Hengersberg
Bücherei zeigt Ausstellung mit Klosterarbeiten

25.11.2020 | Stand 20.09.2023, 6:32 Uhr

Bürgermeister Christian Mayer (l.) und Büchereileiterin Maria Mirwald (r.) eröffneten die Ausstellung mit Klosterarbeiten und Bildern von Brigitte Wieland (Mitte) und Freunden. −Fotos: R. Fuchs

Die Wurzeln der sogenannten Klosterarbeiten gehen zurück bis ins Mittelalter, zu den Frauenklöstern der verschiedensten Orden sowie zu den Männerkonvents. Eine, die die alte Tradition aufleben lässt, ist Brigitte Wieland aus Schwanenkirchen.

In unzähligen Kursen und Arbeitsstunden hat sie zusammen mit Freunden vielerlei schöne Arbeiten angefertigt, die in einer Ausstellung in der Bücherei Hengersberg noch bis 21. Dezember zu den Öffnungszeiten Montag 10 bis 13 Uhr sowie Mittwoch und Freitag jeweils von 14 bis 17 Uhr präsentiert werden. Zu sehen sind daneben Bilder von Brigitte Wieland, die man ebenso wie einen Teil der anderen Ausstellungsstücke kaufen kann. Coronabedingt wurde die offizielle Eröffnung bzw. Vernissage der Ausstellung nur in Anwesenheit von Bürgermeister Christian Mayer, Büchereileiterin Maria Mirwald und Brigitte Wieland abgehalten.

Gezeigt wird ein großes Repertoire an Klosterarbeiten, die in filigraner Handarbeit gefertigt wurden und alle Unikate sind. Die Vielfalt der verwendeten Techniken ist unüberschaubar, dem Einfallsreichtum und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Es wird gestickt und gedreht, kaschiert und geklebt, gestanzt, gemalt und gewickelt. Die am häufigsten verwendeten Materialien sind Gold- und Silberdraht, Goldbouillon, Goldlahn, Stoffe wie Brokat, Samt, Seide, Pergament, Wachs, geschliffene Steine, Perlen und Paletten, aber auch Spiegel, Muscheln, Schneckenhäuser und getrocknete Gräser finden sich in den kunsthandwerklichen Arbeiten. Ein fester Bestandteil der Ausstattung sind kleine Werkzeuge wie Zangen, scharfe Messer und natürlich Scheren. Daneben sind in der Werkstatt im Wohnhaus von Brigitte Wieland in Schwanenkirchen jede Menge Materialien vorzufinden, vor allem Draht in allen Variationen, einfach, gezackt, in Gold und anderen Farben. Ein sehr wichtiger Draht ist der Bouillondraht, ein ganz feiner Haardraht, der kaum zu erkennen ist. Nebenbei verweist Brigitte Wieland darauf, dass heute immer mehr Klosterarbeiten auch in der Schmuckverarbeitung zum Einsatz kommen.

Ganz wichtig ist es ihr in der Ausübung ihres Hobbys, die alten Techniken rund um die Klosterarbeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, nicht zuletzt deshalb, weil sie ein wesentlicher Bestandteil religiösen Brauchtums, vor allem in Süddeutschland und den Alpenländern sind, wo die kleinen Kunstwerke schon immer einen besonderen Stellenwert einnehmen, auch wenn deren tiefergehende Bedeutung heute etwas an Wirkungskraft verloren hat. Nonnen und Mönche, wie bereits erwähnt, aber auch weltliche Laien brachten es zu großer Kunstfertigkeit. Die Einfachheit der Materialien und der Aufwand, mit dem Klosterarbeiten verarbeitet werden, spiegeln die Ideale der Armut, Demut und bedingungslosen Hingabe zu Gott wider.

Klosterarbeiten schmückten in früheren Zeiten nicht nur Altäre, Sakristeien und Klosterzellen, sie waren auch aus dem normalen Leben außerhalb der Kirchen und Klostermauern nicht wegzudenkende Gegenstände der Andacht. Eingefasste Reliquien dienten den Menschen zum Schutz gegen Krankheit und Unheil am Leib, sie wurden auf Reisen mitgenommen oder in den Häusern aufgestellt. Sie fanden ebenso einen festen Platz wie die altbekannten "Fatschenkindl", Andachtsbilder, Hausaltäre, Devotionalien, Madonna, Kerzen, Wachsstöcke oder Oster- und Weihnachtsschmuck.

Nicht zuletzt auch wirtschaftliche Zwänge waren es, die vor allem im 19. Jahrhundert viele Ordensschwestern dazu bewogen, ihre in aufwendiger Handarbeit gefertigten Arbeiten an Wallfahrer und andere Interessenten zu verkaufen. Keine Seltenheit waren auch Auftragsarbeiten wie die Herstellung von Brautkronen oder Hochzeitskrügen. Die Verschränkung von religiösem und alltäglichem Brauchtum liegt nahe und brachte auch profane Gegenstände hervor wie Fahnen, Blumengestecke, Wappen- und Fürstenbilder oder prachtvollen Trachtenschmuck.

Beim Besuch in der Bücherei bzw. der Ausstellung "Klosterarbeiten und Bilder – kleine Kostbarkeiten, filigrane Handwerkskunst und Malerei" wird streng darauf geachtet, dass sowohl die Hygiene- als auch die Abstandsregelungen eingehalten werden.

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