Plattling
Besondere Fluthilfe: Schüler helfen ihren Altersgenossen

09.09.2021 | Stand 09.09.2021, 16:44 Uhr

Mit zwei Fahrzeugen, vollgepackt mit über 1000 Päckchen für die Schulkinder, machten sich die bayerischen Helfer, darunter auch Fritz Apfelbeck (r.) aus Plattling, auf den Weg ins Hochwassergebiet. Dort wurden die Starterpakete mit Schulmaterial persönlich verteilt. −Fotos: Apfelbeck

Welches Kind in Ahrweiler und Umgebung wird mein Päckchen bekommen? Und wird es sich darüber auch freuen? So oder so ähnlich wird so manches Schulkind aus der Region gedacht haben, als es die Buntstifte, Radiergummi, Bleistifte und Schreibblöcke eingepackt hat. Die Kinder vom Bayerischen Jugendrotkreuz, der Wasserwachtjugend, der Bereitschaft und Bergwacht waren aufgerufen, den Schulanfängern im Überschwemmungsgebiet in Rheinland-Pfalz ein Starterpaket mit Schulmaterial zusammenzustellen.

Vor gut zwei Wochen ging an die 16 Kreisverbände im Bezirk Niederbayern/Oberpfalz die Bitte, für die Flutopfer-Kinder eine Grundausstattung für die Schule zusammenzustellen. Denn viele Kinder dort hatten während der Unwetterkatastrophe auch ihre Schulsachen verloren. In einer Woche kamen über 1000 Päckchen zusammen.

Einige Kinder machten sich sogar die Mühe, ein Bild zu malen oder die Päckchen in buntes Papier zu packen und mit Schleifen zu verzieren. Andere schrieben liebevolle und aufmunternde Worte für ihre leidgeprüften Altersgenossen dazu.

Vor Kurzem sind dann sieben Jugendleiter vom Jugendrotkreuz und der Wasserwacht mit zwei Fahrzeugen, die bis zum Dach vollgepackt waren, ins Krisengebiet gefahren. Darunter war auch der Plattlinger Fritz Apfelbeck, Jugendleiter der hiesigen Wasserwacht.

Gegen Mitternacht kamen die Helfer aus Bayern im Rot-Kreuz-Haus in Andernach bei Koblenz an, wo sie verpflegt wurden und übernachten konnten. Der stellvertretende Landesjugendleiter von Rheinland-Pfalz betreute sie und begleitete sie zu den Stationen. Los ging es am nächsten Tag um 9 Uhr zur ersten Station, der Integrativen Kindertagesstätte St. Hildegard im Caritasverband Rhein-Mosel-Ahre in Birresdorf. Stefan Kapeller vom Bayerischen Jugendrotkreuz erklärte, wie es zu dieser Aktion gekommen war, und die Kindergartenleiterin Margot Sonntag betonte, dass sich die Kinder sehr über das Geschenk freuen würden. Dann ging es weiter zur Kita Rappelkiste im schwer getroffenen Neuenahr-Ahrweiler. Das Kita-Gebäude hatte zum Glück kein Wasser abbekommen. Die Altstadt war aber komplett überflutet worden und die Auswirkungen der Katastrophe bekamen natürlich auch die Familien der Kita-Kinder zu spüren. Der rheinland-pfälzische Rundfunk berichtet über die außergewöhnliche Hilfsaktion der Bayern.

Die Jugendleiter fuhren noch weitere Kindergärten und Schulen im Landkreis Ahrweiler an, bevor es zum Verpflegungszentrum am Haribo-Gelände ging. Mit Gummibärchen und Co. im Gepäck wurde die Hilfsaktion weitergeführt. Auch in Krisenorten, wie Schund und Ahrweiler, gab die Päckchen ab. Fritz Apfelbeck berichtet von einem unheimlichen Ausmaß der Schäden. Die Urgewalt des Wassers hätte selbst Brücken einfach so hinweggespült. "Es sieht dort teilweise aus wie im Krieg", sagt Apfelbeck noch immer hörbar schockiert.

Nach acht Stunden kam die Helfergruppe wieder an ihrer Unterkunft in Andernach an, wo sie am Abend von der örtlichen Bereitschaft zum Grillen eingeladen war. Am Tag darauf fuhr die Gruppe noch fünf Stationen an, bis sie gegen Mittag die Heimreise antrat.

− fa