Plattling
Urlaub vom Urlaub

01.04.2020 | Stand 18.09.2023, 4:27 Uhr
Hannelore Summer

Nichts geht mehr: Zur Zeit sind Susanne Yildiz und ihr Team vom Reisebüro Mitterer im Home Office damit beschäftigt, Reisende zurück zu holen und Stornos abzuwickeln. Einen dringenden Wunsch haben sie aber an ihre Kunden, wie man im Schaufenster lesen kann. −Foto: Summer

Wie es ihr gehe? Mei, das sei schwer zu sagen, meint Susanne Yildiz, Inhaberin des Reisebüros Mitterer, am Telefon. Zwei Filialen hat sie in Straubing und eine in Plattling. Normalerweise schickt sie ihre Stammkunden in den Urlaub, momentan schaut sie, dass diese wieder gut nach Hause kommen. Zwei hängen noch in Kenia fest, drei in Kuba.
Yildiz funktioniert im Krisenmodus, sie telefoniert viel. Bis zum 30. April sind alle Reisen abgesagt, die Veranstalter stornieren und Yildiz schaut, dass die Kunden ihr Geld zurück bekommen. Ziemlich viele seien das, ungefähr 100. Sie sei sehr dafür, dass die Veranstalter das Geld zurück zahlen. Von einer Gutscheinlösung oder einer Umbuchung auf einen späteren Reisetermin hält sie gar nichts. Denn wer weiß, was mit den Gutscheinen passiert, wenn ein Veranstalter insolvent wird? Und ob man später noch Lust und Zeit für einen Osterurlaub hat? Auch bei den Stornierungen möchte sie ihren Kunden besten Service bieten und Ansprechpartnerin sein.
Die Verbraucher bekämen viel Unterstützung, die Reisebüros fühlten sich dagegen alleine gelassen, so beschreibt Yildiz ihre Situation. Wenn eine Reise ausfalle, bekommen sie auch keine Provision – die ist aber die Geschäftsgrundlage. Manche Veranstalter bezahlen die Provision, wenn der Kunde bucht, manche erst, wenn die Reisenden wieder nach Hause fahren. Werden die Reisen storniert, holen sich die Veranstalter die Provisionen zurück. Oft buchen sie die Provision viel schneller zurück, als sie die Anzahlung der Kunden oder den Reisepreis zurück überweisen. Das Geld leitet Yildiz dann an die Kunden weiter. Wenigstens sie sollen keinen finanziellen Schaden haben, wenn ihre Reise storniert werde, findet Yildiz.
Die Situation für die Reisebüros sei viel dramatischer, als beispielsweise die in der Gastronomie oder anderen Geschäften, erklärt Yildiz. Die Reisebüros haben schon viele Monate vor Corona ohne Bezahlung gearbeitet. Und keiner wisse, wie es weiter gehe, wenn die Krise vorbei sei, so Yildiz. Ob dann die Reiselust zurück kehre? Ob sich die Menschen dann noch leisten können, in den Urlaub zu fahren?