Plattling
Achtung: Vermehrte Betrüger-Anrufe durch vermeintliche Polizeibehörden

08.06.2022 | Stand 19.09.2023, 2:38 Uhr

Täglich würden Bürger bei der Plattlinger Polizei anrufen, um einen (versuchten) Telefonbetrug zu melden, sagt Elmar Kastl, Chef der Polizei-Inspektion Plattling. −Foto: Häusler/Archiv

"Selbst bei mir haben die Betrüger schon angerufen", erzählt Elmar Kastl. "Das Gespräch hat aber nicht lange gedauert." Gut, dass die Kriminellen mit ihrer Betrugsmasche bei Plattlings Polizeichef nicht durchkommen, ist jetzt keine große Überraschung. Immer wieder kommen sie aber genau damit durch, weshalb die Plattlinger Polizei die Bevölkerung mal wieder vor den Anrufbetrügern warnen will, die nun auch noch mit einer neuen Masche operieren.

Ein Anruf von "Interpol"? Das ist die neueste Masche!

"Aktuell werden im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Plattling vermehrt Anrufe von vermeintlichen Polizeibehörden, die sich als Europol oder Interpol ausgeben, registriert. Das Bundeskriminalamt warnt bereits seit 11. April 2022 vor dieser Betrugsmasche", heißt es in der Pressemitteilung. "Wenn die Geschädigten solche Anrufe annehmen, ertönt meist eine englische Bandansage, in der vorgetäuscht wird, dass der Angerufene etwas falsch gemacht hätte und deswegen Geld überweisen müsse. Legt man einfach auf, erhält man kurze Zeit später oftmals erneut einen gleich gelagerten Anruf mit abgeänderter Rufnummer. Die Betrüger verwenden hierzu eine spezielle Software, um ihre wahre Identität zu verschleiern."

Täglich würden Bürger bei der Plattlinger Polizei anrufen, um einen (versuchten) Telefonbetrug zu melden, sagt Elmar Kastl. "Und ich möchte die Dunkelziffer nicht wissen." Und immer wieder gebe es auch im Bereich der PI Plattling Geschädigte, die teils um große Summen erleichtert wurden. Besonders "erfolgreich" aus Sicht der Betrüger sei dabei die Methode gewesen, bei der sich vermeintlich Sohn oder Tochter per Whats-App melden, erklären, sie hätten eine neue Handynummer und dann fragen: "Magst du mir bitte 2000 Euro überweisen?" Einige seien dann so perplex, dass sie darauf reinfallen, berichtet Kastl.

Polizei-Chef: Enkeltrick funktioniert nach wie vor

"Diese Betrüger sind dermaßen findig, das ist der Wahnsinn", sagt der Polizeichef. Bereits bekannte Maschen wie der Enkeltrick oder die des falschen Polizeibeamten, bei der Leute tatsächlich ganze Goldbarren vor die Haustüre legen, um sie von der vermeintlichen Polizei in "Sicherheit" bringen zu lassen, laufen weiter. Parallel würden die Methoden ständig variiert oder gänzlich neue erfunden – wie nun die mit "Europol".

Und auch die technischen Betrugsmöglichkeiten werden offensichtlich immer ausgefeilter. In der Vergangenheit sei es so gewesen, so Kastl, dass die Betrüger Festnetznummern in einem Nummernbereich abgegrast hätten. Das sei relativ vorhersehbar gewesen. Nach der Logik: "Jetzt sind sie im Nummernbereich von Regen, dann kommen sie über Deggendorf wahrscheinlich nach Plattling." Bevorzugt waren außerdem kurze Telefonnummern, da sie einen älteren Mitbürger vermuten lassen. Mittlerweile werde man aber genauso auch auf dem Handy von den Betrügern angerufen. Und es gibt die Methode des sogenannten Caller ID Spoofing: Damit kann man auf dem Display des Angerufenen jede gewünschte Nummer erscheinen lassen – also beispielsweise auch die der Polizei Plattling.

Das kann natürlich viele Leute verwirren, vor allem da laut Kastl die Anrufer sehr gut geschult seien und bei weitem nicht alle mit starkem Akzent sprechen würden. "Die reden teils wie wir."

Das sind die Tipps der Polizei

Um sich vor Betrug zu schützen, rät die Polizei deshalb ausdrücklich folgendes:
• "Nennen Sie am Telefon keinesfalls Details zu persönlichen oder finanziellen Verhältnissen
• Lassen Sie sich auf kein Gespräch mit den Tätern ein, legen Sie auf und sperren Sie am besten die angezeigte(n) Rufnummer(n) auf ihrem Gerät
• Übergeben oder überweisen Sie nie Geld an unbekannte Personen
• Halten Sie im Zweifelsfall Rücksprache mit ihrer zuständigen Polizeiinspektion; grundsätzlich fordern Sie echte Polizeibehörden niemals telefonisch zur Überweisung von Geldbeträgen auf."