Dingolfing-Landau
Landkreis bereitet sich auf Flüchtlings-Welle vor

07.03.2022 | Stand 21.09.2023, 0:34 Uhr
Christian Melis

Auf die Flüchtlingskrise bereitet sich der Landkreis bereits intensiv vor. Vor dem Landratsamt wurde auch die blau-gelbe ukrainische Flagge als Zeichen der Solidarität gehisst. −Foto: C. Melis

Dingolfing-Landau. Neben der Europa- und der Landkreis-Fahne ist am Eingang des Landratsamtes nun auch die blau-gelbe Flagge der Ukraine gehisst worden. Damit soll ein Zeichen der Solidarität gesetzt werden. Im großen Sitzungssaal war die anrollende Welle der Kriegsflüchtlinge am Montag ebenfalls Thema. Bei der Sitzung des Personal-, Sozial- und Heimausschusses informierte amtierender Landrat Dr. Franz Gassner über die Maßnahmen.

Er dankte insbesondere der Bevölkerung für ihre Hilfsbereitschaft. Bayern rechne derzeit mit 50000 bis 100000 Flüchtlingen. Gemäß Königsteiner Schlüssel ist im Landkreis mit 371 bis 941 Personen zu rechnen, fast ausschließlich handele es sich um Frauen und Kinder. Hilfsangebote für Unterkünfte und sonstige Dienstleistungen können über ein Formular auf der Homepage des Landkreises gemeldet werden. Allein am Montagvormittag gab es bereits rund 20 Angebote, so Gassner. Weitere Häuser und Wohnungen werden benötigt, ebenso sind Dolmetscher gesucht. Sach- und Geldspenden organisiert der Landkreis ausdrücklich nicht und verweist auf Hilfsorganisationen und Vereine.

Unterkünfte werden koordiniert, vorrangig unentgeltlich, landkreiseigen oder in kommunalen Gebäuden. Schließlich sollen bei Bedarf private Unterkünfte hinzugezogen werden. Zurzeit leben rund 100 Ukrainer im Landkreis. Viele Kriegsflüchtlinge haben Kontakte und Angehörige in europäischen Ländern und Großstädten. Notunterkünfte wurden bereits eingerichtet in Dingolfing und Landau. Weitere Kommunen stellen Unterkünfte zur Verfügung.

Das Jugendtagungshaus soll für größere Gruppen genutzt werden. Der Plan ist außerdem, Turnhallen als Notunterkunft bereitzustellen. Gassner sprach von 160 Betten. Die Vorbereitung auf die Registrierung erfolgt durch die Ausländerbehörde im Landratsamt. Die Meldebehörde ist erste Anlaufstelle, erst danach sind Geldleistungen möglich. Es gibt bereits eine "Koordinierungsgruppe Ukraine".

Im Gespräch ist auch ein Sonderzug aus Berlin, der 500 Personen nach Bayern bringen soll. 40 bis 50 davon könnten im Landkreis landen. Erwartet wird dieser Zustrom Ende der Woche. Für Fragen der Bevölkerung wird ein Bürgertelefon analog zu Corona eingeführt.

Gassner wies in dem Zusammenhang auf eine Corona-Impfquote von 30 bis 35 Prozent in der ukrainischen Bevölkerung hin. Auch hinsichtlich TBC gebe es eine gewisse Unsicherheit. Die Infektionskrankheit ist in Osteuropa weiter verbreitet als in Deutschland.

Kreisrat Günter Schuster hakte bei der Schulpflicht und Betreuung nach. Doch im Moment überschlagen sich die Ereignisse, vieles ist noch nicht geklärt. Überdies sind die Kindergärten im Landkreis proppenvoll, betonte Geschäftsleiter Markus Allmannshofer. Auch Kreisrat Michael Trapp, der in einer Realschule tätig ist, berichtete von ersten Anfragen zur Beschulung. Nach der Erteilung des Aufenthaltstitels tritt nach derzeitigem Sachstand nach drei Monaten die Schulpflicht für die mitgereisten Kinder ein.