier Anträge, die bei der Bürgerversammlung an Bürgermeister Josef Beham herangetragen wurden, auf der Tagesordnung, unter anderem auch das Entenproblem.

Zunächst ging es um den Antrag von Hedi Schachtl, die bei der Bürgerversammlung den Wunsch geäußert hatte, die Gemeinde möge doch die Bürger über den Enkeltrickbetrug aufklären. Dieser Bitte will man mit einem Bericht im Rathausfenster nachkommen. So einfach und schnell der Markgemeinderat dieser Bitte nachkam, umso schwerer taten sich die gewählten Volksvertreter mit dem Antrag von Ernst Schwaiger.

Obwohl es aufgrund der aktuell hohen Seuchengefahr ein Fütterungsverbot für Wildenten gibt, hat Ernst Schwaiger in der Vergangenheit immer wieder Menschen beobachtet, die trotzdem weiterhin den Enten Brot hinwerfen, vor allem im Bereich der Vilsbrücke in Adldorf. An dieser Stelle würden Bürger nicht nur "tütenweise Toastbrot" verfüttern, auch habe er dort beobachten können, wie nachts jemand mit dem Auto an der Brücke gehalten und einen ganzen Eimer Lebensmittelreste in die Vils gekippt habe.

Er forderte die Gemeinde deshalb auf, etwas dagegen zu tun. Doch laut Bürgermeister Josef Beham ist genau das gar nicht so einfach. Die Kontrolle und damit auch die Ahnung eines Verstoßes gegen das Verbot sei schwierig. Nach derzeit geltendem Recht sei das Fütterungsverbot aktuell nicht einmal bußgeldwert. Es bedarf vielmehr stichhaltiger Beweise wie Bilder oder Videoaufnahmen, um tätig werden zu können.

Und selbst dann sei nicht die Gemeinde zuständig, sondern das Veterinäramt im Landratsamt, das als Vollzugsbehörde einen so genannten Bescheid mit Zwangsgeldandrohung erlassen könnte.

Also einfach alle weitermachen lassen wie bisher? In dieser Frage war der Marktgemeinderat gespalten. Selbst der Rathauschef war hin- und hergerissen. Er wolle keiner Großmutter die Freude daran nehmen, mit ihren Enkelkindern an die Vils zu gehen und dort Enten zu füttern. Er selbst habe mit seinen Kindern früher auch die ein oder andere alte Semmel an die Vögel verfüttert. Zwar könne man mit Hinweistafeln an das Fütterungsverbot erinnern und Aufklärungsarbeit leisten. Allerdings werde man damit sicherlich den Unbekannten, der eimerweise Abfälle in die Vils kippe, nicht stoppen können, bedauerte Beham.

Petra Loibl, selbst Tierärztin, wollte das so nicht stehen lassen. "Ich warne davor, den Eindruck entstehen zu lassen, eine Semmel macht doch nichts." Vielmehr sei das Verfütterungsverbot aus gutem Grund erlassen worden. Nicht nur für die Enten selbst ein Problem – altes Toastbrot quillt im Magen auf und ist für die Tiere schwer verdaulich – sondern man wolle dadurch auch landwirtschaftliche Betriebe schützen. Wenn unter den Wildtieren eine Seuche ausbreche, habe das auch Folgen für Geflügelhalter.

Welche, das verdeutlichte ein Landwirt aus dem Zuschauerraum, der selbst Geflügel mästet. Er war dankbar für den Einwand von Loibl. Doch neben der Seuchengefahr gebe es noch weitere Folgen zu bedenken. Durch die vielen Brotreste ziehe man Ratten an und mit den Ratten dann auch Marder. Auch die Wasserqualität leide durch die Abfälle. Ganz so harmlos sei das Füttern von Wildenten also nicht, ganz im Gegenteil. "Das zieht einen ganzen Rattenschwanz nach sich."

Nach diesen eindrücklichen Schilderungen blieb letztlich die Frage, was man tun könne. Helfen Warnschilder? Maria Gerstl beispielsweise sprach sich für das Aufstellen von Schildern aus. Werner Straubinger argumentierte dagegen. Das würde nur wieder etwas kosten. Er plädierte dafür, zunächst auf die Schilder zu verzichten, stattdessen auf Aufklärung zu setzen, zum Beispiel mit einem Bericht im Rathausfenster "Vielleicht ist denjenigen gar nicht bewusst, dass sie die Enten gar nicht füttern dürfen." Nütze die Aufklärung nichts, könne man immer noch Schilder in Auftrag geben.

Nur Aufklärung, nur Schilder oder Aufklärung und Schilder: Diese Frage wurde ausführlich diskutiert. Letztlich sprach sich das Gremium dafür aus, beide Möglichkeiten umzusetzen. Beham kommentierte die Entscheidung seiner Kollegen mit diesen Worten: "Das können wir gerne alles machen, aber ich glaube nicht, dass es was bringt."

− cro