Wallerfing
Nahwärme spart Kohlendioxid ein

Infoveranstaltung der Gemeinde – Fachleute stellten Planungen und Kosten vor

13.04.2022 | Stand 20.09.2023, 22:54 Uhr

Auf großes Interesse stieß die Informationsveranstaltung zur Nahwärmeversorgung, zu der Bürgermeister Hans Eigner die Interessenten begrüßte.

Die Gemeinde Wallerfing plant die Errichtung einer Versorgung mit Nahwärme, betrieben mit Hackschnitzeln aus der heimatlichen Region. An die zentrale Versorgung sollen das neue Siedlungsgebiet Ödgarten II und der Komplex der Mittelschule angeschlossen werden. Da im Siedlungsgebiet Ödgarten I nach 20 Jahren manche Heizungen ersetzt und ausgetauscht werden müssen, bietet es sich an, auch den Bewohnern dort einen Anschluss zu ermöglichen. Informationen aus erster Hand gab es dazu am Montagabend bei einer Informationsveranstaltung im Gasthaus Eder in Neusling.

Bürgermeister Hans Eigner begrüßte neben zahlreichen Interessenten vor allem die Fachleute. Jürgen Bummer vom Planungsbüro bhp in Bad Kötzting stellte das Projekt "Nahwärme Wallerfing" im Detail vor. Standort des Heizhauses wird im Bereich der Schule sein. Neben der Heizung, die mit Hackschnitzeln betrieben wird, werden auch eine Solar- und eine PV-Anlage installiert.

In das Gebäude integriert wird der Bunker für die Hackschnitzel. Diese werden in zwei Kesseln mit je 250 kW Leistung verfeuert. Insgesamt sollen damit 1066 Mega-Wattstunden (MWh) Strom im Jahr erzeugt werden. Weiter werden zwei Pufferspeicher mit je 8000 Liter eingebaut. Jährlich rechnet man mit einer Menge von 1200 bis 1400 Kubikmeter. Der Bunker fasst 140 Schüttraummeter. Die Kollektorleistung der 105 Quadratmeter großen Solaranlage beträgt 74 kW, sie kann im Jahr 43 MWh Strom erzeugen.

Die PV-Anlage mit 4,5 kWp Leistung umfasst 22 Quadratmeter Fläche und erzeugt 4,3 MWh Strom im Jahr. Insgesamt lassen sich mit der neuen Heizanlage im Vergleich zu den herkömmlichen Heizungen rund 250 Tonnen Kohlendioxid (CO2) einsparen. Das entspricht pro Jahr dem CO2-Ver- brauch von 24400 Bäumen.

Informationen zum Bau der Rohrleitungen gab es von Klaus Rachor von der SEG-Rohrleitungsbau aus Au in der Hallertau. Er teilte mit, dass das Baugebiet Ödgarten II bereits verrohrt sei und die Leitungen bis in die Grundstücke gehen. Jeder, der möchte, könne anschließen. Verlegt werden mit Kunststoff ummantelte Stahlrohre in Zu- und Rücklauf.

Die Tiefbauarbeiten im Ödgarten I beginnen nach Ostern. Man ist bemüht, die Straßen nach dem Schweißen und Isolieren der Rohre möglichst schnell wieder zu schließen. Rachor erinnerte die Hausbesitzer daran, eine endgültige Entscheidung über den Anschluss spätestens bis 15. Mai zu fassen. Für die Verlegung der Hauptleitung rechnet man mit einer Zeitspanne von drei Monaten. Die eigentlichen Hausanschlüsse erfolgen im Sommer.

Michael Ziegler von der Firma Danfoss stellte die Übergabestation vor. Das zentrale Herzstück der Anlage ist der Volumenstromregler. Integriert in das Gerät ist ein Wärmemengenzähler, der vergleichbar mit einem Wasserzähler die abgenommene Wärmemenge misst. Er kann jederzeit elektronisch von der Gemeinde als Betreiber abgelesen werden.

Simon Unverdorben als Vertreter der Fa. Unverdorben Haustechnik in Neusling befasste sich zunächst mit dem privaten Anschluss. Dieser beinhaltet die Montage der Übergabeeinheit und deren Verbindung mit dem Fernwärmenetz, das Einbinden bzw. den Neuaufbau der bestehenden Heizanlage, den Anschluss des Warmwasserspeichers, den Anschluss an bestehende Heizkreise, den elektrischen Anschluss der Komponenten und schließlich die Inbetriebnahme.

Simon Unverdorben stellte die Kosten für eine Erstanschaffung vor. Der Austausch der kompletten Heizanlage mit Ölkessel für ca. 20 kW durch ein Übergabemodul inklusive neuem Wasserspeicher sowie je einem Heizkreis für Fußbodenheizung und Heizkörper wird mit 16000 Euro beziffert, der Anschlusspreis der Gemeinde macht 18000 Euro aus. Allerdings sei, so Unverdorben, jede Heizung separat zu betrachten.

Für den Austausch von Heizanlagen auf regenerative Energien gibt es Fördermöglichkeiten. Wer seinen Ölkessel ausbaut, kann bis zu 45 Prozent des Bruttopreises an Zuschüssen bekommen.

Der Leiter der Verwaltungsgemeinschaft Oberpöring, Kurt Kari, berichtete danach, dass gleichzeitig mit den Wärmerohren auch Glasfaserkabel bis zum Haus mit verlegt werden. Der Glasfaseranschluss ins Haus bis zu "One-Box" ist kostenlos. Von der Telekom ist eine Geschwindigkeit von einem Giga-Bit pro Sekunde zugesagt. Vertragsformulare und die Anträge an die Telekom für die Anschlüsse werden von der Gemeinde übermittelt.

Kari stellte auch die Preise für Anschluss und Verbrauch mit der Nahwärme vor. Sie setzen sich zusammen aus den Kosten für den Hausanschluss sowie die laufenden Kosten aus Grundpreis und Arbeitspreis. Alle Preisangaben sind zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer berechnet.

Der Grundpreis beträgt 11,35 Euro/kW, der Arbeitspreis 77 Euro/MWh. Gerechnet für ein Wohnhaus mit 20 kW Anschlussleistung und einem jährlichen Heizölverbrauch von ca. 2000 Liter ergibt das folgende Kosten: Grundpreis 227 Euro, Jahresverbrauch (20 MWh x 77 Euro/MWh) 1540 Euro, das ergibt inklusive Mehrwertsteuer eine Gesamtsumme von 2102,73 Euro.

Wie Kari herausstellte, sind in diesem Preis alle Kosten enthalten. Kosten für Kaminkehrer, Wartung, Reparatur und Neuanschaffung von Öltanks sowie die Immissionsschutzmessung entfallen. Dazu werden die Stromkosten gesenkt und es ist ein zusätzlicher Platzgewinn zu verzeichnen.

Die Hausanschlusskosten betragen inklusive Mehrwertsteuer 19992 Euro für Ödgarten II, 17850 Euro für Ödgarten I und 19040 Euro für Ödgarten I (Hausanschluss jeweils ab 15 Meter). Kurt Kari wies darauf hin, dass die Konditionen für Ödgarten I gültig sind, wenn ein Anschlussvertrag bis 13. Mai abgeschlossen wird.

Die Wärmeabnahme muss spätestens nach fünf Jahren erfolgen. Die Grundgebühr wird ab 1. Juli 2025 fällig, die Hausanschlusskosten werden in drei Raten abgerechnet.

− tre