Ab 12. November auf Joyn
Ein bayerisches "American Pie" von Autoren aus der Region

Pikante Jugendserie von Autoren aus Deggendorf und Hauzenberg hat heute Premiere auf Joyn

11.11.2020 | Stand 21.09.2023, 21:48 Uhr

Und das alles nur wegen einer Wette? Die zwei Jugendlichen Yannick (Ben Felipe) und Samira (Melina Celine Hecklau) aus dem Münchner Randbezirk Hasenbergl kommen sich näher. −Fotos: Ramin Morady/Dominik Sommweber/Alan Ovaska

Ehrlich, kompromisslos und dreckig. So beschreibt Jonas Brand (33) aus Deggendorf die Jugendserie "Stichtag". Zusammen mit Christof Pilsl (35) aus Hauzenberg im Landkreis Passau und Evi Prince aus München schrieb er das Drehbuch. Brand hat den Kulturförderpreis der Stadt Deggendorf erhalten, Pilsl ist Grimme-Preis-Träger. Seit etwa acht Jahren arbeiten sie zusammen. Ab heute ist ihre neue Serie beim Streaminganbieter Joyn zu sehen.

Provokant und unverblümt thematisieren die Autoren die Sexualität der Jugend. Eine Clique aus dem Münchner Randbezirk Hasenbergl vereinbart: Wer bis zum Ende der Ferien noch Jungfrau ist, rennt nackt über den Schulhof. Die Geschichte ist nicht neu. Dasselbe Ziel verfolgen vier Highschoolfreunde im ersten Teil der Filmreihe "American Pie" (1999). Doch "Stichtag" ist keine Komödie, die Serie hat tragische Elemente. Pilsl und Brand verarbeiten Fragen um gesellschaftlichen Druck, Unsicherheit und Verantwortung. Fragen, die man sich nicht nur als Teenager stellt.

Die erste Episode startet wild. Ladendiebstahl, Polizeiverfolgung – die Mädchen und Jungen der Clique werden als Rebellen eingeführt. Folge zwei blickt hinter die raue Fassade. Der Zuschauer lernt die Familien der Jugendlichen kennen, Figuren kommen sich näher. Von einer Folge zur nächsten wird der Druck höher, der auf den Teenagern lastet. Das führt zu gefährlichen Situationen, die für einige Figuren nicht gut ausgehen, so Christof Pilsl, der auch Regie führte. "Die Polizei kommt nicht nur einmal."

Vor Drehstart sprachen die Autoren mit Jugendlichen, die im Münchner Randbezirk leben. Sie fragten unter anderem, wie sich die Heranwachsenden auf ihr erstes Mal vorbereiten oder ob sie gerade verliebt sind. Dabei habe sich gezeigt, dass das Thema Sexualität sehr präsent ist und massiv von der digitalen Welt geprägt wird.

Die meisten Schauspieler sind Laien aus dem Münchner Randbezirk, sie standen noch nie vor der Kamera. Aber auch bekannte Gesichter sind zu sehen: Melina Celine Hecklau (Tic Toc) und die Rapper Eunique und Fatoni. Das Drehbuch gab nur eine grobe Richtung vor, ihre Worte konnten die Mitwirkenden frei wählen. Sätze beginnen oft mit "Diggi" und enden mit "Alter".

Immer wieder rückt die Kamera grauen Plattenbau in den Fokus, selten ist "Stichtag" grell und bunt. Die Farben spiegeln das Leben der Jugendlichen im Randbezirk wider. "Das Milieu ist anders, das Leben dieser Jugendlichen ist teilweise härter", erklärt Christof Pilsl. Zehn Folgen hat die Serie, alle rund 15 Minuten lang. Ein Teil der Staffel ist bereits 2018 entstanden, vieles wurde in diesem Jahr gedreht. Ob weitere Staffeln von "Stichtag" folgen, ist bisher noch offen.

Teresa Kaiser

"Stichtag" läuft ab heute bei m Anbieter Joyn, frei ab 16 Jahren