Burghausen
Serie "Nachgefragt": Darum ist der Pulverturm so unförmig

05.01.2021 | Stand 20.09.2023, 6:33 Uhr

Dach und Dachstütze geben dem Pulverturm ein schiefes Erscheinungsbild. Doch was nach Baumängeln aussieht, ist bewusste Planung ganz im Sinne der Verteidigungsfähigkeit. −Foto: Kleiner

Ein Fehler in den Planungen? Schlampige Ausführung? Oder gar der Zahn der Zeit, der Spuren hinterlassen hat? Erklärungsversuche für den so windschief erscheinenden Burghauser Pulverturm gibt es viele. Was es tatsächlich mit der unförmigen Gestalt des trutzigen Baus auf sich hat, weiß man in den Reihen der Burghauser Gästeführer.

So geht der heutige Anblick auf das 15. Jahrhundert und die Angst vor den Osmanen zurück. Herzog Georg der Reiche befahl damals den massiven Ausbau der Burg als Verteidigungsanlage – und in diesem Zusammenhang auch des Pulverturms. Er wurde enorm verstärkt und mit weiteren Anlagen versehen – schließlich bot die westliche Anhöhe der Burg das Risiko, dass Feinde von hier aus mit Mörsern die Hauptburg unter Beschuss nehmen könnten.

Der Umbau machte den Pulverturm zu einer wahren Festung – und zu einem schief wirkenden Bollwerk. So weist der Turm nur auf der westlichen, der Burg abgewandten Seite eine Mauerstärke von bis zu sechs Metern auf. Zur Hauptburg hin gewandt sind es lediglich zwischen 30 Zentimeter und ein Meter. Eine bewusste Schwächung, schließlich sollte der Pulverturm, für den Fall dass er erobert wird, von der Hauptburg aus leicht zu zerstören sein.

Die unterschiedliche Mauerdicke bringt die ungleiche Verteilung der Dachlast mit sich. Es sitzt großteils auf der dicken Westseite – was den Betrachter mitunter glauben lässt, der Turm wäre schief.

− ckl