Landau
Die erste Willkommensklasse als emotionales Anliegen

Gymnasium Landau ist die erste staatliche Landkreisschule mit ukrainischer Willkommensgruppe – "Wir haben hier ein gutes Miteinander"

28.04.2022 | Stand 28.04.2022, 6:00 Uhr

Schulleiterin Cornelia Feldkamp (hinten, v.l.) möchte zusammen mit Tatiana Surtsev und Helga Pritzl den Schülern der "ukrainischen pädagogischen Willkommensgruppe" das Ankommen in Deutschland erleichtern. −Foto: Luderer-Ostner

"Darf man euch stören?", war die Frage der Heimatzeitung beim Besuch der ukrainischen Willkommensgruppe am Gymnasium in Landau. "Natürlich! Jederzeit hereinmarschiert", freuten sich Helga Pritzl und Tatiana Surtsev. Seit Montag sind zwölf Schüler im Alter zwischen der fünften und neuen Jahrgangsstufe am Gymnasium im Raum 008, neben der Aula im Erdgeschoss, untergebracht. "Wir sind die erste staatliche Schule im Landkreis mit einer ukrainischen Willkommensgruppe", erklärte Schulleiterin Cornelia Feldkamp und schaute bei den Neuankömmlingen vorbei.

Die geflüchteten Kinder sind in der Regel zunächst an der Grund- und Mittelschule. Als erste staatliche Schule erklärte sich das Gymnasium Landau sofort bereit. "Ich stehe voll und ganz dahinter, diese Kinder willkommen zu heißen. Viel schwerer kann es einen doch nicht treffen, seine Heimat verlassen zu müssen", bekräftigt die Schulleiterin ihre emotionale Entscheidung.

Schule nimmt den Aufwand gerne in Kauf

Nach den Osterferien ist die "ukrainische pädagogische Willkommensgruppe" gestartet, der Unterricht ist von 8 bis 12 Uhr. Die Vorbereitungen dafür liefen bereits vor rund vier Wochen an. Die Räumlichkeiten waren schnell gefunden: das ehemalige Klassenzimmer der Ganztagesschule mit einem zusätzlich Raum mit Sitzmöglichkeiten. "Unsere Schule ist gut in Übung mit externen Schülern, weil bis zum Halbjahreszeugnis, die Lebenshilfeschule mit viel mehr Schülern an unserer Schule willkommen war", so die Schulleiterin und sprach von einem guten Gefühl, wenn jetzt wieder Kinder aufgenommen werden.

Ein hoher Arbeitsaufwand mit der Erstellung eines Stundenplanes, Tagesabläufen und dem Personal war dennoch gegeben. Unterstützung erhielt die Schulleitung von Schulamtsdirektor Stefan Pielmeier und aus dem Lehrerkollegium an der Schule.

Der Schulamtsdirektor Stefan Pielmeier stellte zu Tatiana Surtsev und Vita Shpakivska den Kontakt mit dem Gymnasium her. Tatiana Surtsev kommt gebürtig aus Russland, ist seit 2015 in Deutschland und studiert derzeit Lehramt Mittelschule an der Universität in Passau. An drei Tagen unterrichtet sie die angekommenen Schüler und gibt den Kindern mit großer Empathie die Sprache und ein gutes Gefühl in Deutschland an die Hand.

Vita Shpakivska kommt aus der Ukraine und ist an zwei Tagen am Gymnasium für die Kinder da, spricht mit ihnen in ihrer Heimatsprache und lernt mit ihnen Deutsch. "Wir lernen uns jetzt erstmal kennen", sagte Helga Pritzl, für die es nach ihrer Pensionierung eine Selbstverständlichkeit ist, die Schüler, die Schule und das Lehrerkollegium zu unterstützen. Nach dem Anruf von Cornelia Feldkamp war Helga Pritzl sofort mit dabei.

"Fast alle Kinder kennen sich nicht", erklärte Helga Pritzl. Ein Geschwisterpaar ist dabei. Ansonsten kommen alle Schüler aus unterschiedlichen Städten in der Ukraine und sind jetzt im ganzen Landkreis in Mamming, Wallersdorf, Simbach, Dingolfing, Pilsting und Haidlfing, untergebracht. "Mit der Schülerbeförderung kommen die Schüler täglich an unsere Schule. Der Landkreis ist bezüglich der Schülerbeförderung sehr großzügig", betonte die Schulleiterin.

Auch zwei Studenten helfen im Unterricht

Die ersten drei Tage liefen sehr gut an, was die ruhigen Schüler mit einem Nicken bestätigen. Die Schülerin Sophia aus der Ukraine ist den Lehrkräften eine zusätzliche Hilfe, weil sie bereits seit drei Jahren die deutsche Sprache in ihrer Heimat lernte. Sie übersetzt auch gerne mal und ist immer offen für deutsche Gespräche.

Schulleiterin Cornelia Feldkamp freut sich, dass die ehemaligen Schülerinnen vom Gymnasium Landau, Nina Kiermeier und Christina Weig, die aktuell studieren, sich sofort bereiterklärten zu helfen. "Neben dem Kennenlernen haben wir in dieser Woche Farben und Zahlen gelernt", erklärte Helga Pritzl.

Die Schulleiterin ist auch ihrem engagierten Lehrerkollegium sehr dankbar für die spontane Hilfe. Heidrun Husty hilft neben ihrer Lehrertätigkeit beim Deutschunterricht und Christian Ruhstorfer und Birgit Freihuber-Ruhstorfer bieten Sport- und Bewegungsstunden an. "Wir haben hier ein gutes Miteinander", strahlt die Schulleiterin und ist grundsätzlich gespannt, wie es weiter geht und ist überzeugt: "Einige Schüler können wir sicher bald in den Regelklassen unterbringen."

− al