Gebietsreform
Empfang von Zeitzeugen: Osterhofen ist "reif und erwachsen"

02.08.2022 | Stand 19.09.2023, 2:41 Uhr

Die letzten Vertreter des 1972 neu gewählten Stadtrats: Egon Weidgans (v.l.), Horst Eckl und Alois Rothmeier. −Fotos: gs (3)/ Stadt

Hier ist Geschichte noch einmal lebendig geworden – und das in lockerer Atmosphäre: Die Stadt hatte am Montagabend alle noch lebenden örtlichen Kommunalpolitiker seit der Gebietsreform 1972 eingeladen.

Bei einem Stehempfang im Foyer und vor der Stadthalle konnten sich die Zeitzeugen austauschen, alte Bekanntschaften auffrischen oder neue kennenlernen. Musikalisch sorgten die "Swinging Fingers " – Steffi Kreilinger, Thomas Anleitner und Ralf Funk – für eine angeregte Atmosphäre.

Unter den rund 80 Gästen befand sich auch der frühere Bürgermeister von Göttersdorf: Franz-Xaver Wasmeier war von 1966 bis 1971 im Amt. Ebenso fanden sich die letzten drei noch lebenden Vertreter des 1972 für die neue Stadtgemeinde gewählten Stadtrats ein: Alois Rothmeier, Egon Weidgans und Horst Eckl, der später von 1990 bis 2008 Bürgermeister und damit Amtsvorgänger von Liane Sedlmeier war.

Zusammenschluss gelungen

"Reif und erwachsen" ist die Stadt Osterhofen seit 1972 geworden und zu einer Einheit herangewachsen, sagte Bürgermeisterin Sedlmeier bei ihrer anschließenden Rede in der Stadthalle: Der Zusammenschluss von elf Gemeinden vor 50 Jahren sei gelungen. Sie sparte sich den Rückblick auf die "nicht nur von Liebe getragene Verlobungsphase, die schwierigen Mitgiftverhandlungen" und "von Zweifel getragene Selbstüberwindung mancher Braut von damals". Vielmehr erachtete sie die Gebietsreform als notwendig und sinnvoll, um in den Kommunen für mehr Effizienz, Leistungsfähigkeit und Professionalität zu sorgen.

Bei dieser Verwaltungsreform mussten Dorfgemeinden auf ihre kommunalrechtliche Selbstständigkeit verzichten, aber nicht ihre Identität aufgeben, führte Sedlmeier aus: "Wir haben heute wie früher sehr starke und selbstbewusste Dorfgemeinschaften." Dies verlange Engagement aus der Bevölkerung und Geld zur Umsetzung. Osterhofen hatte zudem Glück, meinte die Bürgermeisterin: Stadt und Dörfer wählten stets ein sehr ausgewogenes Stadtratsgremium, in dem sachlich, über Parteigrenzen hinweg und getragen von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung zielorientierte Entscheidungen getroffen wurden.

Bei jungen Menschen Interesse an Politik wecken

Das Amt des Bürgermeisters bezeichnete Sedlmeier gerade in Osterhofen als besonders reizvoll im Miteinander von Stadt und Land. Sie dankte den aktuellen und bisherigen Bürgermeistern und Stellvertretern sowie den Damen und Herren der bisherigen acht Stadtratsgremien. Jetzt gelte es, bei jungen Menschen das Interesse für Politik und Gesellschaftsfragen zu wecken und einzufordern, damit die Heimat auch in Zukunft gedeihen könne.

Derzeit stehen Kommunen vor solch großen Herausforderungen wie in keinem der letzten fünf Jahrzehnte. Zudem werden Finanzmittel knapper. Zwar brauche man keine erneute Gebietsreform, zeigte sich Sedlmeier überzeugt, dafür eine freiwillige Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg, da Lösungen im Verbund oft effizienter und einfacher zu finden seien. Kooperationen zwischen den Kommunen, wie die ILE Donauschleife, bezeichnete sie deshalb als "freiwillige Gebietsreform".

Feierlichkeiten am 13. und 14. August

Vor 50 Jahren seien Kommunen entstanden, die für die Anforderungen der Zukunft die nötige Reife und Fähigkeit haben, meinte Sedlmeier: "Davon bin ich überzeugt. Das wünsche ich mir und das wünsche ich auch unserer Heimatstadt." Sedlmeier sprach ein Hoch aus auf Osterhofen, seine Bewohner und die Reize in Stadt und Land: Gemeinsam mit der Bürgermeisterin erhoben die Gäste im Saal dazu ihre Gläser.

Ihre Rede mit Empfang für die Zeitzeugen hatte Bürgermeisterin Sedlmeier absichtlich vorgezogen. Für die allgemeine Bevölkerung erfolgen die Feierlichkeiten zu 50 Jahre Gebietsreform am Wochenende 13./14. August mit zweitägigem Bürgerfest und Festzug.

− gs