Eichendorf
"Geschäftsleiter ist ein Vollzeitjob"

Mit 61 geht Franz Kantner in Pension – Er arbeitete 32 Jahre zum Wohle des Markts

21.01.2021 | Stand 25.10.2023, 10:48 Uhr

Zum letzten Mal betritt Franz Kantner heute das Rathaus als Geschäftsführer des Marktes Eichendorf. Wenn er an diesem Tag nach Hause geht, tritt er offiziell seine Pension an. −Foto: Corinna Mühlehner

"Der Abschied fällt mir eigentlich nicht schwer", sagt Franz Kantner. Am heutigen Freitag betritt er das Eichendorfer Rathaus zum letzten Mal als Geschäftsleiter. "Ich stehe ja jetzt doch 45 Jahre im Berufsleben." 32 davon war er für die Gemeinde Eichendorf tätig, erst als Bauamts- und zuletzt als Geschäftsleiter. "Es war auch oft nicht einfach", gibt der 61-Jährige zu. Denn Geschäftsleiter, sagt er, ist ein Vollzeitjob.

Auch deshalb kann Franz Kantner die Freistellungsphase bei der Altersteilzeit anderthalb Jahre früher beginnen. Eigentlich wäre es erst Ende Juni 2022 soweit gewesen. "Aber ich konnte viel Urlaub nicht nehmen und es sind Überstunden angefallen. Geschäftsleitung ist ein Vollzeitjob", betont er. "Man hat ständig Termine. Der Laden muss laufen."

Bei Problemen hieß es: "Geht’s zum Kantner"

Das mach ich dann später, wenn ich in Rente oder Pension bin – diesen Satz kennt Franz Kantner gut. "Man schiebt immer viele Sachen auf. Und dann ist man krank und kann vieles gar nicht mehr machen." Er selbst leidet an Rheuma, eine Krankheit, die ihn ziemlich einschränke. Im vergangenen Jahr sei sie gehäuft aufgetreten. "Das war mit ein Grund, warum ich gesagt habe: Auf was willst du jetzt noch warten?"

Franz Kantner kennt man vor allem aus seiner Zeit als Leiter des Bauamts. "Es kommen noch immer viele Leute zu mir wegen Baumaßnahmen", erinnert er sich und lacht. "Da sage ich dann: Tut mir leid, ich mache zwar viel, aber nicht alles." Er war trotzdem oft erste Anlaufstelle. "Der Spruch von den Bürgermeistern, wenn ein Problem aufgetaucht ist, war immer: ,Geht’s zum Kantner.‘"

Aufgewachsen ist Franz Kantner in Rengersdorf, 1976 hat er die Realschule in Landau abgeschlossen und dann Großhandelskaufmann gelernt. Anschließend musste er für zwei Jahre zur Bundeswehr – ein Einschnitt in seinem Leben. "Ich habe mir überlegt: Du könntest jetzt eigentlich noch mehr anfangen", erinnert er sich.

Vom Zuschussverteilerin den Schützengraben

Also ging es auf die Berufsoberschule, um anschließend die Ausbildung im gehobenen Dienst zu absolvieren. "1983 habe ich mich beim Freistaat Bayern beworben, als Inspektoranwärter", erzählt Franz Kantner. Die Ausbildung fand am Landratsamt Landshut und an der Beamtenfachhochschule in Hof statt, das Ergebnis war Diplomverwaltungswirt. 1986 wechselte er zur Regierung von Niederbayern, wo er bis 1989 im Naturschutzbereich fürs Zuschusswesen zuständig war. "Da ist man eine angesehene Person, wenn man Zuschüsse verteilt. In der Gemeinde landet man dann im Schützengraben", sagt Franz Kantner lachend.

In den hat ihn 1989 der Anruf des damaligen Eichendorfer Bürgermeisters Max Wagner befördert. "Der Mitarbeiter im Bauamt hatte einen Schlaganfall", erzählt Franz Kantner, der als Nachfolger der einzige Mitarbeiter im Bauamt war. Nach und nach kam Verstärkung, auch weil die Aufgaben mehr wurden. In den 22 Jahren als Bauamtsleiter hat Franz Kantner unter anderem den Ausbau der Wasserversorgung sowie der Abwasserbeseitigung massiv vorangetrieben, wobei zahlreiche Aufklärungsgespräche geführt werden mussten. "Es war eine harte Zeit, aber die hat man auch durchgestanden."

Seit 1997 begleitet ihn auch die Städtebausanierung. Franz Kantner hat viele Veränderungen im Markt erlebt, darunter die Sanierung des Rathausviertels. "Ich bin stolz darauf, dass wir den Innenbereich so gestalten konnten", sagt er. Die Arbeit in der Heimat habe viele Vorteile. "Aber man ist ständig im Dienst und wird mit Themen der Gemeinde konfrontiert, egal ob man ins Gasthaus oder auf den Christkindlmarkt geht", sagt er. "Da heißt’s dann immer: ,Ah, gut, dass ich dich sehe...‘ Was Positives bekommt man da selten zu hören."

Auch persönliche Beleidigungen gab es

Dennoch war der Kontakt zu den Menschen ein schöner Teil seiner Arbeit. "Je nachdem, wie der Einstieg ins Gespräch ist", scherzt Kantner. Auch persönliche Beleidigungen habe er erlebt. "Man braucht ein dickes Fell. Aber man kann in der Verwaltung nicht frei gestalten, man ist an die Gesetze gebunden." Als Überbringer der schlechten Nachricht sei man oft der Schuldige. Doch er betont: "Man darf nicht alle über einen Kamm scheren. Das sind Gott sei Dank nicht alle."

2011 hat Franz Kantner den Posten als Geschäftsführer übernommen, blieb aber wegen seines fundierten Wissens weiterhin Leiter für den Fachbereich Bauamt. Die Arbeit im Rathaus sei interessant und sehr abwechslungsreich gewesen. "Mir war keine Minute langweilig und die Zusammenarbeit mit Bürgermeistern und Kollegen immer sehr gut." Ein kooperativer Führungsstil sei ihm besonders wichtig gewesen, ebenso, auf Augenhöhe mit den Menschen zu kommunizieren. "Ich wollte immer alle gerecht behandeln, nicht den, der am lautesten schreit, bevorzugen. Das habe ich auch durchgezogen", sagt Franz Kantner.

To-Do-Liste für die Pension steht schon

Seine letzten Arbeitswochen waren mit Corona noch einmal besonders herausfordernd. "Das hätte nicht mehr sein müssen", sagt der 61-Jährige. Doch auch diese Aufgabe hat er gemeistert. Nun freut er sich auf die Pension. "Es gibt schon eine To-Do-Liste, die ich mir selbst gemacht habe – und auch meine Frau", sagt Franz Kantner, der seit über 25 Jahren verheiratet ist und einen Sohn hat. "Es gibt einiges zu tun im Haus und Garten. Das knöpfe ich mir vor."

Aber auch die Freizeit soll nicht zu kurz kommen. "Ich hoffe, dass ich trotz Rheuma noch sporteln kann, das mach ich gerne." Zwei- bis dreimal in der Woche und am liebsten joggen oder langlaufen. "Wenn’s geht, spure ich mir selbst was rund um Eichendorf." Ansonsten sind Rusel, Bretterschachten oder St. Englmar das Ziel. Früher ging das nur am Wochenende. Das soll sich jetzt ändern. "Wenn Corona es zulässt."

Nicht zu unterschätzen war Franz Kantners Leistung in der Öffentlichkeitsarbeit. Sein professioneller Umgang war bei allen Medienvertretern geschätzt, seine Arbeit stets zum Vorteil der Gemeinde. Auch in dieser Hinsicht wird sein Nachfolger Franz Enzensberger, der bislang den Fachbereich Finanzielles im Markt Eichendorf über hatte, in große Fußstapfen treten. Um die Nachfolge macht sich Franz Kantner aber keine Sorgen. "Ich bin überzeugt, dass das weiter funktioniert, weil er ja schon länger beim Markt Eichendorf ist als ich und die nötige Erfahrung hat", sagt Franz Kantner. "Es geht immer weiter. Darum höre ich ja so leicht auf."