Plattling
Swinging Fingers versetzen Publikum in einen tonalen Rausch

06.02.2022 | Stand 21.09.2023, 2:02 Uhr

Swinging Fingers nennt sich die Truppe rund um Steffi Kreilinger. Sie, Thomas Anleitner am Piano, Ralf Funk am Kontrabass und Scotty Gottwald am Schlagzeug beeindruckten das Publikum. −Foto: ops

Einfach nur gute Laune hat die Jazz-Combo Swinging Fingers beim Jazz-Forum im Bürgerspital am Donnerstag versprüht. Der Regenbogen Kunst- und Kulturverein hatte erneut eine hochkarätige Truppe aus Musikern der Region engagiert und die legte sich vor knapp 100 Besuchern in zwei langen Sets über mehr als zwei Stunden mächtig ins Zeug.

Vor den Augen und Ohren von Kunstminister Bernd Sibler sowie Alt-Bürgermeister Erich Schmid servierte das Quartett in "klassischer" Besetzung ein Gute-Laune-Buffet aus Jazz-Klassikern und das über alle Jahreszeiten hinweg. Steffi Kreilinger (Alt-Sax), Thomas Anleitner (Piano), Ralf Funk (Kontrabass) und der kurzfristig für den erkrankten Drummer extra aus Regensburg angereiste Scotty Gottwald ließen die Pandemie sehr schnell vergessen.

Frankonische Frühlingsgefühle

Mit dem Swing-Intro "Just Squeeze Me" drückte die Band ihr Publikum und versetzte die mit-swingenden, "maskierten" Zuhörer mit einer heiter-gelassenen, beinahe chanson-artigen Interpretation des Stücks in frankonische Frühlings-Gefühle. Die Piano- und Kontrabass-Soli machten schnell klar, dass hier eine gut eingespielte, professionelle Band am Werk war.

Schon mit dem folgenden Bossa Nova "Blue Bossa", einem bekannnten Jazz-Standard aus Film und Funk, geriet die Combo zunehmend in den Flow und versetzte auch das Publikum mit lateinamerikanischen Rhythmen mit abwechselnden, feinen Soli zusehends in einen tonalen Rausch.

Ein "echter Sinatra" durfte natürlich auch nicht fehlen und vor allem Thomas Anleitner beeindruckte hier im Swing-Klassiker "The Lady Is A Tramp" mit einem längeren Intro-Solo an den Tasten, ehe die anderen Band-Mitglieder in eine frische Interpretation des berühmten Broadway-Klassikers einstimmten.

Musikalischer Ausbruch aus der Wintertristesse

Kreative Abwechslung in die Potpourri-Zeitreise brachte eine Eigenkomposition von Ralf Funk, der auch ganz ohne Geburtstag im "Birthday Song" den Jazz hochleben ließ. Steffi Kreilinger brillierte nicht nur mit charmanten Ansagen und unterhaltsamen, bisweilen kabarettistischen Sprüchen in den Pausen, sondern tauschte in dieser Nummer ihr Alt-Sax gegen eine Querflöte ein, was eine völlig neue Klangfarbe in den Abend brachte.

Sie überzeugte nicht nur als Bandleaderin, sondern zeigte im nächsten Song "Tenor Madness" fast sportliche Qualitäten, indem sie mit einem "be-swing-ten" bis groovigen Saxophon-Solo über die Bühne tänzelte – gemäß dem Motto "Sax-as-Sax-can" – im Wechsel mit dem überfälligen Drums-Solo von Scotty Gottwald.

Nach der Pause entführte die Combo die Zuhörer vom Corona-Winter-Blues in die anderen Jahreszeiten – vom Sommer mit den wohl berühmtesten Jazz-Standards "Summertime" (aus der Oper "Porgy and Bess" von George Gershwin) im Medley mit "Summer Samba" bis hin zum Herbst in einer mal heiteren, mal melancholischen Interpretation von "Autumn Leaves" (Joseph Kosma).

Der Film – und Jazzklassiker "Black Orpheus", melancholisch im Samba-Rhythmus interpretiert, sowie der Ohrwurm "Somewhere Over The Rainbow" schlossen den Weltmusik- beziehungsweise Jazz-Abend im winterlichen Plattling ab. Ein baldiges Wiedersehen, besser Wiederhören war nach zwei weiteren Zugaben des Quartetts ganz offensichtlich erwünscht.

JAZZ-FORUM

ⓘ Beim nächsten Jazz-Forum am Donnerstag, 3. März, wird Heidi Beyer (Trompete und Flügelhorn) in Plattling zu Gast sein. Das Jonas Brinkmann Quartett hat sich für Donnerstag, 7. April, angekündigt. Anmeldungen nimmt der Regenbogen Kunst- und Kulturverein per E-Mail an regenbogen-jazz@gmail.com an.

− ops