Plattling
Aufgepasst! Vermehrt Anrufe von falschen Polizisten

18.09.2020 | Stand 18.09.2023, 4:53 Uhr

In der Nähe der Wohnung habe ein Raubüberfall stattgefunden und die Wertsachen seien zu Hause nicht mehr sicher – mit solchen und ähnlichen Geschichten versuchen falsche Polizisten arglose Bürger zu betrügen. −Symbolfoto: www.polizei-beratung.de

"Ja, das tritt momentan schon besonders gehäuft auf. Aber nicht nur bei uns, sondern zum Beispiel auch in Deggendorf oder Straubing", sagt Franz Aulinger. Der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Plattling spricht von dubiosen Anrufen von Personen, die sich am Telefon als Polizisten ausgeben und sich so Geld oder Wertsachen besonders von älteren Mitbürgern ergaunern wollen.

Auch am Donnerstag erhielten wieder mehrere Menschen aus Plattling und Umgebung solche Anrufe. Von 13 Fällen weiß die Polizeiinspektion Plattling Bescheid, die Dunkelziffer liege aber wohl weit höher. Bisher sei immerhin kein Fall aus der jüngeren Vergangenheit bekannt, bei dem die Betrüger an das Geld der Bürger gelangt seien. Die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei, besonders die Warnungen in der Zeitung, hätten da schon Wirkung gezeigt, so Franz Aulinger. So hatten bei den erneuten Anrufen der falschen Polizisten schon mehrere Plattlinger von den Betrugsversuchen gelesen und hätten direkt wieder aufgelegt, berichtet der Polizeihauptkommissar.
Mit erfundenen Raubüberfällen wollen Betrüger Senioren überlistenUnd doch müsse man erst noch abwarten, um sicher sagen zu können, dass wirklich kein Bürger durch die perfide Betrugsmasche zu Schaden gekommen ist. "Denn wer nicht merkt, dass er betrogen wird, der ruft natürlich auch erst einmal nicht bei der Polizei an", so Franz Aulinger. Sondern leider oft erst, wenn es zu spät ist...

Die Geschichten, die die falschen Polizisten ihren ausgewählten Opfern am Telefon erzählen, variieren immer wieder. Mal habe angeblich in der Nähe der Wohnung ein Raubüberfall stattgefunden und die Wertsachen seien zu Hause nicht mehr sicher. Ein Polizist in Zivil würde sie abholen und sicher verwahren. Mal stehe eine Pfändung ins Haus oder die Betrüger lassen sich von den Bürgern die Seriennummer eines Geldscheines durchgeben, um ihnen dann vorzugaukeln, dieser wäre gefälscht und müsse deshalb dringend abgeholt werden.
Polizei spricht von einer professionellen VorgehensweiseAus den Gesprächen mit Betroffenen weiß Franz Aulinger, dass die falschen Polizisten sehr professionell vorgehen: Bei den Betrügern sei zum Beispiel kein ausländischer Akzent zu hören, sie würden hochdeutsch sprechen. Was nicht heiße, dass die Betrügerbanden nicht oft im Ausland säßen und für die deutsche Polizei deshalb schwer zu greifen sind. Außerdem sei bei den Anrufen im Hintergrund, so wurde Aulinger berichtet, geschäftige Büroatmosphäre zu hören – so wie in einer Polizeiinspektion eben auch.

Auffällig bei den jüngsten Betrugsversuchen sei gewesen, dass keine Nummer auf dem Telefondisplay zu sehen war. Das muss allerdings nicht immer so sein, wie Franz Aulinger betont. Technisch sei es durchaus möglich, auf dem Display des ausgewählten Opfers die 110 oder sogar die reale Nummer einer Dienststelle erscheinen zu lassen.

Die Betrüger haben es dabei ganz offensichtlich auf ältere Mitbürger abgesehen. Ausgewählt würden bevorzugt Menschen mit früher gebräuchlichen Vornamen wie etwa Ernst oder Gertrud, so Aulinger.
Polizei rät dazu, Anzeige zu erstattenGrundsätzlich gibt die Polizei bei solchen und ähnlichen Betrugsversuchen folgende Tipps: Die Polizei wird Sie niemals um Geldbeträge bitten. Die Polizei ruft Sie niemals unter der Polizeinotruf-Nummer 110 an. Sprechen Sie am Telefon nie über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse. Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Legen Sie also entweder sofort den Hörer auf oder versuchen Sie, sich noch so viel wie möglich (Dialekt und Alter des Anrufers, Hintergrundgeräusche etc.) einzuprägen. Wenden Sie sich dann sofort an die Polizei und erstatten Sie Anzeige!

− ds