Ganacker
Mit Millieimer und Gießkanne: Bierretter sorgen für originelle Ideen

Kultur- und Förderverein Ganacker schenkt Kriegerbier aus, das sonst weggeschüttet worden wäre

08.03.2021 | Stand 21.09.2023, 2:57 Uhr
Martin Bauer

Das Ausschankteam hatte jede Menge zu tun. −Fotos: Bauer

Am Wochenende konnte man für einen guten Zweck am Dorfhaus in Ganacker (Landkreis Dingolfing-Landau) das Fassbier der Brauerei Krieger "retten" - bei der Abholung zeigten die Leute Kreativität.

Mangels Absatzmöglichkeit hätte das Bier sonst vernichtet werden müssen. Dass die Nachfrage aber so groß sein wird, konnte der Kultur- und Förderverein nicht erwarten.

An drei Tagen liefen einige Hundert Liter vom Fass in die originellen Abfüllbehälter der durstigen Besucher und wurden dann daheim genossen. Von dieser Aktion profitierten somit das gesellschaftliche Leben, Bierfreunde, die Brauerei Krieger und nicht zuletzt eine gemeinnützige Einrichtung, an die dann die Erlöse gespendet werden.



Als bei Martin Bauer, Vorstand des veranstaltenden Kultur- und Fördervereins, am Freitagvormittag mehrere regionale Radio- und Fernsehsender anriefen und berichten wollten, bahnte es sich schon an: "Mit dieser Idee haben wir wohl in Zeiten des Verzichts und fehlender Festlichkeiten einen Großteil der Bevölkerung angesprochen."

Pünktlich zum Ausschankbeginn um 16 Uhr kamen am Freitag die ersten Durstigen zum Dorfhaus. Streng nach dem Hygienekonzept wurde vom fest eingeteilten Ausschankteam das Bier gezapft. Nach Ausschank mussten die Gäste das Gelände umgehend wieder verlassen. Fast ohne Hinweise durch den Veranstalter wurden diese Spielregeln eingehalten.

Gefäße bis hin zum 50-Liter-Kanister für den großen Durst

Auch die Auswahl der Abfüllbehälter war sehr einfallsreich. Viele kamen mit historischen Stein- oder Holzkrügen, die vermutlich schon lange nicht mehr im Einsatz waren. Von einfachen Maßkrügen für das Bier zur Brotzeit bis zu 20- bis 50-Liter-Kanister für den größeren Durst war alles mit dabei.

Maria Zinnbauer kam bis aus Kuttenkofen bei Griesbach nach Ganacker und ließ sich ihre Bodenvase vollmachen und meinte: "Das Bier gehört gerettet, auch wenn´s mir morgen nicht ganz so gut geht. Die Idee ist spitze!"

Josef Beer aus Pilsting ließ sich mit seiner Frau einen historischen Steinkrug füllen: "Wir freuen uns, dass wieder einmal irgendetwas los ist in dieser Zeit. Vielen Dank für diese tolle Idee."

Bier für Brotzeit in der Gießkanne geholt

Die Kumpels Roland Most und Ben Kufner kamen in Tracht mit einer Gießkanne und einem umfunktionierten "Nachttopf" des Nachwuchses vorbei. "Wir haben heute daheim angerichtet und werden versuchen, die Gießkanne miteinander zu Blasmusik und einer guten Brotzeit zu genießen. Leider nur zu zweit, aber streng nach den Corona-Vorgaben. Super-Idee von euch, und für einen guten Zweck auch noch!"

Weil die Veranstaltung so gut angenommen wurde, kam das Schankteam ins Schwitzen. Fass um Fass lief durch die Leitungen und Bräu Michael Sturm konnte es selbst kaum glauben, dass er mehrmals nachliefern musste. Eigentlich waren die Erlöse für seinen Ausfall vorgesehen, aber weil er darauf verzichtet, kann die Summe nun gespendet werden.

Mit dem wahrscheinlich größten Abfüllbehälter kam Ewald Birgmann vorbei. Mit Stapler und Milchtank bog er auf das Dorfhausgelände ein und da verschlug es sogar kurzzeitig dem schlagfertigen Ausschankteam die Sprache. Ob bzw. wieviel der Tank dann gefüllt wurde, bleibt aber das Geheimnis der Beteiligten.

Drei arbeitsintensive Tage am Ausschank

Auch am Sonntagmittag kamen nochmal viele Gäste und deckten sich mit frischem Fassbier oder sonstigen Spezialitäten der Brauerei Krieger fürs Mittagessen ein, ehe der Ausschank dann nach drei arbeitsintensiven, aber schönen Tagen zu Ende ging.

Auch Bürgermeister Martin Hiergeist holte sich ein frisches Fassbier in der Thermoskanne und zeigte sich begeistert von dieser Aktion: "Vielen Dank an den Kultur- und Förderverein mit seinem Team für die Organisation und die vorbildhafte Umsetzung der Hygienevorschriften."

In den nächsten Tagen werden sich die Verantwortlichen nach dem Kassensturz und Abrechnung aller Unkosten dann Gedanken machen, für welchen Zeck die Einnahmen und Spenden verwendet werden. Dies wird zusammen mit der Prämierung des originellsten Abfüllbehälters dann auch öffentlich bekanntgegeben.