"Es heißt ja immer, es werde nicht mehr gelesen. Also für unsere Plattlinger stimmt das definitiv nicht", sagt Beate Altmann. Und die muss es wissen, schließlich arbeitet sie seit 32 Jahren in der hiesigen Stadt- und Pfarrbücherei, davon 25 Jahre als Leiterin. Wie immer zum Jahreswechsel hat Altmann die Zahlen der Plattlinger Bücherei akribisch ausgewertet.
Das Ergebnis: Die Ausleihen sind im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 von 61549 auf 55926 zurückgegangen. Dabei hat jedoch der große Spielverderber Corona die entscheidende Rolle gespielt. Schließlich musste die Bücherei 2020 wegen der Pandemie vom 15. März bis zum 11. Mai und dann ab dem 1. Dezember, also insgesamt für zwölf Wochen, geschlossen bleiben. Wenn man also nur die Tage rechnet, in denen die Bücherei im Bürgerspital auch geöffnet sein durfte, wurde 2020 sogar durchschnittlich mehr ausgeliehen.
Altmann: "Abholservice hat sehr gut funktioniert"
Für Beate Altmann ist das ein schönes Zeichen nach einem Jahr, das selbstverständlich auch für die Plattlinger Bücherei kein leichtes war. "Wir dürfen nicht so wie wir wollen", sagt Altmann. Besonders weh tut der Büchereileiterin, dass seit dem 15. Dezember auch der Abholservice, der beim ersten Lockdown noch "sehr gut funktioniert" habe, nicht mehr erlaubt ist. Altmann und ihr Team mit Gabriele Eckl, Cornelia Gittinger und Sonja Reichl hatten damals die bestellten Medien zusammengestellt; die Plattlinger konnten sie dann im Bürgerspital abholen. "Vollkommen kontaktlos", wie die Büchereileiterin betont. Täglich schaue sie mindestens zwei Mal in ihr Mail-Postfach, ob die Erlaubnis für den Abholservice, wie er ja im Einzelhandel nun wieder möglich ist, schon hineingeflattert ist.
31616 Medien werden derzeit in der Plattlinger Stadt- und Pfarrbücherei angeboten. Die Bücher – Romane, Sach- und Kinderbücher – nehmen dabei natürlich mit insgesamt 23429 verschiedenen Exemplaren den Löwenanteil ein. Es gibt aber zum Beispiel auch immer noch 5405 CDs – ein Medium, das von den Streamingangeboten immer weiter zurückgedrängt wird. Und so funktionieren Musik-CDs auch nicht mehr wirklich, wie Beate Altmann sagt. Hörbücher dagegen hätten weiterhin ein treues Publikum. Am öftesten ausgeliehen wurde in dieser Kategorie das "Gugelhupfgeschwader", ein weiterer Fall des kultigen Dorfpolizisten Franz Eberhofer.
Auch Musikkassetten (hier laufen vor allem noch Hörbücher für Kinder), DVDs und CD-Roms werden noch in der Plattlinger Bücherei angeboten. Allerdings wird hier der Bestand immer weiter ausgedünnt. "Manchmal tut das Aussortieren schon weh", bekennt Beate Altmann. "Aber manche Medien sind einfach nicht mehr zeitgemäß und die Plattlinger wollen ja auch neue Sachen angeboten bekommen."
Und das tun sie auch: Fast 2000 Neuzugänge gab es 2020 in der Bücherei. "Alle Bestseller gehen sehr gut", erzählt Beate Altmann. "Die Leute wollen das Neueste und da sind wir auch gut bestückt." Bei den Romanen lag im vergangenen Jahr Ulrike Renk mit "Jahre aus Seide" auf dem ersten Platz der Ausleihhits. Dicht gefolgt von "Liebeskind" von Ronny Hausmann und "Goldene Jahre" von Maria Nikolai. Bei den Sachbüchern lag Bodo Schäfer mit "Die Gesetze der Gewinner" ganz vorne, dahinter Rolf Dobelli mit "Die Kunst des guten Lebens" und Veronika Pichl mit "Meal Prep".
Ausgebaut wurde im vergangenen Jahr noch einmal der Kinderbuchbereich. Die Kleinen sind die fleißigsten Leser in der Bücherei. Fast 24000 Kinderbücher wurden ausgeliehen. Auch die absolute Nummer eins mit 26 Ausleihen in 2020 ist ein Kinderbuch: "Das Tiger-Team" von Thomas Brezina.
Tonies begeistern den Nachwuchs
Ganz neu für Kinder gibt es seit diesem Jahr die sogenannten Tonies. Das sind unterhaltsame Figuren, die als Tonträger auf einem speziellen Wiedergabegerät für Kinder, der Toniebox, Musik und Geschichten abspielen. 40 gibt es bis jetzt in der Plattlinger Bücherei. Die Tendenz ist laut Beate Altmann rasant steigend. "Die Nachfrage ist riesig."
Generell war die Nachfrage vor allem in drei Monaten besonders groß – sie alle haben direkt mit der Corona-Situation zu tun. Im März, als feststand, dass die Bücherei ab Mitte des Monats geschlossen sein würde, wurden 5978 Medien ausgeliehen. Im Mai, nach Ende des ersten Lockdowns, waren es sogar 6046. Und im November, als klar war, dass Deutschland auf einen zweiten Lockdown zusteuert, gab es 6025 Ausleihen. Zum Vergleich: Im November 2019 kam man nur auf 4822 ausgeliehene Medien. "An diesen Tagen hatten wir teilweise 800 bis 900 Ausleihen. Das ist sehr stark", so Altmann. An einem durchschnittlichen Tag sind es etwa 350.
Keine Frage, die Plattlinger haben sich noch einmal richtig mit Lesestoff und Co. eingedeckt, um zumindest belesen durch diesen Corona-Winter zu kommen.
