Teisendorf
Mit dem Oldtimer-Wohnmobil auf großer Fahrt

12.09.2022 | Stand 20.09.2023, 4:40 Uhr
Monika Konnert

Vroni und Maxi Mühlbacher sen. sind stolz auf ihr Wohnmobil, mit dem sie schon viele Reisen unternommen haben. −Fotos: Monika Konnert/Scan

Es hat 54 Jahre auf dem Buckel und fährt und fährt und fährt. In diesen Tagen startet es erneut, diesmal Richtung Kreta: das Wohnmobil von Max Mühlbacher sen. und seiner Frau Vroni. Es ist die zweite Reise in diesem Jahr, die erste führte sie nach Kroatien. Das reisefreudige Paar ist seit 1986 meist zweimal im Jahr in Europa und darüber hinaus mit ihrem jetzt "rollenden Oldtimer-Appartment" unterwegs. Kurze Unterbrechungen in der Reisetätigkeit gab es nur als das zweite Kind, Sohn Max, geboren wurde und während der Corona-Pandemie.

Ursprünglich alsLieferwagen konzipiert

Max Mühlbacher jun. hat den 1968 gebauten Mercedes L406 Transporter, 1986 für rund 1200 DM gekauft. Inzwischen hat sich der Wert gesteigert. Damals war das ursprünglich als Lieferwagen konzipierte und genutzte Gefährt bereits von seinem Vorbesitzer zu einem Wohnmobil mit Koch-, Wasch-, Sitz und Schlafmöglichkeiten und vor allem mit sehr viel Stauraum ausgebaut worden. Die Einrichtung wurde von den Mühlbachers in den 36 Jahren, seit sie das Wohnmobil haben, nur geringfügig verändert. Das, was das Auto ausmacht und was Max Mühlbacher immer wieder aufs neue fasziniert, kann man bei der Beschreibung im Internet für den Mercedes L406 nachlesen: "Größer und stärker als ein Lieferwagen. Wendiger und leichter als ein LKW".

So haben die Mühlbachers ihre Fahrten durch die Wüsten des Sinai, Ägyptens oder Marokkos ohne Probleme gemeistert, sagen sie, ebenso wie die engen, oft steilen Serpentinen in den Schluchten des Balkans, geschotterte Bergstraßen in Albanien, Georgien oder der Türkei und vieles mehr. Beim Kauf hatte der Wagen 60 PS, erzählt Max Mühlbacher sen. Bald hat der passionierte Hobbymechaniker selbst einen neuen Motor eingebaut, und die Leistung auf 88 PS gebracht. Obwohl auf den Reisen immer ein gut sortierter Werkzeugkasten mit an Bord ist, habe man diesen selten gebraucht, denn die Technik sei sehr solide. Die bislang wohl größte und einzige Panne gab es bei der Fahrt nach Ägypten 1988. Über Serbien, Griechenland (Piräus, Rhodos), Zypern, Israel (Haifa) durch den Sinai sei man nach dort hingefahren, erzählt Vroni. Weiter ging es das ganze Niltal hinunter bis in den äußersten Süden des Landes. Nach fast 2300 Kilometern durch die Wüste sind die beiden Federn vorne gebrochen. Dennoch kamen die Abenteurer noch bis Kairo zurück. Dort fanden sie eine Werkstatt, die den Schaden behob. Die beiden Plattfedern wurden von den dortigen Mechanikern per Hand angefertigt und eingebaut. Kostenpreis: 125 DM. Die Federn mussten bis heute nicht ausgewechselt werden. Übrigens, der Diesel kostete 1988 in Ägypten 3,5 Pfennig pro Liter.

"Wir haben uns damalsnicht viele Sorgen gemacht"

Auf den ersten Reisen 1986 in die Türkei, 1987 nach Marokko und 1988 nach Ägypten war auch die kleine Tochter Miriam dabei. Auf einem der Fotos in der Wüste Ägyptens sieht sie einem Beduinenkind zum Verwechseln ähnlich. "Wir haben uns damals nicht viele Sorgen gemacht", meint Mutter Vroni. "Miriam hat alles ohne Probleme mitgemacht und die Reisen genossen. Sicherheitsbedenken hatten wir nie". Nach der Geburt des Sohnes gab es 1989 eine Reisepause. Dann begannen die Mühlbachers damit, die Länder im Süden und Norden Europas zu bereisen. Eigentlich fast alle, bis auf Spanien und Frankreich, die für sie nur Durchfahrtswege aber noch nie die eigentlichen Reiseziele waren. Max sen. hat stets eine klare Präferenz – Griechenland, Kroatien, Slowenien, östliches Mittelmeer und Adria. Denn Max Mühlbacher sen. hat Hobbys, die er dort gerne ausübt: Tauchen und Boot fahren.

Auf den Reisen führt Familie Mühlbacher immer ein Schlauchboot mit Motor mit, das genau in die Kiste unter der Sitzbank passt und mit dem man entlang der Küsten einsame Buchten mit feinem Sand aufsuchen kann. Für die Reiseplanung ist Vroni zuständig. In den Reiseführern sucht sie nach kulturellen Zielen, die sie während der Fahrt oder am Urlaubsort besichtigen können. Denn Land und Leute und die Kultur der Länder, die man durchfährt, kennenzulernen, ist für sie selbstverständlich. Deshalb nehmen sie von zuhause auch nur wenig Proviant mit. "Eigentlich findet man überall genügend Lebensmittel und Getränke. Und wir gehen auch gerne in Gaststätten vor Ort Essen und lernen so die europäische Küche immer besser kennen."

Zwei Fahrten aus jüngster Zeit haben sie besonders begeistert. 2018 ging es wieder mal nach Griechenland, diesmal auf die ionischen Inseln. Nach einigen Tagen entschlossen sich die Reisenden, nach Albanien überzuwechseln und entlang der Küste nach Norden zu fahren. Albanien habe sie total begeistert mit seinen Stränden, dem Gebirge und den freundlichen Menschen, erinnert sich Vroni. Noch interessanter wurde es ein Jahr später, als sie mit ihrem Wohnmobil durch die Türkei bis nach Georgien und Armenien fuhren. Das Schwarze Meer, Gebirgspässe, die Georgische Heerstraße, Tbilissi, Yerevan, Höhlenklöster, Orthodoxe Kirchen mit Ikonen, in Armenien das Kloster Haghpat aus dem 10. Jahrhundert, der Sewansee auf 1900 Meter Höhe, der Große Kaukasus in der Ferne.

In Mestia, eine im Norden Georgiens auf 1450 Meter Höhe gelegene Stadt, habe auf dem Parkplatz plötzlich neben ihrem Wohnmobil ein neuer VW-Kleintransporter aus Deutschland gestanden. Die Insassen beäugten das Oldmobil mit der deutschen Nummer und konnten kaum glauben, dass die Familie es mit diesem Oldie bis hierher geschafft hat. Es waren insgesamt 9000 Kilometer, die die Mühlbachers in dem Urlaub 2019 unfall- und pannenfrei zurücklegten.

Ein Ende ihrer Reisen mit dem Oldtimer-Wohnmobil ist nicht in Sicht. Es gegen ein neues Wohnmobil auszutauschen, kommt für sie nicht infrage. Denn der Oldie fährt und fährt und bringt die reiselustige Familie zu neuen Stränden und neuen Abenteuern.