Bad Reichenhall
Tourist-Info "schlecht auffindbar"

Unternehmerforum "äußerst besorgt" über Stadtratsbeschluss zu Stadtmarketing

25.02.2021 | Stand 21.09.2023, 6:23 Uhr

Die Tourist-Info steht an der falschen Stelle, finden Reichenhaller Geschäftsleute. −Foto: Corinna Anton

Über den umstrittenen Umzug von Stadtmarketing und Tourist-Info in die Fußgängerzone hatte die Heimatzeitung am Donnerstag berichtet. Noch am selben Tag reagierte das Reichenhaller Unternehmerforum. Es zeigt sich "äußerst besorgt" über den Beschluss des Stadtrats, den geplanten Umzug wenn möglich rückgängig zu machen.

Das Unternehmerforum (Rufo) betont, dass es seit Jahren fordere, die Innenstadt zu stärken. Im Wahlkampf hätten alle Fraktionen erklärt, wie wichtig ein Stadtmarketing und die enge Zusammenarbeit mit dem Reichenhaller Unternehmerforum seien. "Und nun wurden wir von diesen kritischen Stimmen nicht einmal im Vorfeld gefragt, was wir von diesem Umzug halten", schreibt das Rufo in einer Presseaussendung, die mit "die Vorstandschaft" unterzeichnet ist.

Gäste stehen in den Geschäften und wollen Informationen

Der Umzug sei den Geschäftsleuten "seit über einem Jahr bekannt", sie würden "diesen neuen und attraktiven Standort äußerst begrüßen". Die Tourist-Information solle ihren Standort haben, "wo unsere Gäste und die Besucher von Bad Reichenhall sich am meisten aufhalten". Der Rufo-Vorsitzende Mike Rupin, Versicherungsvertreter mit Büro am Beginn der Frühlingstraße, erklärt: "In der Hochsaison stehen jeden Tag Gäste bei mir im Büro und fragen nach der Tourist Information oder wollen eine andere Auskunft."

Der Standort im Kurgastzentrum sei schlecht auffindbar und "für eine gute Betreuung unserer Gäste einfach der falsche". Die Besucherfrequenz sei niedrig, "es ist abseits der Gästeströme und erfüllt damit nicht mehr die heutigen Anforderungen." Ähnlich äußert sich Stefan Hagn vom Hotel Avalon: "Eine Tourist Information hat heute ganz andere Funktionen als noch vor 30 Jahren. Es geht weniger um den Gast, der ein Zimmer sucht, als um den Gast, der sich vor Ort beraten lassen möchte. Er will Tickets buchen, Geheimtipps und mehr Infos über den Ort erfahren." Eine einfach aufzufindende Tourist-Info in der Fußgängerzone sei "das A und O".

Tourist-Info könnte Frequenz in die Fußgängerzone bringen

Wie das Rufo weiter schreibt, sei eine Tourist-Info in der Fußgängerzone auch für den Handel "ein großer Vorteil". Die Betriebe generierten 20 bis zu 50 Prozent ihrer Umsätze durch Touristen. Uli Wassermann vom Kaufhaus Juhasz erklärt: "Es gibt viele tolle Beispiele von Urlaubsorten, wo eine Tourist-Information zusätzlich Kundenfrequenz in die Innenstadt bringt."

Die beiden Unternehmer Oliver Schmid-Falter und Andreas Senger wünschen sich laut Presseaussendung "ein besseres Miteinander und ein in die Zukunft gerichtetes Denken": Die Tourist-Info in der Fußgängerzone sieht Oliver Schmid-Falter als "Zeichen der Neuausrichtung, zusammen mit dem Großprojekt und der Eröffnung des ibis Style Hotels".

Letzteres soll in den Luisenbad-Neubau einziehen, in direkter Nachbarschaft zur geplanten Tourist-Info. Andreas Senger meint: "Der neue Standort wirkt sich positiv auf das Stadtbild aus und ist zur Lenkung der Touristen in die Innenstadt zu bevorzugen. Gerade in der aktuellen Situation ist es wichtig positive Zeichen zu setzen und in die Stadt zu investieren, Budgetkürzungen sind aus meiner Sicht unverständlich." Auch Bürgerbräu-Chef Christoph Graschberger findet: "Sparen ist zwar sinnvoll, jedoch an der richtigen Stelle. Das kürzen vom Budget im Marketing ist dabei jedoch nicht zielführend."

Stadtrat kritisierte die Umzugskosten und Miete

Wie berichtet, hatte der Stadtrat erst nichtöffentlich, dann auch öffentlich über die finanzielle Ausstattung der ehemaligen BGLT, künftig Tourismus & Stadtmarketing GmbH, gestritten und sich dann auf 1,7 Millionen Euro geeinigt. Davon sollen aber maximal 1,6 Millionen Euro ausbezahlt werden, bis offene Fragen geklärt sind. Die Mehrheit des Stadtrats hatte sich übergangen gefühlt und vor allem die Kosten des Umzugs und den neuen Mietvertrag kritisiert.

Umziehen soll demnach nicht nur die Tourist-Info, sondern das gesamte Stadtmarketing-Team um Geschäftsführerin Dr. Brigitte Schlögl. Das Rufo kritisiert in seiner Aussendung, dass das Budget des Stadtmarketings gekürzt wurde und "fragt sich auch, warum Stadträte, ohne mit den direkt Betroffenen bzw. deren Interessenvertretung zu reden, solche Entscheidungen gutheißen".

Dem Stadtrat Kleinkrieg und Blockadehaltung vorgeworfen

Für Tourismuswerbung gebe es andernorts Sonderbudgets in diesen schwierigen Zeiten. "Wo sich benachbarte Destinationen neu aufstellen und stärker investieren, wird bei uns reduziert… Damit nimmt man unserer Stadt die Chance, stärker in die Bewerbung und in die Kommunikation zu gehen", so das Rufo.

Das Stadtmarketing habe die Aufgabe, Bad Reichenhall zu bewerben, nach außen zu kommunizieren. "Das wurde und wird aus der Sicht des Rufo auch sehr gut gemacht und dass trotz der Mehrbelastung durch die Turbulenzen, die es in der BGLT gab", lobt das Rufo und fordert "einen innovativen, gesprächsbereiten Stadtrat, der sich in Summe um die Belange der Bürger und der hiesigen Geschäftsleute kümmert und auch auf diese hört". Der Stadtrat solle die Stadt nicht "durch Kleinkrieg und Blockadehaltung weiterhin lähmen".

− red/can