Göttersdorf
Kletten sind ein vielseitiges Heilmittel

21.06.2021 | Stand 19.09.2023, 21:54 Uhr

Eine kulinarische Delikatesse: Klettenspargel mit Joghurtsoße und Kartoffel und Möhren auf einem Klettenblatt angerichtet. −Fotos: Eiblmeier

"Die hängen aneinander wie die Kletten", heißt es im Volksmund, wenn Menschen so unzertrennlich sind wie die anhänglichen Samenstände der großen Klette. Mit den stacheligen Klettenköpfen hat jeder schon mal unliebsame Bekanntschaft gemacht. Haben sich die grünen oder in der Reife braunen Kugeln mal an einem Kleidungsstück "angeklettet", braucht es einige Mühe, um sie wieder zu entfernen.

Die Samen hängen sich auch gerne an vorbeistreifende Tiere an, um sich zu verbreiten und neue Territorien zu erobern. Am Wegesrand von Feld und Wald, ihren bevorzugten Standorten, ist die imposante Pflanze mit ihren großen herzförmigen Blättern kaum zu übersehen. In der überlieferten Volksheilkunde finden sowohl die Wurzel als auch die Blätter Anwendung für verschiedene Beschwerden. Einen Tee aus den Klettenblättern lobt Pfarrer Kneipp als gutes Mittel zum Kurieren von Magenschleimhautentzündung und Magengeschwüren. Von dem Tee werden nach Anweisung am Morgen und am Abend je zwei bis drei Löffel eingenommen.

In der überlieferten Volksmedizin wird die Tinktur aus der Klettenwurzel als Blutreinigungsmittel, bei Leber- und Gallenproblemen sowie zur Behandlung von Hauterkrankungen empfohlen.

Die Wurzeln werden im zeitigen Frühjahr oder im Herbst gegraben. Für den Ansatz die frischen Klettenwurzeln säubern und klein schneiden. In ein sauberes Glas geben und mit der doppelten Menge Alkohol (ca. 40 Prozent) auffüllen. Die Reifezeit beträgt mindestens zwei Wochen. Danach die Wurzeln absieben und die Tinktur dunkel lagern. Als Dosierung werden zwei bis dreimal täglich fünf Tropfen empfohlen.

Klettenwurzelöl soll den Haarwuchs stärken, heißt es in alten Kräuterbüchern. Für den Ölansatz werden getrocknete Wurzeln verwendet. Der medizinischen Fachhandel bietet Tinkturen, Öl und Teemischungen aus Klette in geprüfter Qualität an, das Personal bietet zur Anwendung fachkundige Beratung an.

Die Klette ist jedoch nicht nur eine heilkräftige Pflanze, sondern auch kulinarisch eine Delikatesse. Die jungen Blütenstängel lassen sich als Gemüse wie Spargel zubereiten. Jetzt ist die ideale Erntezeit für die Klettenstiele. Dafür erntet man die Stängel, bevor die Blüten erscheinen. Genau wie Spargel wird der Stängel geschält. Die faserige Hülle kann leicht mit einem Messer abgezogen werden. Da der Klettensaft die Haut braun färbt, ist es ratsam, zum Schälen Handschuhe zu tragen. Die geschälten Stängel legt man kurz in Zitronenwasser. Zum Garen kommen die Stiele für etwa zehn Minuten in wenig kochendes Salzwasser mit einer Prise Natron. Zu dem zarten "Klettenspargel" passen als Beilage frische Kartoffeln und Möhren sowie eine Soße aus Schmand und Feta mit frischen Kräutern.

− eib