Dingolfing-Landau
Landkreis bereitet sich auf den Blackout vor: "Chaosphase, in der es Tote geben wird"

Landrat informiert über Pläne bei einem längerfristigen Stromausfall – "Zweiwöchige Chaosphase, in der es auch Tote geben wird"

15.09.2022 | Stand 22.09.2023, 0:04 Uhr

Wie kann ohne Strom das Krankenhaus betrieben werden? Elementare Fragen in Bezug auf einen Blackout will der Landkreis so schnell wie möglich beantworten. −Foto: Archiv Nadler

Es ist erschreckend, worüber sich der Ausschuss für Struktur, Umwelt und Klimaschutz am Mittwochnachmittag unterhalten hat. Es ging um Blackout, Tote und womöglich Krankenhäuser, die man nicht mehr betreiben kann.

"Wir sind gefordert, entsprechende Notfallpläne auszuarbeiten, dass wir im Fall längerer Stromausfälle handlungsfähig bleiben", eröffnete Landrat Werner Bumeder den Punkt. "Es ist allen bewusst, wenn wir einen längeren Stromausfall, einen längeren Blackout haben, dann kommt das Leben bei uns im Landkreis zum Erliegen", formulierte es der Landrat zurückhaltend. Kreisrat Benjamin Taitsch wurde deutlich: "Wenn wir so Szenarien planen, dann gehen wir davon aus, dass schlagartig kein Strom mehr da ist." Bei bestimmten Kraftwerkstypen dauere es dann bis zu zwei Wochen, bis Strom wieder da sei. "Da sprechen wir von einer zweiwöchigen Chaosphase, in der es auch Tote geben wird. Ich will keine Hysterie verbreiten, aber das sind ganz normale Szenarien, die der Katastrophenschutz so behandelt", informierte Taitsch.

Bedrückt nahm der Landrat diese Aussage zur Kenntnis, möchte aber das, was er als Landrat tun könne, erledigen. "Auf welche IT können wir zurückgreifen? Können wir den Katastrophenfall organisieren und managen, wie können wir gewährleisten, dass der Rettungsdienst gerufen werden kann?", stellte er elementare Fragen, die vorbereitet gehören. Die Wasserversorgung, Kläranlagen, Abwasserbeseitigung, Kommunikation ohne Strom und wo befinden sich Anlaufpunkte für Bürger – auch diese Themen sollten abgearbeitet sein, bevor eine mögliche Katastrophe eintritt.

Bumeder versprach, dass es aktuell viele Gespräche gebe. "Wie können wir das Krankenhaus betreiben, wie die Altenheime und die Versorgung sicherstellen?", fragte der Landrat und erklärte: "Wir hoffen natürlich alle, dass wir die Pläne nie brauchen. Wir bereiten uns darauf vor, dass wir dann nicht kalt erwischt würden."

Benjamin Taitsch bat den Landrat, dass die Feuerwehren, die Rettungsdienste, die Einsatzkräfte in alle Pläne und Überlegungen eingebunden werden.

Keiner äußerte sich über die Ursache zur Strom- oder Gaskrise, lediglich Friedhelm Dickow machte sich Sorgen, dass die EU offenbar plane, auch die letzte kostengünstige Heizmethode zu verteuern, in dem sie Holz für Hackschnitzel mit CO2 bepreisen möchte. Er flehte den Landrat und alle Politiker an, ihren Einfluss geltend zu machen, dass es nicht so weit komme. "Wenn nur noch der Baum, der vom Käfer befallen ist, verheizt werden darf, dann bekommen diese Anlagen auch ein Problem", gab Dickow zu bedenken. "Das kann ich nur bestätigen", antwortete der Landrat, dem das Problem bewusst ist. Der Landkreistag habe bereits eine entsprechende Stellungnahme weitergegeben. "Da muss ja irgendwann wieder mal Vernunft reinkommen. Da schießen wir uns ins eigene Knie", ist Dickow langsam am Verzweifeln.

Besorgniserregende Zahlen legte der Landrat dann noch vor, war aber froh, dass sie nicht noch schlimmer ausgefallen sind. Bisher verbrauchten alle Liegenschaften des Landkreises pro Jahr Stromkosten in Höhe von einer halben Million Euro. Jetzt habe man einen Vertrag für die nächsten drei Jahre abschließen können mit einem Euro pro Kilowattstunde. Das bedeutet Kosten von 2,2 Millionen Euro. Hätte man den zweitgünstigen Anbieter nehmen müssen, müsste man die nächsten drei Jahre insgesamt 15 Millionen Euro bezahlen.

Bei den Heizkosten hält sich die Steigerung vergleichsweise im Rahmen. Sie verdoppeln sich von 600000 Euro auf künftig 1,2 Millionen Euro. Da verstand Simbachs Bürgermeister Herbert Sporrer nicht, dass in den Schulen trotz Lüftungspflicht weiter alle Lüftungsgeräte laufen müssen. "Die bedeuten eine Energiemehrung von 30 Prozent", gab der Landrat auf Sporrers Nachfrage zu.