Deggendorf
Das elypso bleibt auf und heizt mit Energie-Mix

17.08.2022 | Stand 22.09.2023, 1:32 Uhr

Graues Edelholz, neue Glasscheiben, heißer Ofen: Alexander Springer (l.) und Maximilian Haag, hier als Aufguss-Meister, finden die kernsanierte Panorama-Sauna gut. Seit gestern ist sie in Betrieb und kann nach Herzenslust ausprobiert werden. −Foto: Katrin Schreiber

"Wann macht ihr zu?" Mindestens 20 Anrufer am Tag stellen diese Frage, sagt Maximilian Haag, Leiter des elypso. Schließlich seien ja die Thermen im Bäderdreieck auch dicht. Die gute Nachricht ist: Das elypso bleibt offen.



Zu der von der Politik geforderten freiwilligen Einsparung von 15 Prozent Gas wollen Maximilian Haag und Geschäftsführer Alexander Springer von der Stadtwerke Deggendorf GmbH dennoch beitragen. Mit einer ausgeklügelten Strategie und dem Energie-Mix, den sie am Mittwoch bei einem Pressetermin erläutert haben, gelingt es ihnen sogar, bis zu 35 Prozent einzusparen. Das wollen sie durchziehen, so lange nicht ein Gesetz sie zur Schließung des Ganzjahresbads zwingt.

Dieses verbraucht, so Alexander Springer, im Jahr durchschnittlich 8 Millionen Kilowattstunden Gas, das durch die Fernleitung nach Natternberg transportiert wird. Etwa 65 Prozent davon verarbeitet das Blockheizkraftwerk, so Springer, in hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung. Es liefert damit sowohl aus seiner Motor-Abwärme angenehme Wasser- und Raumtemperaturen als auch per Generator einen Teil des Stroms, den die Lichter, Geräte und Saunaöfen verbrauchen. Der übrige benötigte Strom wird zugekauft. Die weiteren rund 35 Prozent des Gasverbrauchs gehen auf Kosten zweier Heizkessel, die zu Spitzenlast-Zeiten das Blockheizkraftwerk unterstützen. So weit die Ausgangslage.

Seit das Gas zur immer wertvolleren Mangelware wird, überlegen die Verantwortlichen, wie sie davon wegkommen können. Und zwar technisch und wirtschaftlich realisierbar. Über Pellets haben sie nachgedacht, über Hackschnitzel, Heizstäbe, Öl, Flüssiggas, Wärmepumpen, Pyrolyse, Solarkollektoren. Einfach alle Möglichkeiten haben sie durchgerechnet. Mit einem Mix als Ergebnis – oder vielmehr als Zwischenlösung, erklärt Maximilian Haag schmunzelnd, denn die schon lange angedachte Geothermie ist für ihn trotz der hohen Kosten nicht vom Tisch.

Zunächst wird einer der Brenner aus den beiden Spitzenlast-Heizkesseln auf den Betrieb mit Öl umgestellt. Er könne die 35 Prozent des Energiebedarfs komplett übernehmen. Zudem unterstützt nun bis auf Weiteres eine mobile Pelletheizung, die eigentlich nur für die Freibad-Saison gedacht war, das Bad dauerhaft.

Dazu kommen noch ein paar kleinere Maßnahmen: Die Wassertemperatur in allen Becken bleibt um jeweils zwei Grad niedriger als früher, der Pelletofen im großen Sauna-Ruhehaus ist durch einen effizienteren ausgetauscht worden und – das trifft die Gäste vielleicht am stärksten: Die Donau-Wald-Sauna, die als einzige der insgesamt sieben Saunen mit Gas und nicht mit Strom geheizt wird, ist ab sofort geschlossen.

"Damit leisten wir unseren Beitrag dazu, dass die Gasspeicher weiter gefüllt werden können", findet Alexander Springer. Gleichzeitig werde man der Verantwortung als Badbetreiber gerecht, die weit über den Spaßfaktor für die Besucher hinausgehe: Mit Schwimmkursen trage man zur Sicherheit für Kinder bei, mit Rehasport-Kursen im Wasser und den Saunen zur Gesundheit der Gäste, man erhalte zudem die 90 Arbeitsplätze im elypso sowie die Aufträge für Lieferanten und Handwerksbetriebe in der Region.

Die waren zuletzt in der Panorama-Sauna fleißig, deren Sanierung aus Verschleißgründen schon vor der Energiekrise beschlossene Sache war. Seit der Revision im Juni wurde nun die Sauna komplett entkernt und mit neuen Panorama-Scheiben, einer Innenverkleidung aus grau verwittertem Altholz und zwei Elektroöfen mit insgesamt 50 Kilowatt Leistung neu aufgebaut. Dimmbare indirekte LED-Lichter, ein neues Lüftungssystem und der ebenfalls sanierte benachbarte Duschtempel machen das Saunavergnügen komplett. Insgesamt 124000 Euro haben die Stadtwerke dafür in die Hand genommen. Jetzt ist die Sauna wieder in Betrieb.

Bei den Aufgüssen wird zudem noch mehr auf Nachhaltigkeit geachtet: Sie sind komplett auf naturbelassene ätherische Öle umgestellt worden. Zu deren Anwendung wurden die Mitarbeiter extra geschult – von niemand Geringerem als dem dreifachen Weltmeister im Showaufguss Rob Keijzer. Kein Wunder also, dass die Fünf-Sterne-Auszeichnung "Sauna Premium" vom Deutschen Sauna-Bund erneut nach Deggendorf vergeben worden ist.

Mit den guten Nachrichten wollten Maximilian Haag und Alexander Springer damit aber immer noch nicht aufhören. Eine weitere haben sie nämlich noch für alle Spa-Fans: Nachdem die bisherige Anbieterin im Mai aufhören musste, zieht im neu gestalteten Massage-Bereich zum 1. September das Physiotherapie-Zentrum amedos ein. In dessen "Filiale" spamedos hat Inhaberin Yvonne Pletl-Schäfer laut Haag und Springer nicht nur die bisherige Betreiberin, sondern auch einen Teil ihrer Mitarbeiter übernommen. Termine und Anmeldung an der Badkasse oder unter ✆ 0991/2896-0.

Die Freibad-Saison schließlich, die mit dem letzten Öffnungstag am Montag, 12. September, endet, beurteilen beide als erfolgreich – mit über 28000 Gästen seien fast genauso viele da gewesen wie im Rekordjahr 2018. Erstaunlich gut besucht sei außerdem auch bei sommerlicher Hitze die Badewelt mit dem neuen Wellnessbecken samt Swim-in-Bar. Allerdings lässt Alexander Springer durchklingen, dass die Eintrittspreise angesichts der hohen Energiekosten steigen könnten: "Das ist noch nicht zu Ende diskutiert..."